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Bad Wörishofen: Kämmerer spricht von "Mobbing", der Bürgermeister hält dagegen

Bad Wörishofen

Kämmerer spricht von "Mobbing", der Bürgermeister hält dagegen

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    Im Rathaus von Bad Wörishofen bahnt sich erneut eine wichtige personelle Veränderung an.
    Im Rathaus von Bad Wörishofen bahnt sich erneut eine wichtige personelle Veränderung an. Foto: Markus Heinrich

    Im Rathaus von Bad Wörishofen gärt es. Kämmerer Tim Hentrich hat zwischenzeitlich einen 18 Seiten langen Brief an die Stadtratsmitglieder verschickt, in dem es um sein Versetzungsgesuch geht. Enthalten sind zahlreiche Vorwürfe gegen Bürgermeister Stefan Welzel. Die beiden Männer sind Parteikollegen in der CSU. Hentrich führt den Ortsverband in Stetten. Hentrich legt in seinem Brief auch die anwaltliche Kommunikation offen, die entstand, nachdem ihm Welzel das Betreten des Rathauses verboten hatte. 

    Hentrich spricht von einem Verbot des Führens der Dienstgeschäfte, das gegen ihn ohne ersichtlichen Grund verhängt worden sei. Welzel vertritt dagegen die Auffassung, dass kein Verbot des Führens der Dienstgeschäfte ausgesprochen wurde und ließ das den Anwalt der Stadt auch so ausrichten. Hentrich schildert nun in seinem Brief, ihm seien damals Dienstlaptop und Schlüssel abgenommen worden. Er fühle sich behandelt „wie ein Schwerverbrecher“. Mittlerweile durfte Hentrich das Rathaus wieder betreten. Er will nun allerdings weg und wird im September eine neue Stelle bei der Regierung von Schwaben antreten. 

    Kämmerer Hentrich fühlt sich behandelt "wie ein Schwerverbrecher"

    Hentrich schreibt von einer „langen Kette von Maßnahmen“, die ihn „aus dem Amt drängen“ sollen und schildert den Ratsmitgliedern, er sehe sich „einer Mobbingsituation ausgesetzt“. Der Brief liegt unserer Redaktion in voller Länge vor. Hentrich beklagt zudem, er wisse bis heute nicht, was Welzel ihm eigentlich vorwirft. 

    Bürgermeister Welzel sagt dazu, er kenne den Brief, habe diesen aber nicht direkt von Hentrich erhalten. Die Entscheidungen seien „in enger Abstimmung mit dem Personalrat angeordnet“ worden, betont der Bürgermeister. Was genau er nun angeordnet hat, sagt Welzel aber nicht. „Im Sinne des Erhalts der Funktionsfähigkeit der Verwaltung und des Schutzauftrags für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss man manchmal auch konsequente Entscheidungen treffen“, teilt Welzel mit. „Das ist völlig rechtmäßig und schützt vor Sachverhalten wie Mobbing oder übler Nachrede.“ Ihm liege eine „wertschätzende und gute Zusammenarbeit“ im Rathaus „sehr am Herzen“. Hier habe er „unterstützend schon Situationen bereinigen und gut klären können, wobei die Personalverantwortung des Rathauses bekanntlich in den Händen der Leitung des Hauptamtes liegt“, so Welzel.

    Da war die Welt zwischen Bürgermeister und seinem Kämmerer und Wirtschaftsförderer noch in Ordnung: Stefan Welzel (links) und Kämmerer Tim Hentrich.
    Da war die Welt zwischen Bürgermeister und seinem Kämmerer und Wirtschaftsförderer noch in Ordnung: Stefan Welzel (links) und Kämmerer Tim Hentrich. Foto: Markus Heinrich (Archivbild)

    Hentrich spricht in seinem Brief auch von schlechter Stimmung im Rathaus, wo er Kämmerer und Wirtschaftsförderer ist und zeitweise kommissarisch auch die Geschäftsleitung übernommen hatte. Auf Nachfrage geht er darauf nicht näher ein und verweist auf die Berichterstattung der Mindelheimer Zeitung zu den auffällig häufigen Personalwechseln. „Klar ist aber auch, dass die aktuelle personelle Konstellation Grund für meinen Entschluss ist, das Rathaus zu verlassen“, sagt Hentrich. „Ich habe sehr gerne und sehr engagiert für die Stadt Bad Wörishofen gearbeitet. Die Stadt und ihre Bürger sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich hätte es gerne weitergeführt und auch entsprechende Angebote unterbreitet“. 

    Zu seinen Vorwürfen gegen Welzel will Hentrich nicht weiter eingehen. „Nur so viel: Nachdem nie Kritik an meiner Arbeit geübt wurde, gehe immer noch davon aus, dass diese tadellos was. Was auch immer den Ersten Bürgermeister gestört hat, habe ich nie erfahren. Ich hätte mir daher rückblickend mehr Kommunikation gewünscht. Aus Rücksicht vor dem Amt möchte ich jedoch nicht detaillierter werden.“ 

    Warum durfte Tim Hentrich das Rathaus von Bad Wörishofen nicht mehr betreten?

    Warum Hentrich damals das Rathaus nicht mehr betreten durfte, ist weiterhin unklar. Warum es zum Zerwürfnis mit Welzel kam, der anfangs zusammen mit Hentrich ein äußerst produktives Duo gebildet hatte, ist ebenfalls nicht bekannt. Hentrich sagt, bis heute seien ihm die Gründe für das Betretungsverbot nicht schriftlich mitgeteilt worden. „Was mir mündlich eröffnet wurde, betrifft vertrauliche dienstliche Themengebiete, über die ich Stillschweigen zu bewahren haben“, sagt er. „Es taugt aber in keiner Weise zu einem solch drastischen Einschnitt in meine beamtentrechtliche Stellung. Worum es sich konkret handeln soll, wurde mir nie mitgeteilt. Ein Disziplinarverfahren, in dem diese Vorwürfe hätten benannt werden müssen, wurde nicht eröffnet. Meine Anstellung als Kämmerer hat auch nichts mit dem Parteibuch zu tun. Ich habe stets unparteilich und gesetzlich gehandelt“, so Hentrich. 

    Seinen Brief an die Stadträte solle „der sachlichen Information“ des Rats dienen. „Dieser ist nach meiner Auffassung über die zugrunde liegenden Tatsachen beziehungsweise internen Vorgänge, nicht nur einseitig, sondern umfassend zu informieren“, schreibt Hentrich.

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