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Bad Wörishofen: Festival der Nationen: Für Nigel Kennedy gibt mancher sein letztes Hemd

Bad Wörishofen

Festival der Nationen: Für Nigel Kennedy gibt mancher sein letztes Hemd

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    Andreas Adelhofer ist mit Nigel Kennedy unterwegs, auch bei dessen Auftritt in Bad Wörishofen.
    Andreas Adelhofer ist mit Nigel Kennedy unterwegs, auch bei dessen Auftritt in Bad Wörishofen. Foto: Headroom Media Service

    Ein abgeschnittenes Hemd, das optimale Klangerlebnis und das Festival der Nationen: Das ist eine Kombination, die Rätsel aufgibt. Aufgelöst wird sie durch Andreas Adelhofer, Stage Manager von Nigel Kennedy, der am Mittwoch, 27. September, beim

    Aelhofers Affinität zur Musik war schon immer groß. Als Gitarrist, Komponist und Texter führte ihn sein Weg nach dem Zivildienst zunächst in ein Medizinstudium, dass er kurz vor dem zweiten Staatsexamen zu Gunsten der Musik verließ. Nach zahlreichen renommierten anderen Künstlern ist Adelhofer vor rund zwölf Jahren auf Nigel Kennedy getroffen und die gegenseitige Liebe zur Musik und der Anspruch an eine hochwertige Klangreproduktion haben bis zum heutigen Tag weltweit zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit geführt. 

    „Ich fühle mich als zusätzliches Bandmitglied und habe auch den entsprechenden künstlerischen Anspruch an mich selbst. Das, was das Publikum hört, ist das, was ich aus dem mache, was von der Bühne kommt", sagt Adelhofer. "Ich versuche immer, jeden Sitz im Raum zum besten zu machen.“ Natürlich spiele der Bau selbst auch eine Rolle. Bad Wörishofens Kursaal sei "eine Art Multifunktionshalle, wo unterschiedliche Darbietungen realisiert werden können.“ 

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    Beim Festival der Nationen hängen 1000 Kinder und Jugendliche dem Weltstar Igor Levit an den Lippen, der aus seiner eigenen Jugendzeit erzählt.

    Zwischen Künstler und Tonmeister kommt es regelmäßig zu einem manchmal auch kontroversen Austausch über die beste Interpretation der Darbietung. „Wie bei jedem künstlerischen Ausdruck, ist die Wahrnehmung beim Publikum von zentraler Bedeutung und ich finde es wichtig, mich gelegentlich auch mit dem Künstler zu reiben, weil dies oft das Ergebnis verbessert. Ich möchte das Klangerlebnis so gestalten, wie ich es als Fan und zahlender Besucher selbst hören und erleben wollte“, sagt Adelhofer. Trotzdem sei die Zusammenarbeit mit Kennedy unkompliziert. 

    "Nigel ist sehr nahbar", spiele nach Konzerten oft noch in kleinen Clubs, sagt Andreas Adelbauer

    „Nigel ist sehr nahbar und geht direkt auf die Leute zu. Er ist ein Vollblutmusiker. Es passiert oft, dass er nach einem Konzert noch in einen kleinen Jazzclub vor Ort geht, um mit Musikern dort zu spielen. Meine Erfahrung ist, dass die Leute, die ganz oben sind, am unkompliziertesten im Umgang sind, sie müssen sich nichts mehr beweisen.“ Besondere Allüren habe Kennedy nicht, allerdings gibt es auch von ihm eine lustige Anekdote. „Es kommt ab und zu mal vor, dass er seine Bühnengarderobe im Hotelzimmer vergisst. Als dies wieder mal passierte, musste der Manager sein Hemd ausziehen. Da der Mann 1,92 Meter groß ist, war das Hemd viel zu groß für Kennedy. Da hat er einfach die Ärmel abgeschnitten und das war dann seine Bühnengarderobe.“ 

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    Glanzvoller Auftakt zum Festival der Nationen in Bad Wörishofen: Igor Levit spielte und auf dem Roten Teppich drängten sich die Ehrengäste.

    Natürlich kann sich Adelhofer auch an den Vorfall in Bad Wörishofen vor 13 Jahren erinnern, als die Polizei auf Kennedys Aftershowparty in einem Bad Wörishofer Hotel Zimmer und Musiker nach Drogen durchsuchte. Adelhofer selbst sei zu dem Zeitpunkt schon auf seinem Zimmer gewesen. Allerdings habe er mitbekommen, dass es weniger die Durchsuchung war, über die sich Kennedy so aufregte, sondern die Tatsache, „dass das einzige schwarze Bandmitglied sich als einziger bis auf die Unterhosen ausziehen musste.“ Die Antwort von Kennedy, der einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat, erfolgte bei seinem nächsten Auftritt in Er warf T-Shirts mit dem Aufdruck „Against police racism“ ins Publikum. Dem Rassismus-Vorwurf war die Polizei früh entgegengetreten. Aus den Akten gehe eindeutig hervor, dass alle Gäste der kleinen Party in Kennedys Zimmer nach Drogen durchsucht wurden, sagte der damalige Dienststellenleiter von Bad Wörishofen: „Wir machen da keine Unterschiede“. Dass man in der Suite keine Drogen habe sicherstellen können, sagte die Polizei ebenfalls. 

    An die Drogen-Razzia in Kennedys Suite in Bad Wörishofen erinnert sich Adelhofer ebenfalls

    Dieses Jahr gastiert Kennedy zum vierten Mal in Bad Wörishofen und sicher wird ihm auch diesmal wieder etwas ganz Besonderes einfallen. „Nigel ist ein sehr inspirierender Künstler, der mit seiner Virtuosität das Publikum begeistert. Was ihn auszeichnet und komplett von anderen klassischen Künstlern unterscheidet, ist seine Fähigkeit zu improvisieren und seine musikalische Bandbreite von Bach bis Hendrix. Es gibt keine zwei Konzerte, auf denen er exakt dasselbe Programm spielt, er ergänzt immer irgendetwas, bringt was Neues oder interpretiert neue Titel. Das macht es auch für mich interessant und spannend.“

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