„Dass die Taufe von Justina in der Osternacht stattfindet, ist etwas ganz Besonderes“, sagt Anna Schmid und strahlt. Dass das siebte Kind und jüngste Familienmitglied in der Stadtpfarrkirche St. Justina auf den Namen der Kirchenpatronin getauft wird, freut auch Pfarrer Andreas Hartmann, der zum ersten Mal in seinem Leben in der Osternacht ein Kind taufen wird. Wir haben die sympathische Großfamilie besucht.
Die wenige Tage alte Justina liegt in den Armen ihrer Mama und schläft. Ihre Brüder Konrad, 9, Bernhard, 8, und Anton, 6, kommen ins Zimmer, sofort wechselt der Säugling die schützenden Arme, jeder möchte der Erste sein, der die jüngste Schwester im Schlafe wiegt. Diese nimmt's gelassen und träumt weiter, auch als ihre zweieinhalbjährige Schwester Cäcilia mit einem rosafarbenen Puppenkinderwagen hereinstürmt und ihre Runden um die Kochinsel dreht.
Das Taufkleid der Familie Schmid aus Bad Wörishofen ist ein ganz besonderer Familienschatz
Bei der rasanten Fahrt löst sich die Sitzfläche vom Gestell, sofort ist Bruder Franziskus, 5, zur Stelle und repariert den Schaden. Papa Alexander stellt zwei große Kannen Saftschorle auf den großen Familientisch und kocht erst mal Kaffee. Mama Anna hat abwechselnd die Kinder auf dem Schoß und lächelt. Vor ihr liegt das schöne Taufkleid und ein ganz besonderer Familienschatz: ein weißes Taufkissen und ein aus zarter Spitze bestehender Taufschleier. Cäcilia krabbelt mit Schokoladenfingern heran, schon ist ein kleiner Fleck drauf, die Mama bleibt gelassen. Zum ersten Mal wird ein Kind der Familie in der Osternacht getauft – in der St.-Justina-Kirche auf den Namen Justina Maria. „Ich finde den Bezug zur Stadtpfarrkirche schön“, sagt Anna Schmid, deren Taufpatin den gleichen Namen trägt.
„Ursprünglich war die Osternacht der einzige Tauftermin der Kirche“, erklärt die studierte Grundschullehrerin mit Hauptfach Religion, aufgrund der hohen Kindersterblichkeit seien die Kinder später schon bald nach der Geburt getauft worden. Die große, von einem Wachskünstler verzierte Taufkerze steht bereit und wird die erste Taufkerze sein, die an der Osterkerze 2023 entzündet wird, freut sich Mama Anna. Während sie in aller Ruhe erzählt und die kleine Justina weiter im Land der Träume weilt, hüpft Cäcilia mit einem Bärenkostüm in den Raum. Offensichtlich haben die Kinder die Faschingskiste wiedergefunden, Franziskus als Adler und Anton als Cowboy lassen nicht lange auf sich warten. Konrad holt sich die Reste von Bernhards Geburtstagskuchen und erzählt begeistert vom Leben in einer Großfamilie: „Am schönsten ist es, wenn wir alle zusammen spielen, und am schlimmsten ist es, wenn sie mich nerven.“ Auf neue Geschwister haben sich alle Familienmitglieder stets gefreut, erinnern sich die Eltern. „Ich konnte mich nur auf drei freuen“, wirft Mittelkind Anton ein.
Die Kinder der Familie Schmid aus Bad Wörishofen bringen "Leben in die Bude"
Für Anna Schmid sei es immer wieder ein Wunder, wenn ein kleines Kind dazukommt, erzählt sie dankbar. Es ist Leben in der Bude, in jeder Minute, neben Justina schläft nur noch der 18-jährige Steven. „Er hat die Nacht durchgemacht“, erzählen seine Brüder fasziniert. Franziskus hat sich derweil als König verkleidet, Cäcilia kämpft spielerisch im Papageienkleid mit Ritter Anton. „Es ist einfach schön, mit den Kindern zu Hause zu sein“, findet die Großfamilien-Mama, die ihren Kindern viel Zeit zum freien Spielen ermöglicht. Papa Alexander geht am liebsten mit den Kindern an die frische Luft, ob zum Fußball spielen, Rollschuhlaufen oder Fahrradfahren, auch gemeinsames Handwerkern stehe hoch im Kurs. Cäcilia hat das Pinguinkostüm inzwischen abgelegt und kommt als Erdbeere verkleidet wieder. Die Frage, ob man in dieser schwierigen Zeit Kinder in die Welt setzen sollte, stellt sich bei einem so deutlichen Ja zum Leben gar nicht. „Jedes Kind ist für mich auch die Hoffnung, dass es anders werden kann“, sagt Anna Schmid, die aus ihrem Glauben viel Kraft schöpft, wie sie erzählt.
Die Vorfreude auf die Osternacht ist groß. „Die Legende sagt, dass die heilige Justina eine wahnsinnig hübsche Frau war“, erzählt Pfarrer Andreas Hartmann und wünscht der kleinen Justina, „dass sie auch so eine wahnsinnig hübsche Frau wird“. Dass der Säugling auf den Namen der Kirchenpatronin getauft wird, freue ihn besonders. In der Osternacht komme der Ritus der Tauferneuerung vor, erklärt er, das Taufwasser wird für das ganze Jahr gesegnet und die Menschen erinnern sich daran, dass sie getauft wurden. „In diesem Jahr wird die Erinnerung lebendiger, weil sie bei einer richtigen Taufe dabei sein können“, betont der Geistliche. Alle Geschwister der kleinen Justina werden dabei sein, wenn die Osternacht in der Stadtpfarrkirche St. Justina um 20.30 Uhr beginnt.