Es war ein Jahr voller Höhen und Tiefen für Angelika Beck, die sich seit 2015 gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen des ökumenischen Helferkreises für Geflüchtete in Bad Wörishofen engagiert. Der Sprachunterricht liegt ihr dabei besonders am Herzen. 2023 herrschte bei Beck allerdings Ernüchterung.
Beck blickt mit gemischten Gefühlen auf die Früchte der Arbeit im Jahr 2023. „Die Leute waren eher lustlos, kamen unregelmäßig zum Unterricht, da fällt einem das Unterrichten nicht immer leicht“, sagt sie. Besser wurde es erst, als nach Ostern die ersten Schüler aus dem Camp zum Unterricht in das evangelische Gemeindezentrum kamen. Zusammen mit vier weiteren Kolleginnen unterrichtet sie dort Asylberechtigte. Doch so sehr sich die ehemalige Realschulrektorin und Buchautorin aus Bad Wörishofen über den Lerneifer und die Fortschritte ihrer Schüler freute, umso mehr bedrückte sie die Situation in der Notunterkunft im Gewerbegebiet.
Die Bedingungen in der Notunterkunft Bad Wörishofen bereiten ihr Sorgen
„Ich will helfen, doch bei der großen Anzahl an Menschen, die dort auf sehr beengtem Raum untergebracht sind, ist das fast unmöglich“, beklagt Beck. So konzentriert sie sich auf Einzelne, die sie nicht nur im Sprachunterricht betreut, sondern darüber hinaus für Fragen und Hilfestellungen zur Verfügung steht. An sieben Tagen in der Woche ist sie per Mail für die Geflüchteten zu erreichen und reagiert immer umgehend. „Es sind oft Kleinigkeiten, mit denen ich weiterhelfen kann, doch für die Betroffenen bedeutet dieses sehr viel.“
Besuchte sie früher öfter das Camp, ist es seit September nicht mehr möglich, die Leute vor Ort aufzusuchen. Von einem Tag auf den anderen war der Zaun zu, der Eingang verschlossen. „Angeblich, damit die vielen kleinen Kinder nicht unbeaufsichtigt das Camp verlassen“, sagt Beck. Es ist eine Mischung aus Hilflosigkeit und Zorn, die sie in dieser Situation verspüre.
Dass die Arbeit in Bad Wörishofen Früchte trägt, zeigen mehrere Beispiele
Trotzdem hat sie nie daran gedacht, aufzugeben. Es sind die schönen Erlebnisse, die sie aufbauen und das Weitermachen leichter machen. Da ist zum Beispiel der junge Geflüchtete aus Afghanistan, Zakeria Asy, der zu Pfingsten mit dem Sprachkurs anfing und jetzt schon die B1-Prüfung abgelegt hat. Das bedeutet, dass er Deutsch nach so kurzer Zeit schon selbstständig verwenden kann.
Da sind die Geflüchteten, die bei der Versammlung der Diakonie nicht nur als fleißige Helfer im Hintergrund wirkten, sondern sich problemlos in die Gemeinschaft integrierten. Oder die 25 Fahrräder, die Beck in kürzester Zeit organisiert hat, alles kleine Bausteine auf dem Weg der Geflüchteten in eine gelungene Integration, die Beck immer wieder anspornen. Mit ihrer Begeisterung, sich für Geflüchtete einzusetzen, hat Beck auch in ihrer Familie eine Nachahmerin gefunden.
Angelika Beck kritisiert eine mangelnde Unterstützung aus dem Rathaus
Ihre Nichte engagiert sich – ganz nach dem Vorbild der Tante – auch in der Flüchtlingshilfe. Eine große Enttäuschung in diesem Jahr war für Beck die nach ihren Worten mangelnde Unterstützung aus dem Rathaus Bad Wörishofen, die letztlich zum Aus des Arbeitskreises Asyl geführt habe. „So etwas nagt nachhaltig an mir, da grüble ich schon eine Weile, warum die Arbeit der Ehrenamtlichen so wenig wertgeschätzt wird“, sagt Beck.
Dass sie auch privat ein nicht einfaches Jahr hinter sich hat, erwähnt Beck auch. "Ich bin unendlich dankbar, dass mein Mann eine lebensbedrohliche Erkrankung überstanden hat“, sagt sie. Für Angelika Beck waren es Wochen des Hoffens und Bangens und einer ungeheuren Doppelbelastung, da sie trotzdem auch weiter für „ihre“ Geflüchteten da war. Entspannung findet sie mit ihren zahllosen Geschichtsbüchern oder bei klassischer Chormusik.
In unserer Serie "Mein Jahr" kommen Menschen zu Wort, die aus ihrer ganz persönlichen Sicht über das Jahr 2023 berichten.