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Bad Wörishofen: Ein „alter Schinken“ aus Bad Wörishofen zieht die Menschen an

Bad Wörishofen

Ein „alter Schinken“ aus Bad Wörishofen zieht die Menschen an

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    Eine Filmszene spielt im einstigen Café am Sonnenbüchlsee von Bad Wörishofen. Der Film „Die Kneippkur“ stammt aus dem Jahr 1923. Der Film lagerte in mehreren Teilen im Bundesfilmarchiv.
    Eine Filmszene spielt im einstigen Café am Sonnenbüchlsee von Bad Wörishofen. Der Film „Die Kneippkur“ stammt aus dem Jahr 1923. Der Film lagerte in mehreren Teilen im Bundesfilmarchiv. Foto: Michael Scharpf

    Ein besonderes Projekt entwickelte in Bad Wörishofen eine besondere Anziehungskraft. Hunderte wollten sehen, was Hobbyhistoriker und Filmfan Michael Scharpf da zutage gefördert hatte. Die abenteuerliche Suche nach dem Film „Die Kneippkur“ nebst explosiver Randerscheinung machte viele neugierig. Namensvetter Ludwig Scharpf wiederum nutzte die Gelegenheit, um auf ein aktuelles Problem hinzuweisen.

    Der Stummfilm „Die Kneippkur“ stammt aus dem Jahre 1923. Dass ihn Michael Scharpf nun vor etwa 400 Besucherinnen und Besuchern in restaurierter Form präsentieren konnte, war keineswegs selbstverständlich.

    Vorausgegangen waren dazu Vorarbeiten, die sich über die letzten Jahre hinzogen und was nur deshalb möglich war, weil sich Michael Scharpf als akribischer und hartnäckiger Verwirklicher des Projekts erwies. Denn der alte Film war nicht nur von schlechter Qualität gewesen, sondern auch die Gefahr der Zerstörung stand im Raum. Nicht zuletzt unterlag das alte und offenbar hochexplosive Filmmaterial dem Sprengstoffgesetz. Eine weitere Überraschung, mit der Scharpf nicht gerechnet hatte.

    Motorschaden beim Restaurator - Tom Bakels konnte nicht dabei sein

    Jetzt aber lief der Film ohne Ruckeln und beschädigten Stellen bei der Vorführung ab. Möglich gemacht hat dies der Film-Restaurator Thomas Bakels, ein absoluter Fachmann auf diesem Gebiet, wie Michael Scharpf bei seiner Einführung sagte. Bakels wäre zu gerne selbst vor Ort gewesen. Ein Motorschaden habe das verhindert.

    Glückliche Gesichter nach der Filmvorführung: Uli Fiedler (von links), Harald Rüschenbaum, Stefan Hebel, Daniel Eberhard, Bürgermeister Stefan Welzel und Michael Scharpf.
    Glückliche Gesichter nach der Filmvorführung: Uli Fiedler (von links), Harald Rüschenbaum, Stefan Hebel, Daniel Eberhard, Bürgermeister Stefan Welzel und Michael Scharpf. Foto: Helmut Bader

    Michael Scharpf ging kurz auf die Geschichte der Entstehung des Projekts ein, an dem besonders der Kneippbund, der Verschönerungsverein, der Förderkreis des Kneippmuseums und der Kur- und Tourismusbetrieb der Stadt mitgewirkt hatten.

    Alle hatten ihre Vertreter zu der Aufführung gesandt, und auch Stefan Hebel war vor Ort. Der Inhaber des Süddeutschen Fotomuseums in Bad Wörishofen hatte den Film einst, ohne es wissen, mit anderem Fotomaterial ans Bundesarchiv geschickt. Eine weitere Anekdote dieses erlebnisreichen Projektes. Landrat Alex Eder und Bürgermeister Stefan Welzel wollten den alten Streifen ebenfalls sehen.

    Michael Scharpf stellte zu Beginn einige Bilder aus dem Film vor, bei denen der Unterschied in der Qualität deutlich zu erkennen war. In Auftrag gegeben wurde der Film 1923 von Kneippbund in der Zeit der damaligen Inflation.

    Michael Scharpf ist begeistert von der Resonanz auf den restaurierten Film

    Die Bilder aus dieser Zeit, sowie Banknoten mit Milliarden- und sogar Billionen auf den Geldscheinen brachten die Besucher bereits jetzt zum Schmunzeln und Lachen. Dies zog sich dann auch während der Vorführung des 50-minütigen Films durch. Michael Scharpf war selbst begeistert von der Resonanz des Publikums: „Ich hatte das Gefühl, dass die Leute unheimlich mitgegangen sind und sie sich bestens amüsierten. Dies ist die Bestätigung, dass sich der Aufwand gelohnt hat.“

    Für Wörishofen stellt der Film auf alle Fälle eine echte Bereicherung dar. Live begleitet wurde das Werk im Kursaal vom Harald-Rüschenbaum-Trio, das die Musik exakt den Filmszenen anpasste, was sicher keine leichte Aufgabe war. Das Trio ist in Bad Wörishofen vom Jazz-Festival bestens bekannt. Im Film waren es vor allem die Bilder vom alten Sonnenbüchlbad mit seinem schmucken Eingangstor oder Szenen mit Güssen und Wickel, welche die Leute besonders erfreuten.

    Angetan war auch Ludwig Scharpf, der ehemalige Vorsitzende des Stamm-Kneipp-Vereines. „Ich finde es schon toll, wie sich Michael Scharpf für die Historie der Stadt einsetzt und wie er diese mit dem Film erneut auffrischt und aufarbeitet“, sagte Scharpf. „Allerdings sollte man darüber hinaus nicht vergessen, dass die Kneipplehre auch in der heutigen Zeit gut dargestellt werden müsse.“ Dabei erinnerte er durchaus kritisch an den Masterplan der Kurverwaltung, den es mehr zu beachten gelte.

    Samt Fanclub aus Schlingen im Kursaal

    Rundum fasziniert äußerte sich Alois Birk: Ich hätte nicht gedacht, dass der alte Schinken so gut herauskommt, ich bin richtig begeistert.“ Ulrike Frühauf hatte gleich einen ganzen Fanclub aus Schlingen mitgebracht: „Es war eine tolle Premieren-Veranstaltung für uns alle.“

    Dass auch Besucher von auswärts unter den Gästen waren, bewies Roland Bredow aus Obergünzburg. „Meine Nachbarin gehörte zu einer fast 20 Mitglieder starken Kurgruppe aus Bietigheim-Bissingen, die sich dahingehend äußerte, dass sie etwas versäumt hätte, wenn sie sich den Film nicht angesehen hätten.“ Bredow selbst meinte zum Film: „Das war eine Sternstunde für Bad Wörishofen. Die Leute haben gestaunt und gelacht, weil sie etliche der erwähnten Personen noch in Erinnerung hatten.“

    Michael Scharpf selbst erzählte im Nachgang noch, dass die denkmalgeschützte Filmburg Marktoberdorf den Film zeigen werde. Das habe er bereits mit der Kinobetreiberin Monika Schubert vereinbart. Außerdem wird eine weitere Aufführung im nächsten Jahr ins Auge gefasst, wenn der Film 100 Jahre alt wird.

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