Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Sebastianeum in Bad Wörishofen schließt im Herbst

Bad Wörishofen

Das Sebastianeum in Bad Wörishofen steht vor dem Aus

    • |
    Dunkle Wolken über dem Sebsatianeum in Bad Wörishofen: Gestern erfuhren die Beschäftigten, dass das ehemalige Vier-Sterne-Hotel Ende Oktober geschlossen werden soll. Ein Investor aus der Region hat das Gebäude gekauft.
    Dunkle Wolken über dem Sebsatianeum in Bad Wörishofen: Gestern erfuhren die Beschäftigten, dass das ehemalige Vier-Sterne-Hotel Ende Oktober geschlossen werden soll. Ein Investor aus der Region hat das Gebäude gekauft. Foto: Alf Geiger

    Die Bayerische Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder hat am Donnerstag die Schließung des Sebastianeums in Bad Wörishofen zum 31. Oktober bekannt gegeben. Wie unsere Redaktion exklusiv erfuhr, wurden noch am Nachmittag die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über diesen Schritt informiert. Als Grund gab Verwaltungsdirektor Ansgar Dieckhoff an, dass der Betrieb der Einrichtung seit Jahren nicht kostendeckend sei: „Eine langfristige Entwicklungsperspektive fehlt.“ Unter den gegebenen Rahmenbedingungen sehen die Barmherzige Brüder Bayerische

    Das Sebastianeum war nach der Schließung des Kneippianums im August 2018 als letzte der drei Stiftungen Kneipps noch in Betrieb. Das Kneippianum war vom Orden der Barmherzigen Brüder an den Mindelheimer Unternehmer Dieter Glass verkauft worden. Im Dezember 2022 ging ein Aufatmen durch die Kneippstadt, als bekannt wurde, dass das Kneippianum Bad Wörishofen zu einer Klinik wird. Das Bad Kissinger Gesundheitsunternehmen Heiligenfeld eröffnete in Bad Wörishofen einen weiteren Standort.

    Das sagt der neue Eigentümer des Sebastianeums in Bad Wörishofen zu seinen Plänen

    Das Entscheidungsgremium der Ordensprovinz habe nun festgelegt, dass „der Verkauf der Immobilie Sebastianeum und des dazugehörigen Parkdecks an die Firma Glass erfolgen wird, welche bei den bisher aus dem Bestand der Ordensprovinz erworbenen Immobilien eine verantwortungsvolle und höchst wünschenswerte Nachfolgenutzung umgesetzt hat.“ 

    Das Sebastianeum in Bad Wörishofen

    200 Jahre Kneipp, 130 Jahre Sebastianeum: ein Doppeljubiläum.

    Kneipp gründete das Haus 1891 einst als Priesterkurhaus, als immer mehr Gäste nach Bad Wörishofen kamen. Ausschlaggebend war Kneipps Buch „Meine Wasserkur“.

    Am 7. Juli 1891 hielt Kneipp seine erste Sprechstunde im neuen Haus, am 10. Juli waren dort rund 100 Kurgäste vor Ort.

    Zunächst kümmerten sich die Mallersdorfer Schwestern um die Gäste. Kneipp bat aber die Barmherzigen Brüder um Mithilfe, weil in dem Haus ausschließlich Männer untergebracht waren.

    Am 1. Oktober 1892 bezogen die ersten Barmherzigen Brüder das Gebäude: Bonifaz Reile, Benno Perschlmeier und später Max Schips. Am 25. November 1893 übergab Kneipp das Sebastianeum vertraglich dem Orden der Barmherzigen Brüder.

    1894 wurde der Anbau vollendet.

    1958 wurde die Raphaelschwesternschaft gegründet. Sie sollte die Barmherzigen Brüder im Sebastianeum unterstützen. Das Haus hatte nun über 250 Betten, die Barmherzigen Brüder durch einen Rückgang der Ordenseintritte aber nicht mehr genügend Helfer. (Quelle: Barmherzige Brüder)

    Auf Anfrage unserer Redaktion hat Bauunternehmer Dieter Glass am Donnerstag bestätigt, dass sein Unternehmen das Sebastianeum erworben hat. Glass: „Mit dem Erwerb sind die drei Wirkungsstätten von Pfarrer Kneipp, das

    Das sagen die Barmherzigen Brüder zum Verkauf des Sebastianeums in Bad Wörishofen

    Pfarrer Sebastian Kneipp selbst gründete vor 130 Jahren das Sebastianeum, das Bad Wörishofens Kurpromenade prägt. Zu den Kneipp´schen Stiftungen gehörten auch das sogenannte Kinderasyl (Kneipp’sche Kinderheilstädte) und das Kneippianum am Kurpark. Das Sebastianeum wurde zwischenzeitlich modernisiert und noch vor einem Jahr wurde das 130-jährige Bestehen von Kneipps Stiftung groß gefeiert. Der Provinzial der Barmherzigen Brüder in Bayern, Frater Rudolf Knopp, betonte schon beim damaligen Festakt, dass der Fortbestand des Sebastianeums angesichts schmaler Budgets und Kostensteigerungen „eine echte Herausforderung“ sei. Aus wirtschaftlichen Gründen war das frühere Vier-Sterne-Hotel zu einer Vorsorge- und Rehaeinrichtung umgebaut worden. Durch diese Neujustierung im September 2021 hin zu „hochwertiger Therapie und Medizin“ und weg von Hotel sollte die Zukunft des Traditionshauses langfristig gesichert werden.

    Am Donnerstagnachmittag erfuhren Mitarbeiter von der Schließung

    Das hat nicht funktioniert: Der Betrieb der Einrichtung ist seit Jahren nicht kostendeckend, teilten die Barmherzigen Brüder jetzt mit. „Unter den gegebenen Rahmenbedingungen sehen die Barmherzige Brüder auch für die Zukunft keine positive wirtschaftliche Entwicklungsperspektive“, so Verwaltungsdirektor Ansgar Dieckhoff zu unserer Redaktion: „Das Sebastianeum hat in den letzten fünf Jahren negative Jahresergebnisse von rund acht Millionen Euro ausgewiesen.“ Aufgrund der für das laufende Jahr 2023 vorliegenden aktuellen Zahlen sei für dieses Jahr von einem Jahresverlust von voraussichtlich über 1,5 Millionen Euro auszugehen. Ansgar Dieckhoff ist als Verwaltungsdirektor für die kaufmännischen Fragestellungen und Immobilienangelegenheiten der Barmherzigen Brüder verantwortlich. Er hatte immer betont, das Sebastianeum mit dem Erlös aus dem Kneippianum zukunftsfest machen zu wollen.

    Die negativen Jahresergebnisse haben laut Dieckhoff ihre Ursache unter anderem darin, dass „das Sebastianeum mit seinen höheren Personalaufwendungen nicht konkurrenzfähig ist.“ Die Mitarbeitenden im Sebastianeum werden demnach nach einem Tarifwerk vergütet, das sich an der Vergütung im öffentlichen Dienst orientiert und damit vom Vergütungssystem des Hotel- und Gaststättentarifs abweicht. Im Übrigen zeichne sich bereits jetzt eine Tarifsteigerung ab, welche die Unterdeckung der Erlöse noch verstärken wird, sieht Dieckhoff schwarz.

    Die Barmherzigen Brüder suchten vergeblich nach Reha-Betreibe

    Darüber hinaus müssten bei einem Weiterbetrieb des Sebastianeums „erhebliche Investitionen vorgenommen werden“, ist der Verwaltungsdirektor der Barmharzigen Brüder überzeugt: „Diesbezüglich müssten allein in den kommenden zwei Jahren rund zwei Millionen Euro investiert werden, was über die normale Instandhaltung deutlich hinausgeht.“ Im Bemühen, alternative Lösungen zu finden, seien die Barmherzigen Brüder bundesweit mit 23 Reha-Betreibern wegen einer Betriebsübernahme in Kontakt getreten. Dieckhoff: „Keiner der angesprochenen Betreiber war zu einer Betriebsübernahme bereit. Ein Weiterbetrieb des Sebastianeum ist vor diesem Hintergrund aus wirtschaftlichen Zwängen nicht realistisch und nicht vertretbar.“ Die Schließung sei nach vorausgegangenen Beratungen mit der Mitarbeitervertretung beschlossen worden. 

    Auch in die weiteren Verfahrensschritte werde die Mitarbeitervertretung entsprechend der Mitarbeitervertretungsordnung eingebunden. Die Mitarbeitenden sind am Donnerstagnachmittag in einer Versammlung informiert worden. Zuletzt arbeiteten dort rund 80 Menschen, verteilt auf 65 Stellen.

    Das Sebastianeum Bad Wörishofen:

    • 200 Jahre Kneipp, 130 Jahre Sebastianeum: ein Doppeljubiläum.
    • Kneipp gründete das Haus 1891 einst als Priesterkurhaus, als immer mehr Gäste nach Bad Wörishofen kamen. Ausschlaggebend war Kneipps Buch „Meine Wasserkur“.
    • Am 7. Juli 1891 hielt Kneipp seine erste Sprechstunde im neuen Haus, am 10. Juli waren dort rund 100 Kurgäste vor Ort.
    • Zunächst kümmerten sich die Mallersdorfer Schwestern um die Gäste. Kneipp bat aber die Barmherzigen Brüder um Mithilfe, weil in dem Haus ausschließlich Männer untergebracht waren.
    • Am 1. Oktober 1892 bezogen die ersten Barmherzigen Brüder das Gebäude: Bonifaz Reile, Benno Perschlmeier und später Max Schips. Am 25. November 1893 übergab Kneipp das Sebastianeum vertraglich dem Orden der Barmherzigen Brüder.
    • 1894 wurde der Anbau vollendet.
    • 1958 wurde die Raphaelschwesternschaft gegründet. Sie sollte die Barmherzigen Brüder im Sebastianeum unterstützen. Das Haus hatte nun über 250 Betten, die Barmherzigen Brüder durch einen Rückgang der Ordenseintritte aber nicht mehr genügend Helfer. Quelle: Barmherzige Brüder
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden