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Bad Wörishofen: Bauern drohen mit Klage bei Sperrung des Bahnübergangs Bad Wörishofen

Bad Wörishofen

Bauern drohen mit Klage bei Sperrung des Bahnübergangs Bad Wörishofen

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    Der Bahnübergang an der Eishalle von Bad Wörishofen. Loks müssen dort Warnsignale geben.
    Der Bahnübergang an der Eishalle von Bad Wörishofen. Loks müssen dort Warnsignale geben. Foto: Markus Heinrich

    Das Ende der nervenden Lokpfeifen in Bad Wörishofen rückt näher. Doch zunächst verzögert sich eine Lösung, weil man im Stadtrat ziemlich unzufrieden mit dem Vorschlag der Verwaltung ist, der eigentlich beschlossen werden sollte. Dazu kommt Protest von Landwirten, die sich von der Stadt übergangen fühlen und nun mit Klage drohen. 

    Wenn ein Zug den unbeschrankten Bahnübergang an der Eishalle Bad Wörishofen passiert, muss ein Warnsignal ertönen. So will es das Gesetz. Das passiert Tag und Nacht - und nervt immer mehr Bürgerinnen und Bürger. Das habe auch damit zu tun, dass die neuen Loks auch andere Lokpfeifen nutzen, die offenbar lauter sind, sagte Bürgermeister Stefan Welzel (CSU). Er hatte sich zuletzt mit den verschiedenen Ansprechpartnern bei der Bahn sowie mit Behörden darüber ausgetauscht, wie man das Lokpfeifen abstellen kann. Das Ergebnis war ernüchternd. Allein für den Aufbau einer einfachen Umlaufsperre, also zwei Gittern, benötige die Bahn fünf Jahre Vorlaufzeit. Für andere Lösungen sind es acht Jahre. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Doris Hofer konnte das kaum fassen. "Das ist echt zum Fremdschämen", sagte sie. "Dass zudem nicht einmal die Sperrung bezahlt wird, ist echt peinlich, liebe Bahn", ließ sie wissen. 

    Mit einer "Circle-Line" will Bad Wörishofens Stadtbaumeister den Verkehr neu lenken

    Als einzig schnelle Lösung komme eine Sperrung des Bahnübergangs in Betracht, sagte Bürgermeister Welzel. Das könne sofort umgesetzt werden. Dann könne man mit der Bahn an der Umlaufsperre arbeiten. Stadtbaumeister Roland Klier sagte, man könne die nötigen Arbeiten für sie Sperrung schon im August erledigen. Damit wäre das Lokpfeifen Geschichte, sagte Welzel. Diese Zusage habe er von der Bahn bekommen. 

    Die Verkehrsteilnehmer müssten sich dann aber neue Wege zum Wertstoffhof und zum Flugplatz suchen. Klier stellte dazu eine "Circle-Line" vor, wie er es nannte. Es ist ein Einbahnstraßen-Rundkurs, der vom Kreisverkehr Nord an der Umgehungsstraße über bisherige Feldwege am Blumenfeld führt. Diese würden mit Asphalt und Spritzdecken befahrbar gemacht. Die Wege seien etwa 3,5 Meter breit. Für Radfahrer zeichnete Klier einen Kurs, der über das Gewerbegebiet führt. Auch die Landwirte müssten sich neue Routen zu den Feldern suchen. "Die schreien nicht gerade Juhu", berichtete Welzel. 

    Kritik an der Informationspolitik von Bad Wörishofens Bürgermeister

    In der Sitzung zeigte sich dann schnell, dass weder der Rat noch die Bauern zufrieden sind. Während Welzel mehrfach betonte, er habe mit den Landwirten gesprochen, stellten die es anders dar. "Man hat mit den Landwirten gar nicht geredet, das ist der Punkt", kritisierte FW-Fraktionschef Thomas Vögele. "Landwirte haben mir gesagt, dass sie rechtlich dagegen vorgehen werden." Johann Suiter (Grüne) sagte, im Saal säßen zwei Landwirte, die sagen, sie seien nicht informiert worden. "So ist das keine gute Lösung", kritisierte Suiter. "Das schafft neue Probleme." Welzel sagte, es habe im Oktober ein Gespräch mit den Bauern über eine Sperrung des Bahnübergangs gegeben. Damals lag die jetzige Lösung aber noch nicht vor. Aber bereits im Oktober hätten die Bauern große Bedenken gehabt, so Welzel. "Das hat sich nicht geändert." Hier hakte Doris Hofer ein. 

    Polizei Bad Wörishofen war in die Lösungsfindung nicht eingebunden

    Offenbar habe Welzel die Landwirte im Oktober informiert, den Stadtrat aber bis zuletzt nicht, kritisierte sie. Auch Vögele wünschte sich bessere Informationen vom Bürgermeister, der zwar per Mail eine Lösung signalisiert, dann aber bis zum Freitag vor der Sitzung nichts weiter nachgereicht, sich dafür aber in der Mindelheimer Zeitung geäußert habe. Dass er eine Presseanfrage beantwortet habe, sagte dazu Welzel, was der FW-Fraktionssprecher lautstark so kommentierte: "Dann muss man der Presse halt mal gar nichts sagen; die brauchen nicht alles zu wissen, wir sind das Entscheidungsgremium." Welzel bat Vögele, sich wieder zu beruhigen. Stadtbaumeister Klier trat derweil Vögeles Vorwurf entgegen, man schaffe mit der Circle-Line eine neue Kreuzung an der ohnehin schon engen Unterführung beim Flugplatz und damit einen neuen Gefahrenpunkt. Auf Konrad Hölzles (CSU) Nachfrage räumte Klier zudem ein, die Polizei sei in das Konzept nicht eingebunden gewesen. Das forderten daraufhin Hölzle und Joachim Nägele (FW). Hölzle erinnerte zudem daran, dass mit der Sperrung auch der Jakobs-Pilgerweg abgeschnitten werde. 

    Radfahrende auf die Rudolf-Diesel-Straße zu lotsen, sei eine "Katastrophe"

    Doris Hofer kritisierte vor allem die Wegeführung für die Radler. Diese auf die viel befahrene Rudolf-Diesel-Straße zu lotsen, wo es nicht einmal einen Radweg gibt, sei "eine Katastrophe", betonte Hofer, die mehrfach Verwaltung und Bürgermeister ermahnte, ihr auch zuzuhören. Für Radfahrer gebe es nach dem Plan nur zwei Möglichkeiten, die Bahnschienen zu überqueren, an der Hochstraße oder der

    Möglicherweise steht Bad Wörishofen eine noch größere Aufgabe mit der Bahn ins Haus

    Konrad Hölzle forderte Verkehrszählungen, um zu ermitteln, wie hoch der Betrieb an dem Übergang derzeit ist. Das wurde auch im Beschluss verankert. Dieser fordert zunächst, die Umlaufsperre auf den Weg zu bringen und die Polizei einzubinden. Die Sperrung des Übergangs wurde auf Vorschlag Welzels noch nicht beschlossen. Zuerst werde man die Anregungen aus dem Rat einarbeiten. Zuvor hatte unter anderem Finanzreferent Hölzle angekündigt, dagegen zu stimmen. Baureferent Sebastian Dietrich (Generation Fortschritt) dagegen wollte zustimmen. Er äußerte Verständnis für die Bauern, sagte aber auch, dass das "Pfeifen, das durch den ganzen Ort geht, für einen Kurort einfach unwürdig ist." Auch Hofer sagte, das lästige Pfeifen sei bis weit hinter Dorschhausen zu hören. Allerdings brauche es eine bessere Lösung. Diese müsse "für Landwirte bearbeitbar und für Radfahrer sicher" sein. 

    Stadtbaumeister Klier sagte allerdings, man werde die Sperrung dann wohl heuer nicht mehr umsetzen können, weil der Straßenbelag nur bei passender Witterung und Verfügbarkeit der Baufirmen aufgebracht werden könne. Kosten soll die Maßnahme rund 75.000 Euro. Möglicherweise kommt auf die Stadt aber eine größere Lösung zu. Die Bahn habe auch den beschrankten Übergang an der Hochstraße zum neuralgischen Punkt erklärt, durch die unmittelbare Nähe zu Kreisverkehr und der Einfahrt Stadionring. Bei einer nötigen Erneuerung der Schranken etwa könne man das so nicht mehr beibehalten, berichtete Welzel.

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