"Uns macht es Spaß, den Leuten eine Freude zu machen", sagt Moritz und strahlt mit den anderen 26 Kindern um die Wette. Seit Oktober hat die Grundschulklasse 2b der Pfarrer-Kneipp Grundschule mit ihrer Klassenlehrerin Ursula Glanz fleißig ein Krippenspiel eingeübt. Jetzt geht es auf Tour durch Bad Wörishofer Senioreneinrichtungen. Der erste Auftritt in der Seniorenresidenz sorgte für eine besondere Weihnachtsüberraschung.
"Ich wollte schon immer mal die Maria spielen", sagt Marie und zieht sich vorsichtig ihr weißes Kleid mit hellblauem Umhang an. Die Winterjacken türmen sich auf dem Tisch, ein Kind nach dem anderen schlüpft in sein sorgfältig mit den Eltern ausgewähltes Kostüm. Im Kreis sitzend wird der Text ein letztes Mal durchgesprochen, die Vorfreude auf die Aufführung ist groß. "Es macht mir viel Spaß, zu spielen", sagt Lukas, der in die Rolle des Josef schlüpfen wird und dann geht es auch schon los.
Der Saal ist mit Seniorinnen und Senioren gefüllt, die bei Kaffee und Kuchen schon gespannt auf den Besuch warten. "Wenn Kinder kommen, ist es immer besonders schön", sagt eine Bewohnerin mit leuchtenden Augen. Klassenlehrerin Ursula Glanz setzt sich ans Klavier, die Kinder stellen sich mit ernsthafter Miene im Halbkreis auf. "Du musst Dich dringend ausruhen, ich hab ja schon richtig Angst um Dich", sagt der kleine Josef besorgt, bevor er Maria zu zwei kleinen Stühlen führt. Das Jesuskind darf ausnahmsweise auch schon neben seinen Eltern in der Krippe liegen und einem Krippenspiel beiwohnen, das rührender nicht sein könnte.
Die Bewohnerinnen und Bewohner sind voll des Lobes für das besondere Krippenspiel in Bad Wörishofen
"Es ist einfach herzerwärmend, die Kinder sind mit einer solchen Begeisterung dabei", sagt ein Bewohner der Residenz und lächelt glücklich. Alle 27 Kinder der Grundschulklasse haben eine kleine Rolle, die sie mit erstaunlicher Textsicherheit und Ruhe auf die besondere Bühne zaubern. Auch das deutliche Sprechen mit dem Mikrofon hatte Ursula Glanz hervorragend mit ihren Schützlingen geübt. Als die Herbergssuche im Stall von Bethlehem endet und die Kinder "Alle Jahre wieder" im Chor anstimmen, schauen sie sich um und lächeln. Etliche Seniorinnen und Senioren singen mit, ein besonderer Moment.
Die Hirten legen sich erstmal gemütlich auf dem Boden schlafen, bevor ein kleiner Engel mit weißen Flügelchen und Heiligenschein ihnen die Geburt Jesu verkündet. Das abschließende alte Weihnachtslied "Ihr Kinderlein kommet", singen Kinder und Senioren wieder spontan gemeinsam, für einen kurzen Moment sind beide Generationen in Freude vereint. "Das war echt bärig", sagt Einrichtungsleiter Michael Zimmermann begeistert und hat natürlich auch für die Jüngsten eine süße Weihnachtsüberraschung im Gepäck.
Deshalb ist das Krippenspiel für Organisatorin Ursula Glanz aus Bad Wörishofen so wichtig
"Das war nicht bloß super, das war top", sagt Max Först begeistert. "Die Kinder waren voller Eifer dabei, komplett textsicher, top gesungen." Josef Müller erinnert sich an früher. "Wir hatten damals in Warmisried auch ein Krippenspiel mit Kindern und einem Chor", sagt er und bewundert, dass die Jüngsten ihren Text so sicher und auswendig vorgetragen haben. "Es war ein Hochfest für mich, einfach nur beglückend schön", verrät eine Seniorin, auch Klassenlehrerin Ursula Glanz strahlt. Dass sie mit ihrer Klasse jedes Jahr die Wörishofer Altenheime besucht, ist für sie selbstverständlich. "Ich finde es wichtig, dass die Kinder erleben, dass man ohne Geld den Menschen mit dem Krippenspiel eine große Freude machen kann", sagt sie.
Zudem finde sie es wichtig für die Jüngsten, ein Seniorenheim kennenzulernen und in Kontakt mit der älteren Generation zu kommen. "Die Kinder gehen immer gerne hierher", sei ihre Erfahrung, "sie spüren, dass wir hier sehr willkommen sind". Das fröhliche Kinderlachen verrät, dass sie recht hat. "Das ist das Weihnachtsgeschenk, dass sie sich ganz dolle freuen", sagt die kleine Mayra und erklärt: "Die Kinder bekommen Geschenke, die alten Menschen würden sonst keine Geschenke bekommen".