Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Bad Wörishofen: Bad Wörishofen will mehr Geld: Koordinator der Familiengärten tritt zurück

Bad Wörishofen

Bad Wörishofen will mehr Geld: Koordinator der Familiengärten tritt zurück

    • |
    Pächter der Familiengärten sind derzeit nicht gut auf die Stadt Bad Wörishofen zu sprechen. Das Foto zeigt (von links) Manfred Dlubatz, Machmux Osman Husyin, Charlie Mills, Manfred Honisch, Renate Rodler und Marianne Karban.
    Pächter der Familiengärten sind derzeit nicht gut auf die Stadt Bad Wörishofen zu sprechen. Das Foto zeigt (von links) Manfred Dlubatz, Machmux Osman Husyin, Charlie Mills, Manfred Honisch, Renate Rodler und Marianne Karban. Foto: Kathrin Elsner

    Bad Wörishofens Familiengärten sind eine Erfolgsgeschichte - womöglich aber ohne Happy End. "Ich fühle mich von der Stadt abgezockt", sagt Manfred Dlubatz enttäuscht. Der Ärger ist so groß, dass der Koordinator Charlie Mills seinen Rücktritt erklärt hat. Wie es mit den Familiengärten weitergeht, ist zudem unklar. Rund zwei Drittel der Hobby-Gemüsegärtner will oder kann aus finanziellen Gründen den Neuvertrag nicht unterzeichnen, den die Stadt vorgelegt hat. 

    Seit 2012 bietet die Stadt Bad Wörishofen Ackerflächen am Stadionring als Familiengärten zur Pacht an. Ein Angebot, das großen Anklang findet und gerade in der Zeit stark steigender Lebensmittelpreise noch wichtiger zu werden scheint. Das Gießwasser wurde bisher von der Stadt kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dies sei der Stadt

    Ein Wasserzähler wurde zwischenzeitlich eingebaut - aber für den Wasserpreis nicht berücksichtigt

    Im April diesen Jahres wurde der Gemeinschaft mitgeteilt, dass die Wasserversorgung gänzlich eingestellt werden soll, erinnert sich Charlie Mills. Auf Intervention der Gemeinschaft sei im Juli ein Zähler eingesetzt worden, um die vom Sportplatz hergeleitete und in einem Wasserfasswagen gesammelte Wassermenge zu messen. "Es wehrt sich hier keiner, Wasser zu bezahlen", sagt Manfred Honisch ernst, doch was dann geschah, ließ die Pächterinnen und Pächter fassungslos zurück. Mitte September flatterte die fristgerechte Kündigung der Altverträge zum 31. Dezember 2023 ins Haus, im neuen Pachtvertrag war die Summe von einem Euro Wasserpauschale pro Quadratmeter zu lesen. Auf Nachfrage erfuhr Charlie Mills, dass der Stand des Wasserzählers bei der Berechnung nicht berüchsichtigt wurde. "Eine Ablesung des Wasserzählers erfolgte nicht", da der Verbrauch zwischen Juli und Anfang September "kaum repräsentativ sein dürfte", teilte Welzel mit. Hierin sei auch die bewässerungsintensivere Pflanzzeit nicht berücksichtigt.

    Das sagt Bad Wörishofens Bürgermeister zur Kritik der Pächtergemeinschaft

    Die Kalkulation der Wasserpauschale für die sechs Monate, in denen den Familiengärten Wasser für die Bewässerung zur Verfügung gestellt wird, sei auf Basis des statistischen Wasserverbrauchs für Gärten über die Internetseite blitzrechner.de und dem aktuellen Wasserpreis 2021 der Stadtwerke Bad Wörishofen ermittelt worden, wie er auch der Stadt Bad Wörishofen für das Sportstadion in Rechnung gestellt werde, so Welzel weiter. Die Hochrechnung der Pächtergemeinschaft auf Basis der Zählerablesung erscheine zu gering, könne jedoch zum derzeitigen Zeitpunkt nicht beurteilt werden, so Welzel.

    Für Unverständnis sorgt bei den Hobbygärtnern auch, dass für das Gießwasser eine Abwassergebühr erhoben werden soll. "Man kann unsere Ackerflächen weder mit dem Sportplatz noch mit einer Kleingartenanlage vergleichen", gibt Renate Rodler zu bedenken. Mangels Toilettenanlage falle in den Familiengärten schlicht kein Abwasser an. Zu dieser Thematik teilt Welzel mit: "Es wird derzeit überprüft, eine Regelung zu finden, welche die Abwasserkosten entbehrlich macht." 

    Die aus Sicht der Hobbygärtner absurde Höhe der kalkulierten Wassermenge soll im folgenden Kalenderjahr mit dem tatsächlichen Wasserverbrauch der Gemeinschaft abgeglichen werden, eine Rückerstattung der zuviel geleisteten Beträge erfolge jedoch nicht, erzählen die Pächter. Stattdessen solle die Differenz mit den Kosten des folgenden Nutzungsjahres verrechnet werden. 

    Die meisten Pächter werden den neuen Vertrag der Stadt für die Familiengärten nicht unterschreiben

    Dass laut Vertrag das Aufstellen einer Regentonne zulässig ist, um selbstständig für die Bewässerung der Parzelle zu sorgen, darüber hinausgehende bauliche Anlagen jedoch verboten werden, sorgt ebenfalls für Unverständnis. "Wie soll denn ohne Dach das Regenwasser in die Tonne geleitet werden?", fragt Renate Rodler und schüttelt den Kopf. Ein Gespräch mit der zuständigen Bauverwaltung sei ohne sichtbaren Erfolg geblieben, erzählt Charlie Mills. In einem unserer Redaktion vorliegenden Brief an Bürgermeister Stefan Welzel und den Stadtrat hat er sein Ehrenamt inzwischen mit sofortiger Wirkung niedergelegt und nennt unter anderem das "intransparente und unkooperative Verhalten der Stadt respektive der Bauverwaltung" als Grund. Wie es weitergeht, steht nun in den Sternen, rund zwei Drittel der Pächterinnen und Pächter wird unter den neuen Bedingungen den Neuvertrag nicht unterzeichnen. 

    "Wir sind jederzeit bereit, einen realistischen Preis zu bezahlen", sagt Marianne Karban und blickt traurig auf ihre liebevoll angelegten Gemüsebeete. Seit zehn Jahren stecke sie viel Herzblut in ihren Familiengarten und spare sich die Pacht vom Mund ab, erzählt sie. Bleibt die Stadt bei Ihrer derzeit bestehenden Forderung, bedeute es das Aus für ihre selbst gezogenen Tomaten, Zucchini und Salate. "Mir bedeutet der Garten so viel", sagt sie, "es ist etwas, worauf man sich jeden Tag freuen kann". Auch sei es für viele Mitglieder der Gemeinschaft ein wichtiger Ausgleich zur Wohnung, gibt Renate Rodler zu bedenken. "Ich möchte gerne weitermachen, aber nicht zu jedem Preis", sagt Manfred Honisch. "Wir möchten vernünftig mit der Stadt reden und eine realistische Lösung finden". 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden