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Bad Wörishofen: Aus der Gartenstadt in die weite Model-Welt

Bad Wörishofen

Aus der Gartenstadt in die weite Model-Welt

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    Die 23-jährige Bad Wörishoferin Annika-Marie Leick ist ein international erfolgreiches Model und jettet von ihrem Wohnsitz London aus in alle Welt. Auf zuhause freut sie sich trotzdem.
    Die 23-jährige Bad Wörishoferin Annika-Marie Leick ist ein international erfolgreiches Model und jettet von ihrem Wohnsitz London aus in alle Welt. Auf zuhause freut sie sich trotzdem. Foto: Lina Tesch

    Wer derzeit in Bad Wörishofen nach einer aktuellen Ausgabe der „Brigitte“ sucht, hat schlechte Karten: An nahezu allen Verkaufsständen ist die Illustrierte ausverkauft – nicht etwa, weil die „Brigitte“ gerade in der Kneippstadt besonders viele Fans hat. Die aktuelle Ausgabe der Illustrierten ging vor allem deshalb weg wie die sprichwörtlichen Semmeln, weil auf dem Titelblatt eine gebürtige Bad Wörishoferin zu sehen ist: Annika-Marie Leick (23), die in der Gartenstadt aufgewachsen ist und inzwischen als gefragtes Fotomodel ihr Geld verdient und dafür zu Shootings in der ganzen Welt unterwegs ist. Schon zum dritten Mal ziert ihr Gesicht die Titelseite der Brigitte, und auch auf anderen Magazinen wie etwa „Marie Claire“ war sie schon zu sehen. Für

    Die 23-Jährige lebt inzwischen in London, wo sie studiert und ihren Bachelor in Psychologie abgeschlossen hat. Nach Hause in der Gartenstadt kommt sie natürlich immer noch, wenn auch nur noch etwa alle drei, vier Monate – zum „Umpacken“, wie Annika-Marie Leick das dann beschreibt.

    Mutter Bärbel ist ihr größter Fan

    Ihr größter Fan wartet dann schon immer sehnsüchtig auf Annika: Mutter Bärbel Leick freut sich natürlich riesig über den großen Erfolg ihrer Tochter und ist auch entsprechend stolz – doch ein bisserl öfter dürfte sie schon noch nach Hause kommen, sagt sie mit einem Lachen.

    Schon als Kind träumte Annika-Marie vom Rampenlicht und der „weiten Welt“ . Als sie vier Jahre alt war, stand daher fest: „Ich will Zirkusartistin werden“. Das sollte sich dann über die Jahre noch ein paar Mal ändern – von der Musicaldarstellerin bis zur Schauspielerin reichten die kindlichen Träumereien.

    An eine Karriere als Fotomodel dachte sie eigentlich nie – erst als sie im Teenageralter auf ihren „eher ungewöhnlichen Look“ mit ihren leuchtend roten Haaren, ihrer Größe und Statur angesprochen wurde. Irgendwann schaute sie dann natürlich auch mal bei Heidi Klum in der TV-Show „Germany’s Next Topmodel (GNTM) rein.

    „Erst damit kam die Idee, dass mich Modeln näher ans Schauspielen und Reisen bringen könnte“, erinnert sich die 23-jährige Bad Wörishoferin heute.

    Die junge Wörishoferin nahm an einem Model-Wettbewerb teil

    Die vage Idee wurde konkreter, als Annika-Marie mit 16 Jahren an einem Model-Wettbewerb eines Schmuckherstellers teilnahm. Eine Freundin hatte sie überreden müssen, dort teilzunehmen, denn sie selbst hatte ein ganz anderes Bild von sich: „In meinen Augen sah ich auf den meisten Schnappschüssen eher unvorteilhaft aus und wurde von Gleichaltrigen oft für mein Aussehen aufgezogen und gehänselt“.

    Sie fasste sich trotzdem ein Herz, schickte Fotos ein – und gewann den Wettbewerb. Auf einen Schlag war sie das Gesicht der Werbekampagne eines bekannten Schmuckherstellers.

    „Seitdem hat sich mein Leben sehr verändert“, sagt Annika-Marie Leick. Sie schaffte es, Schule und Model-Karriere unter einen Hut zu bringen: ihr Abitur machte sie 2014 am Gymnasium in Kaufbeuren, gleichzeitig hatte sie ihr Portfolio aufgebaut. Gemeinsam mit einer professionellen Agentur in Hamburg (Modelwerk) gelang es ihr, internationale Agenturen in London, Paris, Mailand, Barcelona, Athen, New York, Los Angeles, Sydney auf sich aufmerksam zu machen. „Mein Traum, nach dem

    Heute Vietnam, morgen London, übermorgen New York – was wie ein Klischee klingt, wurde für die junge Bad Wörishoferin Realität. Doch um den wirklich ganz großen Sprung an die Spitze der international gefragten Top-Models zu schaffen, musste sich die junge Frau entscheiden: „Zuerst war ich geschockt, dass ich als ,zu dick’ galt. Doch sie wollte unbedingt im Bereich „Highfashion“ arbeiten. In diese Kategorie von Aufträgen gehören Modestrecken in Magazinen (Editorials) und Laufsteg- und Werbejobs für Luxusmodemarken wie Gucci, Prada, oder Dior.

    Also: Abnehmen! Annika-Marie: „In meinem Fall hieß das, möglichst schnell möglichst viel Gewicht zu verlieren und einige Zentimeter Hüftumfang abzubauen. Ihr größtes Problem: „Ich esse soooo gerne“, sagt sie lachend. Aber sie wollte abnehmen und dabei trotzdem auf ihre Gesundheit achten.

    "Dein Look ist dein Kapital"

    „Da dein Look dein Kapital ist und das, wonach du in erster Linie beurteilt wirst, steht an erster Stelle auf Körper, Haut, Haare, und Nägel Acht zu geben. Das bedeutet, ich fing an viel über Ernährung und Sport zu lesen, mein komplettes Essverhalten zu verändern und jeden Tag Ausdauersport zu betreiben“, erinnert sich Leick.

    Abgesehen vom Äußeren habe sie lernen müssen, sich vor der Kamera und auf dem Laufsteg zu bewegen, ein sicheres und überzeugendes Auftreten bei Castings vorzulegen, und sich wie ein Model zu kleiden.

    Nicht nur, streng Diät zu halten machte ihr Schwierigkeiten: Auch dem Druck von verschiedenen Seiten standzuhalten, machte ihr zeitweise schwer zu schaffen: „Die Zeiten, in denen es nicht gut läuft und man täglich mehrere erfolglose Castings und gelöste Jobangebote erfährt, sind besonders hart“, weiß die 23-Jährige. Sie weiß nur allzu gut, dass auf junge Frauen in diesem Beruf häufig ein „enormer psychologischer Druck“ ausgeübt werde. „Aber darüber wird in sozialen Netzwerken oder in TV-Shows viel zu wenig berichtet“, so Annika-Marie Leick: „Deshalb liegt es mir sehr am Herzen, dass auch diese Seite des Modeln bekannter wird. Ich habe leider miterlebt, wie einige Mädchen und Frauen psychisch und physisch abgebaut haben während ihrer Zeit als Model und die auch später, selbst nachdem sie aufgehört hatten, noch mit Problemen wie Essstörungen, Minderwertigkeitskomplexen, Drogensucht, und/oder Depressionen zu kämpfen hatten oder haben“, weiß die 23-Jährige.

    Voraussetzungen, um als Model überhaupt eine Chance zu haben, sei daher: „Maximale Disziplin und hohe Frustrationstoleranz“, betont Annika-Marie. Denn Modeln sei „nicht nur ein Job, es ist ein Lifestyle“. Und der ist nicht nur glamourös und aufregend, sondern verlangt auch harte Arbeit, jeden Tag rund um die Uhr erreichbar und parat zu sein“.

    Ein gepflegtes Aussehen sei ebenso wichtig wie ein schlanker Körper und eine Mindestgröße, um als „klassisches“ Model arbeiten zu können. Laut Annika-Marie habe sich der „Markt“ für Models in den vergangenen Jahren verändert und immer mehr Agenturen buchen Models mit verschiedenen Figuren und Größen. „Models müssen heute nicht mehr so extrem dünn sein und manche Kunden entscheiden sich lieber für fitte statt dünne Mädchen“, so Annika-Marie.

    Sie ist gerne Model und freut sich sehr über ihren internationalen Erfolg – und dennoch warnt sie vor übertriebenen Erwartungen: „Kein Mädchen sollte blauäugig sein und nur an die extrem reichen Topmodels wie Gisele Bündchen, Kim Kardashian, oder Heidi Klum denken. Sie selbst würde sich freilich nie mit diesen Topstars auf eine Ebene stellen: „Ich verdiene leider auch nur einen Bruchteil...“, sagt sie lachend.

    Und Annika-Marie weiß: „Diese wenigen Stars haben wenig mit der Realität vom durchschnittlichen Model zu tun. Es schaffen nur wenige bis ganz an die Spitze und selbst das dauert lange Zeit und fordert eine Menge Glück“.

    Die 23-jährige Bad Wörishoferin hatte dieses Glück – muss aber jeden Tag auf’s neue auch hart dafür kämpfen, dass es so bleibt. Kraft kann sie da auch tanken, wenn sie wieder mal bei ihrer Mutter in der Gartenstadt vorbei schaut: „Ich freue mich schon sehr auf meinen nächsten Besuch – und vor allem auf den leckeren Kaiserschmarrn meiner Mama“. Wenn sie hier in der „alten Heimat“ ist, dann hat das Top-Model Annika-Marie Leick mal Pause. Dann ist sie nur die junge Frau, die die Zeit bei der Mama genießt, alte Freunde besucht und die Seele baumeln lässt. Zumindest eine Zeit lang – dann geht es schnell wieder zurück in die „weite Welt“ der Top-Models.

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