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Bad Wörishofen: Asylkreis ist besorgt über die Situation in der Flüchtlingsunterkunft

Bad Wörishofen

Asylkreis ist besorgt über die Situation in der Flüchtlingsunterkunft

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    Die Notunterkunft in Bad Wörishofen bietet seit Februar 2023 Platz für maximal 400 Flüchtlinge.
    Die Notunterkunft in Bad Wörishofen bietet seit Februar 2023 Platz für maximal 400 Flüchtlinge. Foto: Sonja Dürr

    Die Unterbringung der Asylbewerber und Geflüchteten wird im Unterallgäu zu einem immer größeren Problem. Zuletzt wurde bekannt, dass der Kreis nun eine Turnhalle in Mindelheim belegen muss, weil der Platz nicht mehr reicht. Der Asylkreis Bad Wörishofen beklagt indessen die Zustände in der Notunterkunft des Kreises in

    Bei der großen Anzahl der ankommenden Flüchtlinge seien derzeit offensichtlich alle Stellen, die mit dem Problem befasst sind, mehr oder weniger überfordert, hieß es in der jüngsten Sitzung des Asylkreises. Eine erfreuliche Ausnahme dabei, so wurde ausdrücklich hervorgehoben, bilde dabei das Jobcenter, dessen Personal sich mit großer Einsatzbereitschaft der Aufgaben annehme und auch Lösungen, wie bei den Integrationskursen, finde. 

    An ihre Grenzen stoßen jedoch inzwischen auch Bernd Zimmermann und Olga Kieslich, die sich in Bad Wörishofen überwiegend ehrenamtlich die Hilfe für Geflüchtete zur Aufgabe gemacht haben. Unter der neuen Führung des Asylkreises durch Pfarrer Arne Schnütgen versuchen natürlich auch dessen Mitglieder zu helfen, wissen aber oft nicht, wo sie ansetzen können. Auch das wurde in der Sitzung nun deutlich. 

    Die Notunterkunft Bad Wörishofen.
    Die Notunterkunft Bad Wörishofen. Foto: Sylvia Rustler

    Als Hauptproblem wurde ausgemacht, dass nach dem Rückzug der Malteser die Flüchtlinge in der Notunterkunft Bad Wörishofen weitgehend sich selbst überlassen seien. Für die ukrainischen Flüchtlinge, die zum großen Teil mittlerweile getrennt im Obergeschoss wohnen, gibt es zwar eine Verpflegung, doch wenn diese eine Wohnung gefunden haben, gelten sie als Selbstversorger. Dies bedeutet, dass sie für Lebensunterhalt und Wohnung selbst aufkommen müssen. Doch gehe dies wiederum erst, wenn die Formalitäten bei der Ausländerbehörde erledigt sind und die finanzielle Unterstützung fließt. Allerdings gebe es hier noch immer Verzögerungen, teilweise bis zu einem Monat, wie Olga Kieslich mitteilt. Dies führt dazu, dass die Flüchtlinge so lange auf Hilfe von außen angewiesen sind. Außerdem seien sie in dieser Zeit nicht krankenversichert, was zu Problemen bei notwendigen ärztlichen Behandlungen oder im Krankenhaus führe.

    Asylkreis kritisiert mangelnde Sauberkeit in Küche der Notunterkunft

    Die Geflüchteten aus anderen Ländern erhalten dagegen sofort Geld und sind damit in der Unterkunft selbst für ihre Verpflegung verantwortlich. Im Asylkreis wurde beklagt, dass es dabei in der Unterkunft mit der Hygiene dann nicht zum Besten bestellt sei. „Die Küche strotzte vor Dreck“, berichtete ein Mitglied des Asylkreises, das vor Ort war. Das bestätigte auch Zimmermann. Auch die Reinigungsfirma stoße dabei offensichtlich an Grenzen. 

    Durch die zahlenmäßig so große Belegung könne zudem vor allem bei Kindern keine Privatsphäre in den kleinen Kabinen mehr aufkommen. Rund 365 Menschen lebten zuletzt in dem ehemaligen Möbelhaus im Gewerbegebiet von Bad Wörishofen. „Für mich waren diese Zustände einfach nur ernüchternd“, lautete einer der Berichte im Asylkreis. 

    Dieser würde zwar gerne wieder das Angebot der Deutschkurse intensivieren, doch fehle es im Moment sowohl an Material, an Lehrkräften, die diese Aufgabe übernehmen würden, als auch an Räumlichkeiten, wurde beklagt. 2015 hatte der Asylkreis diese Angebote aufgestellt, als enorm viele Geflüchtete in Deutschland ankamen. 

    Auch das Fehlen eines eventuell auch ehrenamtlichen Arztes als Ansprechpartner vor Ort wurde im Asylkreis bedauert. Problematisch werde es dann, wenn jemand eine ärztliche Behandlung außerhalb Bad Wörishofens benötige. Angesprochen wurden die Fälle eines an Krebs erkrankten und eines Rollstuhlfahrers, die nach Augsburg und nach Kaufbeuren mussten. Händeringend mussten Bernd Zimmermann oder Olga Kieslich jemanden suchen, der den Transport übernehmen könnte. 

    Im ehemaligen Impfzentrum leben jetzt Flüchtlinge.
    Im ehemaligen Impfzentrum leben jetzt Flüchtlinge. Foto: Bernd Feil (Archivbild)

    Was ebenfalls benötigt würde, wäre ein größerer Lagerraum, in dem Möbel abgestellt werden könnten, bis sie von den Bewohnern in den Privatunterkünften abgeholt werden können. Olga Kieslich hat bereits ihre eigene Garage zur Verfügung gestellt und auch schon selbst Unterstellmöglichkeiten angemietet. Zum Transport nutzt sie mangels Alternativen ihr eigenes Auto. Benötigt würde allerdings ein Lieferwagen. 

    Der Asylkreis Bad Wörishofen benötigt dringend Unterstellmöglichkeiten

    Ein weiteres Problem besteht weiterhin bei der Wohnungsbeschaffung. Bei ukrainischen Flüchtlingen scheint dies deutlich leichter zu gehen als bei den übrigen Nationalitäten. Dieses Problem hat auch das Landratsamt bereits geschildert. Da das Landratsamt allerdings nicht auswählen darf, wer unterkommt, würden potenzielle private Vermieter lieber ganz auf die Bereitstellung ihrer Immobilie verzichten, wurde im Asylkreis berichtet. 

    Vorgeschlagen wurde beim Treffen auch, ehemalige Asylbewerber, die inzwischen in der Stadt integriert sind, mit in die Arbeit einzubinden. Bei den Ukrainern gebe es inzwischen schon die Initiative „Ukrainer helfen Ukrainern“. Zwei Schülerinnen geben sogar bereits selbst Deutschunterricht in Mindelheim für andere Geflüchtete. 

    Im Asylkreis sieht man dringenden Handlungsbedarf. In Schwaben liegt kein anderer Landkreis soweit unter seiner vorgegebenen Aufnahmequote, wie das Unterallgäu. 950 Ukrainerinnen und Ukrainer muss der Landkreis noch aufnehmen, dazu 180 bis 200 Asylbewerberinnen und -bewerber aus anderen Ländern. Beim Asylkreis Bad Wörishofen rechnet man deshalb damit, dass sich die bestehenden Probleme noch verschärfen werden. 

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