Mit einem Festakt im Kurtheater erinnerte Bad Wörishofen an ein Ereignis, das vor 75 Jahren prägend für das ehemalige Bauerndorf war. Außerdem ist dies ein Doppeljubiläum. Am 12. November 1949 erhielt Bad Wörishofen die Ernennung zur Stadt und wurde als zudem auch als Kneippheilbad anerkannt. Den Titel „Bad“ selbst hatte man bereits im Jahre 1920 verliehen bekommen. Welche Bedeutung das Ereignis damals hatte, wurde unter Bürgermeister Anton Stöckle im Sommer 1950 mit einer großen Festwoche, samt Festumzug und weiteren Festivitäten zum Ausdruck gebracht. Mit Christel Scharpf wurde damals sogar eine „Stadtkönigin“ ernannt.
In seiner Begrüßung erinnerte Bürgermeister Stefan Welzel daran, dass es keine Selbstverständlichkeit gewesen sei, zur Stadt und zum Kneippheilbad ernannt zu werden. Die Ursache dafür sei zweifelsfrei das segensreiche Wirken von Pfarrer Sebastian Kneipp davor gewesen. Dieses habe auch nach dessen Tod zur rasanten Aufwärtsentwicklung Wörishofens beigetragen, so dass die Ernennung nur folgerichtig war. Zur Feierstunde sei die ganze Bandbreite der jetzigen Bevölkerung über die Mandatsträger bis hin zu Vereinsvertretern eingeladen worden. Seine Freude drückte er darüber aus, dass auch einige Bürgermeister aus Nachbargemeinden gekommen waren.
Für die musikalische Umrahmung sorgte die städtische Irmgard-Seefried-Sing- und Musikschule zunächst mit einem Ensemble mit Celina Pfaudler und Veronika Bauer an den Violinen, zusammen mit Lehrerin Ingrid Baum an der Gitarre. Zum Ausklang traten dazu Theresa Frei an der Klarinette und Karl Stepper am Klavier auf.
Im Zentrum jedoch stand der Festvortrag von Christian Schedler, dem früheren Kulturamtsleiter und Kreisheimatpfleger aus Mindelheim. Es war beeindruckend, mit welcher Fachkunde, aber auch Empathie er die Besucher mit seinen Ausführungen fesselte. Er ließ zwar einerseits die Historie der Stadt eindrucksvoll wieder aufleben, stellte aber jeweils auch die Bezüge zur Gegenwart her. Waren Kneipps Zeiten Jahre der Umbrüche und Umwälzungen, so stünde die Menschheit auch jetzt wieder vor großen Herausforderungen durch Kriege, die Wahl Trumps oder die Gefährdung der Demokratie.
Das Kloster der Dominikanerinnen spielte eine entscheidende Rolle in Bad Wörishofen
Auf dem Fundament von drei Säulen habe sich nach seinen Worten Bad Wörishofen stets entwickelt. Diese seien das Kloster der Dominikanerinnen, Kneipp und schließlich die Stadt selbst. Immer jedoch müsse man die Ganzheitlichkeit dieser Entwicklung im Blick haben. Beim Kloster erinnerte er daran, dass dessen Gründung im Jahre 1717 schon ein bedeutender Einschnitt für das kleine Dorf gewesen sei. Ohne dieses hätte es das zweite Fundament der Stadt, nämlich Sebastian Kneipp als Pfarrer und Beichtvater im Kloster, ja gar nicht gegeben. „Was wäre Wörishofen wohl ohne Kneipp geworden?“, fragte sich Schedler.
So wie es in diesen Zeiten der Neuordnung Europas einmal hieß, „München leuchtet“, so habe Wörishofen zu leuchten begonnen. Kneipps Ansätze nach ganzheitlichem Leben seien deshalb auf fruchtbaren Boden gefallen und gerade deshalb seien seine Thesen auch heute wieder hochaktuell.
Das sind die Herausforderungen, vor der die Kurstadt Bad Wörishofen nun steht
Damit war der Bogen zum dritten Fundament, nämlich der Stadt, gespannt. Diese stünde erneut vor großen Herausforderungen. Weil die Kneippkur, wie auch das übrige Kurwesen, in der Krise stecke, müsse sie sich neu orientieren. Kneipps Prinzip, dass es stets zuerst um den Menschen zu gehen habe, gelte es auch heute zu beachten. Auch die fünf Säulen des Pfarrers zur gesunden Lebensweise mit dem besonderen Aspekt der Lebensordnung hätten gerade heute nichts an Bedeutung verloren.„Bad Wörishofen hat als Kurort und Stadt nach wie vor viel zu bieten“, so Christian Schedler. Habe Kneipp das kleine Dorf damals nach vorne katapultiert, so gelte es nun, dessen Prinzipien, vor allem das der Ganzheitlichkeit, zu bewahren und auf diesem aufzubauen. Mit großem und langanhaltendem Applaus wurde Schedlers Festvortrag bedacht, der auch sicher zum Nachdenken über die jetzige Situation der Stadt anregte.
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