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Babenhausen: Als ein Heiliger in Babenhausen lebte

Babenhausen

Als ein Heiliger in Babenhausen lebte

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    Ein Porträtbild von Clemens Maria Hofbauer ist über der Haustüre des Hofbauer-Hauses in Babenhausen zu sehen. Er wurde 1909 heiliggesprochen.
    Ein Porträtbild von Clemens Maria Hofbauer ist über der Haustüre des Hofbauer-Hauses in Babenhausen zu sehen. Er wurde 1909 heiliggesprochen.

    Vor 200 Jahren ist Clemens Maria Hofbauer in Wien gestorben. 89 Jahre später, am 20. Mai 1909, wurde der Redemptoristenpater von Papst Pius X. heiliggesprochen. Was mancher nicht weiß: Mehr als ein Jahr lang hatten Hofbauer und seine Getreuen auch in Babenhausen gelebt.

    Er lernte zuerst den Bäckerberuf

    Seit 1914 ist Hofbauer der zweite Stadtpatron von Wien, neben dem heiligen Stephan. Auch die internationale Kolpingbewegung verehrt ihn als ihren Patron. Die Fahne des „Katholischen Jugendvereins Babenhausen“ von 1915 trägt in kunstvoller Seidenstickerei das Bildnis des Heiligen: „Gott segne die christliche Jugend.“ Geboren wurde Clemens Maria Hofbauer am 26. Dezember 1751 im südmährischen Tasswitz. Er wollte immer schon Priester werden, die finanziellen Verhältnisse in seinem kinderreichen Elternhaus ließen jedoch ein Studium nicht zu und so nahm er sein Schicksal selbst in die Hand und lernte zunächst den Bäckerberuf.

    Mit Ausdauer und Gottvertrauen gelangen ihm schließlich ein Studium und der Eintritt in den italienischen Redemptoristen-Orden. Mit 34 Jahren wurde Hofbauer in Rom zum Priester geweiht. Sein Versprechen, nördlich der Alpen für seinen Orden Klöster zu gründen, führte ihn auf langen Fußmärschen durch ganz Zentraleuropa. Dabei kam er mit elf Brüdern im Oktober 1805 nach Babenhausen.

    Für das Kloster zeichnete der Fürst eigenhändig die Pläne

    Der damalige Fürst Anselm Maria Fugger stand den Bemühungen des Klostermannes sehr positiv gegenüber. Der Redemptorist wurde in dem damals leer stehenden fürstlichen Oberjägerhaus am Gänsberg, dem heutigen „Clemens-Hofbauer-Haus“, untergebracht. Für das geplante Kloster zeichnete der Fürst eigenhändig die Pläne.

    Den Patres wurde die Seelsorge im damaligen Spital und „Seelhaus“ „Auf der Wies“ (heute Haus Schuster) übertragen. Weit über die Grenzen des Marktes hinaus bekannt waren die Predigten, die Hofbauer in der Wallfahrtskirche Kirchhaslach und in Weinried hielt. Hofbauer war gezwungen worden, dort zu predigen, weil ihm der damalige Ortspfarrer in Babenhausen, Johann Nepomuk Stromayr, zwar das Messelesen in der Pfarrkirche St. Andreas gestattete, aber das Betreten der Kanzel verbot.

    1803 alle Klöster in Bayern säkularisiert und im staatlichen Besitz

    In dieser aufklärerischen und nachrevolutionären Zeit war es äußerst schwierig, ein neues Kloster zu gründen, waren doch im damaligen Kurfürstentum Bayern 1803 alle Klöster säkularisiert und in staatlichen Besitz übertragen worden. Hofbauer erkannte die politische Entwicklung und schrieb an seine Mitbrüder im damals preußischen Warschau: „Der Fürst will sein Möglichstes tun, um uns zu schützen, aber wir müssen uns selbst versorgen. Ich habe keine Hoffnung, denn die bayerischen Beamten können uns nicht leiden ...“

    Vonseiten des Königreichs wurde den Patres vorgeworfen: „dass diese die biederen Landleuthe bethören, ... dass diese die ordentlichen Pfarrer verlassen und die Patres als Beichtväter wählen“. Eine unverzügliche „Entfernung aus dem Territorio“ wurde von dem damaligen „Superminister“ Graf Maximilian Montgelas befohlen. Hofbauer sah keine Chance mehr, im Königreich Bayern ein Kloster zu gründen. Am 18. August 1806 hielt er eine wehmutsvolle Abschiedsfeier in Babenhausen.

    Hofbauer suchte in Wien und Warschau Unterschlupf

    Beim Abschied soll er mit Tränen in den Augen seinen Mitbrüdern gesagt haben: „Betet, betet, damit die Kongregation nicht gänzlich zerstört wird. Die Zeiten sind böse, wer weiß, was uns bevorsteht?“ Clemens Maria Hofbauer suchte in Wien und Warschau Unterschlupf für seine Kongregation. Die in Babenhausen verbliebenen Brüder wurden aus dem Königreich Bayern regelrecht vertrieben. Darauf wurde auch bei dem inzwischen eingetretenen Winter keine Rücksicht genommen.

    Als sich die Patres dann im Februar 1807 in diesen politisch unsicheren Zeiten auf den Weg nach Chur in die Schweiz machten – dort hatten sie aus Roggenburger Besitz einen Unterschlupf ausfindig gemacht –, stellten ihnen die Babenhauser Bürger noch vier Fahrzeuge für ihre Mobilien (Tische, Betten und Bücher) sowie 20 Säcke Brotgetreide zur Verfügung. Diese Ladung begleitete sie bis Bregenz am Bodensee; dort wurden die Fahrzeuge aber ausgespannt, sie fuhren zurück in den Fuggermarkt. Für diese Hilfeleistung wurden die Babenhauser später noch bestraft.

    Er war Beichtvater des Kronprinzen

    Clemens Maria Hofbauer übte nach weiteren Verfolgungen später in Wien – insbesondere zur Zeit des „Wiener Kongresses“ 1815 – als geistlicher Mittelpunkt des nach ihm benannten „Hofbauer-Kreises“ großen Einfluss auf Intellektuelle, Politiker, Adelshäuser, aber auch auf Ordensleute und Studenten aus. Dem bayerischen Kronprinz Ludwig (später Ludwig I.) war er Beichtvater. Insbesondere für die Armen von Wien stellte er in diesen Kriegszeiten einen „Seelenführer“ dar und nahm sich ihrer bis zu seinem Tod aufopferungsvoll an.

    Am 15. März 1820 starb er nach einem aufopferungsvollen, bewegten Leben als Generalvikar seines Ordens.

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