Es begann mit meiner harmlosen Frage, getippt auf WhatsApp, keine Smileys: „Hey, du hast dir doch auch letztens eine neue Trinkflasche gekauft, kannst du die empfehlen?“ Was ich erwartete: entweder ein „Ja, die ist super“ oder im Zweifel auch „Nein, die läuft aus.“ Doch was ich bekam, war eine Sprachnachricht. Neun Minuten und zwölf Sekunden.
Neun volle Minuten, in denen zunächst ausführlich die ideale Reinigung besagter Flasche erklärt wird (Reinigungstabs für Zahnprothesen), dann folgte eine kurze Anekdote über eine Wanderung in der Sierra Nevada (mit dieser Flasche), gespickt von einigen „Ähms“ und leisem Rascheln. Kurze Pause. Plötzlich eine Wendung, nun doch noch ein Schwenk zu Mängeln der Flasche (Trinkloch ist zu groß) und eine ausführliche Argumentation, warum nur Aluminium-Silber als Farbe infrage kommt (alles andere blättert ab). Gedanklich bin ich längst abgeschweift, während mein Gesprächspartner inzwischen vermutlich grundlegende Fragen der Philosophie behandelt.
Versteht mich nicht falsch, auch ich versende gern mal eine Sprachnachricht. Gerade wenn man es eilig hat, sind die drei Sätze schneller eingesprochen als getippt. Doch es gibt Grenzen, die eingehalten werden sollten. Bei neun Minuten sollte man das Ganze schon lieber als Podcast vermarkten. Oder – noch besser – einfach anrufen. Ich persönlich plädiere für eine maximale Sprachnachrichtenlänge von drei Minuten. Die Flasche? Die kann ich übrigens empfehlen. Auch wenn ich in der Sprachnachricht nie eine Antwort auf meine ursprüngliche Frage bekam.
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