Freudestrahlend öffnet Kathrin Kölbl mit grünen Mini-Weihnachtskugeln an den Ohrläppchen die Tür. Das Familienwohnzimmer in Bad Wörishofen ist mit einem weihnachtlichen Zweig, Kerzen und Fenstersternen geschmückt, es duftet nach Lebkuchen und Kinderpunsch. Geheimnisvolle Päckchen liegen in großen Kartons - warum sind es so viele von einer Sorte?
Die romantische und besinnliche Vorweihnachtszeit steht kurz bevor. Kathrin Kölbl und ihre Freundinnen sind bestens vorbereitet, um sich gegenseitig an jedem Dezembertag bis zum Heiligen Abend eine ganz besondere Freude bereiten zu können. Sie werden sich einen selbstgemachten Adventskalender schenken, der schon beim Gedanken daran ein Strahlen in ihre Augen zaubert.
Jede der 24 Frauen hat sich ein kleines Geschenk ausgedacht und dieses in liebevoller Handarbeit 24 Mal selbst hergestellt. Vom selbst gemachten Lippenstift über eine selbst genähte Pflastertasche bis hin zu einem persönlichen Podcast war in den vergangenen Jahren schon so einiges in den einzigartigen Päckchen zu finden: Deo, Zahnbürsten-Reisetasche, Brillenkette, Schokoladenzug, Skifahrer aus Wäscheklammern, Röhrchen mit Blumensamen oder Gewürzen, Seife, Holzkochköffel, Kerzen, Bratapfelgelee, Scherenschnitt, Laible, Taschentuchtasche und so vieles mehr. Die Devise lautet: mit Liebe selbstgemacht.
„Ich kann nicht sagen, was bisher das Beste war, jedes für sich war echt cool“, findet Kathrin Kölbl, die von einer Freundin inspiriert diese Tradition in ihren Freundeskreis brachte. Zum sechsten Mal organisiert sie die große Adventskalenderaktion, ein nicht zu unterschätzender Aufwand. Schon Wochen vor dem Abgabetermin, den sie in diesem Jahr mit etwas Puffer auf den 20. November gelegt hat, schreibt sie sich eine Liste und geht auf 24 Menschen unterschiedlicher Altersklassen zu, die sie gern mag und die Freude an Selbstgemachtem haben. Alle Teilnehmerinnen liefern ihre 24 Päckchen nach Fertigstellung bei Familie Kölbl ab, deren Keller derzeit immer mehr zum Geschenkewunderland wird. So manche Päckchen sind mit einem Hinweis wie beispielsweise „zerbrechlich“ oder „kühl und trocken lagern“ versehen, eine weitere Herausforderung. Am Ende werden es 576 bunte Päckchen sein, aus denen die engagierte Organisatorin 24 gleiche Adventskalender zusammenstellt und an die Teilnehmerinnen ausliefert.
Der Keller in Bad Wörishofen wird im November zum Geschenkewunderland
Auch Lisa Eichler gehört seit Jahren dazu und hat ihrem Ruf als begabte Näherin in diesem Jahr schon bei der Verpackung alle Ehre gemacht. Was sich in den mit bunten Stoffsternen verzierten roten Päckchen wohl verbirgt? Die handarbeitsbegeisterte Mutter freut sich jetzt schon auf das Aufbauen und Dekorieren des besonderen Adventskalenders, verrät sie, und darauf, etwas so Schönes ganz für sich zu haben. Das möchte auch die siebenfache Mama Anna Schmid und wählt eine andere Taktik, sich jeden Tag auf eine unversehrt verpackte Überraschung zu freuen: „Ich verstecke die Päckchen im Schrank“.
Kathrin Kölbl wird sich wie jedes Jahr das jeweilige Adventskalenderpackerl am Abend vor dem eigentlichen Datum gönnen, um sich die Spannung nicht nehmen zu lassen, denn: „In der Früh habe ich immer schon mehrere Nachrichten auf dem Handy, was Tolles drin war.“ Besonders schön finde sie, dass sich wirklich alle von Herzen über die selbst gemachten Geschenke freuen. „Man freut sich wie ein kleines Kind, wenn man das auspackt“, erzählt sie, ihre Freundinnen stimmen zu. „Wir warten im August schon drauf“, verrät Tanja Schwaier und lacht fröhlich.
So einen besonderen Adventskalender zu machen, erfordert Planung
24 selbst gemachte Geschenke herzustellen, zu verpacken und zu dekorieren sei schon aufwändig, betonen die Familienmütter. „Es macht Spaß und ist eine schöne Sache, da schaufelt man sich die Zeit gerne frei“, findet Anna Schmid, die im vergangenen Jahr noch bei einer anderen besonderen Adventskalenderidee mitgemacht hat. Eine Freundin wurde vom 1. bis 24. Dezember täglich von einem anderen Mitglied aus Familie oder Freundeskreis überrascht. Ob ein kleines Geschenk, eine Einladung zum Kaffeetrinken, ein selbst gemachter Podcast, ein aufs Handy verschicktes Lied oder beispielsweise eine besondere Postkarte im Briefkasten - jeder Tag wurde auf diese einfache und liebevolle Weise für die Beschenkte zu einem besonderen. „Sie war total gerührt“, erinnert sich Anna Schmid. Die Idee des „kollektiven Adventskalenders“ sei von der Rapperin Sookee auf den sozialen Medien geteilt worden. Wer keine 24 Teilnehmer findet, könne den Beschenkten mit zwölf Personen auch alle zwei Tage überraschen.
Für die Kinder hat Kathrin Kölbl einen besonderen Adventskalender-Tipp
Und wie sieht der Adventskalender für die Kinderschar aus? „Ich habe mal ein Legoset so verpackt, das man jeden Tag weiterbauen kann“, erinnert sich Kathrin Kölbl, das gleiche Prinzip habe sie mit einem 1000 Teile Puzzle umgesetzt - ohne zu bedenken, dass sie hierzu das Puzzle erstmal selbst puzzeln muss. In diesem Jahr werden wie bei Anna Schmid auch bei Familie Kölbl immer wieder beschriftete Zettelchen im gemeinsamen Adventskalender der Kinder zu finden sein. Einen Film mit Popcorn genießen oder das Lieblingsessen wünschen stehen beispielsweise hoch im Kurs. Kurz vor Heilig Abend werden die Kinder beider Familien ein besonderes Zettelchen finden: „Heute räumen wir alle zusammen das Haus auf.“ Wie finden das die Kinder? „Sie machen´s halt, weil sonst kommt kein Christkind“, sagt Kathrin Kölbl mit einem Augenzwinkern.
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