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Wiedergeltingen: Wiedergeltingen steht nach Tötungsdelikt unter Schock

Wiedergeltingen

Wiedergeltingen steht nach Tötungsdelikt unter Schock

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    Der Dorfgasthof in der Ortsmitte war ein beliebter Treffpunkt in Wiedergeltingen. Die Bluttat vom Samstag sorgt im ganzen Ort für Entsetzen.
    Der Dorfgasthof in der Ortsmitte war ein beliebter Treffpunkt in Wiedergeltingen. Die Bluttat vom Samstag sorgt im ganzen Ort für Entsetzen.

    Dunkle Wolken hängen über Wiedergeltingen, es ist ein kalter und trister Montagvormittag. Zwei Männer stehen vor der Bankfiliale in der Ortsmitte und stecken die Köpfe zusammen. Ihre Blicke huschen immer wieder hinüber zum Gasthof, wo sich am Samstag in den frühen Morgenstunden eine Bluttat ereignet hat, die das ganze Dorf erschüttert. Wie berichtet, soll ein 50-Jähriger aus dem Kosovo auf einen 51-jährigen Italiener eingestochen und diesen getötet haben. Hinter den Türen der beliebten Dorfwirtschaft muss sich eine Tragödie abgespielt haben, die zu dem Messerangriff auf den 51-Jährigen geführt hat. Das ganze Dorf rätselt jetzt: Wie konnte es zu diesem Tötungsdelikt kommen? War es Eifersucht?

    Einige Wiedergeltinger wollen erfahren haben, dass es sich um eine Beziehungstat gehandelt haben soll. Der mutmaßliche Täter soll demnach der frühere Lebensgefährte der Wirtin der Dorfwirtschaft sein, das 51-jährige Opfer ihr neuer Partner.

    Die Menschen in Wiedergeltingen sind entsetzt, dass sich in ihrem Ort so eine Tat ereignet hat

    Ein Nachbar kennt die Wirtsleute gut und ist entsetzt, dass es zu einer solchen Eskalation kommen konnte. Die Wirtin, sie stamme aus Kroatien, sei im ganzen Dorf sehr beliebt und habe es geschafft, den Gasthof mitten im Ort wieder zu einem beliebten Treffpunkt für die Wiedergeltinger zu machen. Auch in Zeiten des Lockdowns nutzten viele Wiedergeltinger das Angebot, sich ihr Essen abzuholen und mit nach Hause zu nehmen.

    „Schrecklich, ganz schrecklich für die arme Frau und ihre Kinder“, sagt der Nachbar, der von der gegenüberliegenden Straßenseite am Samstagfrüh beobachten konnte, wie erst ein Streifenwagen der Bad Wörishofer Polizei mit eingeschaltetem Blaulicht vor dem Gebäude stand, ehe dann die Rettungskräfte und wenig später auch Autos der Kripo eintrafen.

    Auch im Dorfladen war die Bluttat immer wieder ein Thema, viel Neues wurde dort aber auch nicht gesprochen: „Wir wissen halt das, was in der Mindelheimer Zeitung steht“, so eine Wiedergeltingerin.

    Der mutmaßliche Täter flüchtete aus Wiedergeltingen und wurde in Buchloe festgenommen

    Laut Polizei hatten die Mitbewohner vergeblich versucht, den lebensgefährlich verletzten Mann zu reanimieren. Noch bevor der Notarzt am Tatort eintraf, starb der 51-Jährige an den Folgen der Messerstiche.

    Die ersten Ermittlungen der Kriminalpolizei Memmingen vor Ort führten zu einem Tatverdächtigen, der allerdings geflüchtet war. Er wurde noch im Laufe des Samstagvormittags im Rahmen der eingeleiteten Fahndungsmaßnahmen in Buchloe vorläufig festgenommen, wie es von der Polizei heißt.

    Der 50 Jahre alte Beschuldigte machte bei seiner Festnahme keine Angaben zur Sache. Er wurde am Sonntag dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Neu-Ulm zur Klärung der Haftfrage vorgeführt. Dieser erließ einen Haftbefehl: Der 50-Jährige wurde daraufhin in eine bayerische Justizvollzugsanstalt eingewiesen.

    Die Ursache der Auseinandersetzung ist nach Angaben der Ermittler unklar. Die weiteren Ermittlungen werden von der Kriminalpolizei Memmingen in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Memmingen geführt.

    Auf Anfrage der MZ gab die Polizei am Montag keine weiteren Auskünfte. Die Ermittlungen seien schwierig, da die Beziehung der Tatbeteiligten untereinander noch unklar seien, so ein Polizeisprecher. Nicht einfacher mache es, dass der mutmaßlichen Täter und die weiteren Tatbeteiligten zum Teil nur mit einem Dolmetscher in deren Landessprache vernommen werden könnten.

    Auch zu einem möglichen Motiv und zum genauen Tathergang wollte sich der Polizeisprecher angesichts der unter Hochdruck laufenden Ermittlungen und Vernehmungen noch nicht äußern.

    Staatsanwaltschaft will am Dienstag weitere Details zur Bluttat in Wiedergeltingen bekannt geben

    Auch ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Memmingen wollte nicht näher zu einem möglichen Tatmotiv Eifersucht Auskunft geben. Es gebe zwar durchaus Hinweise, die in diese Richtung führen könnten, doch zu einer abschließenden Beurteilung sei es noch zu früh. Dies auch, weil sich der Tatverdächtige noch immer nicht zu den Vorwürfen äußere. Erst am Dienstag will sich die Staatsanwaltschaft Memmingen diesbezüglich erneut an die Öffentlichkeit wenden.

    Der Schock in Wiedergeltingen sitzt tief, überall war die Bluttat vom Wochenende natürlich immer wieder Gesprächsthema. Vor allem die Zukunft der Wirtin und ihren Kindern macht den Dorfbewohnern große Sorgen. Und auch die Frage, wie es im Gasthaus weitergehen wird und ob die Wirtschaft weiter geöffnet bleibt, ist ein Thema.

    Für einen Ort wie Wiedergeltingen sei eine Dorfwirtschaft als Treffpunkt wichtig, betont auch Wiedergeltingens Bürgermeister Norbert Führer. Auch er habe am Samstag auf dem Weg ins Rathaus die Polizeiautos stehen sehen und habe sich dann von den Polizeibeamten vor Ort auf den neuesten Stand bringen lassen. Und wie alle Wiedergeltinger reagierte auch der Rathauschef geschockt auf die Bluttat.

    Führer kam dann auch das Frühjahr 2016 in Erinnerung, als schon einmal eine Bluttat sein Dorf erschütterte. Damals hatte eine 46-jährige Frau aus Wiedergeltingen den Notruf alarmiert, weil sie von ihrem Ehemann mit einer Schusswaffe angegriffen worden war. Der schwer verletzten Frau gelang es, sich in einem Nachbaranwesen in Sicherheit zu bringen und von dort aus die Polizei zu verständigen.

    Der 59-jährige Ehemann wurde ebenfalls schwer verletzt im Umfeld der Wohnung aufgefunden. Er erlag noch vor Ort seinen Verletzungen. Wie sich herausstellte, hatte sich der Mann nach dem Angriff auf seine Frau selbst mit der Schusswaffe das Leben genommen.

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