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Wiedergeltingen: Die Spielburg ist dem Kindergarten im Weg

Wiedergeltingen

Die Spielburg ist dem Kindergarten im Weg

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    Für einige Bürger in Wiedergeltingen ist sie unbedingt erhaltenswert, für andere gehört sie abgerissen, weil sie in ihren Augen keinen spielerischen Nutzen hat: die Spielburg auf dem Außengelände des Kindergartens St. Nikolaus.
    Für einige Bürger in Wiedergeltingen ist sie unbedingt erhaltenswert, für andere gehört sie abgerissen, weil sie in ihren Augen keinen spielerischen Nutzen hat: die Spielburg auf dem Außengelände des Kindergartens St. Nikolaus. Foto: Regine Pätz

    Die Bauleitplanung für den Erweiterungsbau der Kindertagesstätte St. Nikolaus ist in vollem Gange. Um im Zeitplan zu bleiben - hatte die Gemeinde Wiedergeltingen doch viel Geduld beim Warten auf die vorzeitige Baufreigabe durch die Regierung von Schwaben aufbringen müssen - wurde noch fünf Tage vor Weihnachten eine Sondersitzung des Gemeinderats anberaumt.

    Die Spielburg wurde von engagierten Wiedergeltingern gebaut und ist in die Jahre gekommen

    Obschon es darin primär um weitere Planungsdetails zum Ausbau gehen sollte, um die genehmigten Planungen bis Mitte Januar ans Landratsamt einreichen zu können – der Stand der Bauleitplanung gar der einzige Tagesordnungspunkt dieses Sitzungsabends war – schaffte es erneut auch die sogenannte Spielburg, zumindest mündlich, auf die Agenda der Gemeinderäte.

    Das rund 25 Jahre alte Konstrukt, von engagierten Bürgern Wiedergeltingens unter der Federführung Josef Unsins in vielen Arbeitsstunden auf dem Außengelände des Kindergartens errichtet, steht dem Ausbau der Kindertagesstätte im Wege. Diese vielgenutzte Spielstätte ist jedoch zwischenzeitlich in die Jahre gekommen und erfüllt die Sicherheitsanforderungen nicht mehr.

    Die Gemeinde Wiedergeltingen plant einen neuen Kindergarten: Jetzt kann Wiedergeltingen den Kindergartenneubau anpacken

    In einer vom kirchlichen Träger im Jahr 2017 in Auftrag gegebenen Sicherheitsprüfung der Spielgeräte stellte sich heraus, dass aufgrund der Absturzhöhen und möglicher „Halsfangstellen“ der obere Teil der Burg durch die Kinder nicht mehr benutzt werden darf.

    Im unteren Teil der Burg könnten aufgrund der in den vergangenen Jahren „verschärften“ Sicherheitsauflagen bei den vergitterten Fenstern möglicherweise auch noch entsprechende Restriktionen in der Nutzung folgen.

    Mittlerweile dient die Spielburg also mehr der Folklore als dem Ausleben des Spieltriebs von Kindern. Dafür ist sie gern gewähltes Fotomotiv für Hochzeitspaare auch über die Region hinaus. Das allerdings ziehe auch unschöne Vorkommnisse mit sich, wie ein Ratsmitglied bestätigte. „Da finden sich dann leere Sektflaschen und Abfall rundherum“, weiß er zu berichten.

    Finanziell kann sich die Gemeinde den neuen Kindergarten wohl leisten: Erstmals seit 41 Jahren wieder schuldenfrei

    Nicht nur im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung sah sich das Gremium genötigt, zu diesem Thema Stellung zu beziehen. Auch in einigen Sitzungen zuvor sollte die Spielburg und deren Zukunft im Fokus stehen.

    Auch Alois Karl (CSU) sieht in der Erweiterung in Form eines zusammenhängenden Baus zwischen Bestand und Neubau keine Alternative, „schon wegen der Praktikabilität“. Der ursprüngliche Platz der Spielburg fällt weg, es gehe nicht anders. Den Neubau mehr nach Westen Richtung Kirche zu setzen, auch das scheide aus. „Dann wird der Garten zerstückelt.“ Ebenso fielen so benötigte Außenspielflächen weg. Werde ein neuer Standort für die Spielburg gefunden, dann könne er sich für den Erhalt aussprechen, sagte Karl, „ansonsten hat sie keinen Nutzen“. Da gelte es Prioritäten zu setzen.

    Auch Wiedergeltingens Bürgermeister Führer bedauert, dass die Spielburg jetzt im Wege steht

    Wie ernst man in der Gemeinde das Thema dennoch nimmt, zeigt die Stellungnahme, die Bürgermeister Norbert Führer nun unserer Zeitung dazu abgab. Darin schreibt Führer, dass sich der gesamte Gemeinderat mit dem von der Gemeinde beauftragten Architekturbüro Ulrich Förg für die nunmehr zur Ausführung kommende Variante einstimmig entschieden hat. „Letztendlich ist es unabdingbar, bei öffentlichen Neubauvorhaben auf einen behindertengerechten Zugang bzw. auf eine Barrierefreiheit zu achten und dies bei der Umsetzung einzuplanen. Diese Anforderung kann in unserem Fall nur durch die Verbindung des Neubaus mit dem Altbau über einen dazwischen liegenden Aufzugschacht realisiert werden. Über den Aufzug können künftig sowohl die Ebenen im Altbau als auch die Ebenen im Neubau barrierefrei angefahren werden. Dies wiederum bedingt, dass der Neubau an der geplanten Stelle entstehen muss“, schreibt der Bürgermeister darin.

    Dass die Spielburg hier sprichwörtlich „im Wege stehe“, bedauere Norbert Führer sehr, weiß er doch wie viel ehrenamtliches Engagement vor mehr als 20 Jahren in dieses Projekt geflossen ist.

    „Aber wir können die ganze Planung und die Zusammenführung aller drei Niederlassungen der örtlichen Kindertagesstätte St. Nikolaus in den neuen Komplex sowie die damit verbundenen staatlichen Fördergelder durch ein stringentes Festhalten an der Burg nicht gefährden.

    Ob ein Versetzen der Spielburg mit vertretbaren finanziellen Mitteln möglich ist, kann ich derzeit nicht beurteilen. Ich hoffe, dass wir im neuen Jahr hierzu aussagekräftige Angebote erhalten.“

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