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Wertachtal: Bauen im Wertachtal – nur ein Traum?

Wertachtal

Bauen im Wertachtal – nur ein Traum?

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    Viele junge Familien träumen von einem eigenen Haus und suchen händeringend nach einem bezahlbaren Bauplatz. Häufig bieten die Gemeinden Grundstücke an, doch hier ist die Warteliste meist sehr lang. Die Gemeinden im Wertachtal reagieren auf den Bauboom und weisen immer neue Baugebiete aus.
    Viele junge Familien träumen von einem eigenen Haus und suchen händeringend nach einem bezahlbaren Bauplatz. Häufig bieten die Gemeinden Grundstücke an, doch hier ist die Warteliste meist sehr lang. Die Gemeinden im Wertachtal reagieren auf den Bauboom und weisen immer neue Baugebiete aus.

    Bauen und Wohnen sind die derzeit wohl wichtigsten Themen für die Kommunalpolitik im Wertachtal. Immer beliebter werden die Gemeinden Türkheim, Amberg, Wiedergeltingen und Rammingen bei Wohnungssuchenden und Häuslebauern. Allein in Türkheim hatte sich eine Warteliste mit mehr als 150 Bauwilligen angesammelt, bevor die Marktgemeinde ein neues Baugebiet ausgewiesen hatte.

    Im Wertachtal wächst der Bedarf nach Bauland

    In Wiedergeltingen wurde in den vergangenen zwei Jahren zwei Baugebiete mit 15 bzw. 17 Bauplätzen ausgewiesen. Beim Verkauf durch die Gemeinde werden rund 130 bis 150 Euro pro Quadratmeter fällig. Beim Verkauf der Grundstücke kam auch in Wiedergeltingen ein „Punktesystem“ zur Anwendung. Dieses ist laut Bürgermeister Norbert Führer „äußerst transparent“ und regle die Vergabe der Bauplätze. Bei der Auswahl der Kriterien habe sich der Gemeinderat an die geltenden EU-Vorgaben gehalten.

    Auch bei den Wohnungen hat sich in Wiedergeltingen in den vergangenen zwei Jahren viel getan, so Führer auf Anfrage der MZ. In diesem Zeitraum wurden in Wiedergeltingen ein Acht-Familienhaus, ein Sechsfamilienhaus und ein Reihenhaus mit drei Wohneinheiten errichtet. Aktuell entsteht ein weiteres Reihenhaus mit drei Wohneinheiten und in jüngster Sitzung hat der Gemeinrat über ein Rahmenkonzept für zwei Mehrfamilienhäuser in zentraler Ortslage beraten. Das Ganze geschehe im Einklang zur laufenden Dorferneuerung und der damit einhergehenden Innenraumentwicklung.

    Auch in Ambergsetzt die Gemeinde auf die Ausweisung neuer Baugebiete, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. In den vergangenen zwei Jahren wurde der 2. Bauabschnitt des Baugebietes Bergteile II mit 22 Bauplätzen erschlossen. Davon wurden 2020 bisher sieben Plätze verkauft, so Bürgermeister Peter Kneipp zur MZ. Die nächste Verkaufsrunde soll in etwa zwei Jahren erfolgen. Die Anzahl der dann zu verkaufenden Bauplätze legt der Gemeinderat fest. Gründe für gestaffelten Verkauf: Das Wachstum muss verträglich sein. Die bestehende Infrastruktur, insbesondere Kindergarten, darf nicht überlastet werden.

    Pro Quadratmeter werden von der Gemeinde Amberg bei einem Verkauf pro Quadratmeter 143 Euro verlangt, darin sind die Erschließungskosten bereits enthalten. Bisher konnte der Verkäufer eines Grundstückes 40 Prozent der überplanten Fläche behalten. Bei weniger Rückhalt erhielt er einen höheren Quadratmeterpreis. Auch in Amberg gibt es ein EU-konformes Vergabemodell mit Punktesystem. Die Gemeinde behält sich jedoch vor, im Rahmen anderweitiger Grundstücksverhandlungen einen Bauplatz zu tauschen.

    Im Baugebiet sind Einzelhäuser mit Einliegerwohnung oder auf ausgewählten geeigneten Plätzen auch Doppelhäuser zulässig.

    In den vergangenen zwei Jahren wurden in Amberg 13 Wohneinheiten genehmigt. Davon fünf auf den im Baugebiet verkauften Bauplätzen.

    Was tun die Gemeinden im Wertachtal, um die wachsende Nachfrage nach Bauland zu befriedigen?

    Die Gemeinde Rammingen hat in der jüngeren Vergangenheit 19 Bauplätze im Baugebiet „Westlich Grundschule“ ausgewiesen. „Alle sind verkauft“, freut sich Rammingens Bürgermeister Anton Schwele. Zwei Grundstücke habe sich die Gemeinde jedoch als „Reserve“ gehalten. Der Grundstückspreis betrug laut Schwele 70 Euro je Quadratmeter plus 50 Euro Erschließungskosten. Auch in Rammingen gibt es ein Modell zur Aufteilung der Grundstücke. Rund 50 bis 60 Prozent der Grundstücke verbleiben laut Schwele in der Regel bei der Gemeinde, wenn ein Baugebiet ausgewiesen wird. „Für die Vergabe der Bauplätze haben wir seit vielen Jahren ein Punktesystem“, so Schwele. Einschließlich der Seniorenwohnanlage habe die Gemeinde Rammingen in den vergangenen beiden Jahren 64 Wohnungen genehmigt.

    „Derzeit hat die Gemeinde Ettringen kein öffentliches Grundstück im Angebot“, sagt Ettringens Bürgermeister Robert Sturm auf Anfrage der MZ. Ein Gebiet an der Hochstraße werde derzeit vorbereitet, – wann dies aber wirklich realisiert werden kann, könne er derzeit nicht sagen: „Trotz hoher Planreife kann weder zeitlich noch preislich eine Aussage gemacht werden“, so Sturm.

    Die Gemeinde Ettringen entwickelte das Baugebiet Enzianring im Südwesten Ettringens aus dem Flächennutzungsplan heraus mit 19 Bauplätzen. Diese waren am ersten Tag des Angebots verkauft und wurden nach dem „Einheimischenmodell“ abgewickelt, so Sturm: „Wir orientieren uns bei den Preisen bisher an den Bodenrichtwerten und verlangten in der Vergangenheit für die Plätze in Ettringen 100 Euro, in Siebnach 80 Euro und in Traunried 60 Euro“.

    Eine Preisgestaltung hänge im Einzelnen jedoch vom Kaufpreis der Grundstücke, den Ausgleichsflächen, den Infrastrukturkosten und den Erschließungsmodalitäten ab.

    Einzelne Bauplätze in Siebnach am Edertalweg (16 insgesamt) bis 2019 und in Traunried am Föhrenberg (insgesamt neun Plätze) bis 2020 standen zum Verkauf.

    Es gebe keine Aufteilungsregelung zwischen Grundstückseigentümer und der Gemeinde als Käufer und Entwickler eines Baugebietes. Im Verhandlungsweg könne für die Verkäufer ein Bauplatzrückbehalt vereinbart werden, jedoch lehne es die Gemeinde Ettringen ab, „Privateigentümern ganze Baugebiete zu ermöglichen, die privat vermarktet werden, ohne dass die Gemeinde Plätze anbieten kann“, betont Sturm. Damit versucht seine Gemeinde, der Preistreiberei entgegenzuwirken: „Durch zeitliche Bauverpflichtungen versuchen wir, die Baulückenbildung zu verhindern“, so Sturm.

    „Schon Wahnsinn, was in den vergangenen zwei Jahren alles genehmigt wurde“, war Türkheims Bauamtsleiter Lothar Rogg selbst etwas überrascht, als er die Bitte der MZ erfüllte und die Baugenehmigungen der vergangenen zwei Jahre zusammenstellte. Rund drei Dutzend Bauanträge oder Bauvoranfragen für Ein- und Mehrfamilienhäuser und Wohnungen mit insgesamt knapp 100 Wohneinheiten wurden in Türkheim bearbeitet – und darin sind die 50 Wohneinheiten noch gar nicht mitgezählt, die in der Ortsmitte von Türkheim geplant sind und demnächst wieder den Türkheimer Markrat beschäftigen werden. Allein in der jüngsten Bauausschusssitzung wurden 50 Wohneinheiten behandelt. Auf den Grundstücken an der Tussenhauser Straße sollen laut Planung 36 Wohneinheiten entstehen.

    Und in diesem Tempo wird es wohl auch in den kommenden Jahren weitergehen, denn die Gemeinde Türkheim weist in allen Himmelsrichtungen neue Baugebiete aus. Der Bebauungsplan „Nördlich der Alfred-Drexel-Straße“ hat knapp 5000 Quadratmeter.

    In diesem vergleichsweise kleinen Baugebiet in Türkheim-Bahnhof sollen etwa sechs Baugrundstücke erschlossen werden.

    Lesen Sie dazu auch: Abkühlung für den überhitzten Türkheimer Immobilienmarkt

    Mögliche Bauformen laut Bebauungsplan: Einfamilienhäuser und Doppelhäuser. Im Baugebiet „Nördlicher Laternenweg“ sollen auf einer Fläche von rund 25.000 Quadratmetern Mehrfamilienhäuser, Einfamilienhäuser und Doppelhäuser entstehen. Die Erschließung läuft schon auf Hochtouren.

    „Südlich der Ramminger Straße“ werden Mehrfamilienhäuser, Einfamilienhäuser und Doppelhäuser entstehen. Insgesamt steht hier eine Fläche von gut 25.000 Quadratmeter zur Verfügung. Westlich der Stockheimer Straße in Irsingen wird ein Baugebiet mit rund 20.000 Quadratmeter entstehen. Auf mehr als 10.000 Quadratmetern kann am östlichen Ortsrand Richtung Amberg gebaut werden. Abzüglich der Flächen für Straßen und Ortsrandeingrünung soll dann Platz für etwa zehn bis zwölf Bauplätze sein. Der Bebauungsplan wurde jetzt beschlossen.

    Mehr Neubaugebiete bedeutet immer auch: mehr junge Familien und damit ein rasant wachsender Bedarf an Kinderbetreuung. Türkheim hat auch diesen Bedarf erkannt und mit der Erweiterung der Kindergärten St. Josef und St. Elisabeth die Weichen gestellt, auch in Wiedergeltingen wird ein neuer Kindergarten für rund drei Millionen Euro gebaut.

    Der Türkheimer Eigenanteil der Gemeinde für den Neubau der beiden dringend benötigten Kindergärten von etwa drei Millionen Euro würde ohne den Zuschuss aus dem Sonderinvestitionsprogramm des Freistaates rund 4,3 Millionen Euro betragen, die Gesamtkosten werden auf rund 6,2 Millionen Euro geschätzt. Der nächste Schritt ist die Grundschule, die erweitert wird.

    Lesen Sie dazu auch: Wer darf in Türkheim einen Bauplatz kaufen?

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