Wer andere veräppeln will, braucht Feingefühl

Nicht alle tun sich das an; um wirklich witzige, treffende Texte zustande zu bringen, braucht man Talent, Ideen und Köpfchen. Und: Was bei der Veranstaltung so leicht und locker in ein paar Minuten daher kommt, macht vorher viel, viel Arbeit, kostet Zeit und Hirnschmalz.

Seit elf Jahren ist ein bewährtes Team am Werk

Bei den Schlossfunken ist seit elf Jahren ein bewährtes Team am Werk. Michael Freisinger und Karl Scheifele werden zwar vom Theaterverein und ein paar weiteren Leuten unterstützt, aber die Texte und Lieder stammen im Wesentlichen von den beiden.

Karl ist Bänker, Michael Polizist, keiner ist literarisch oder kabarettistisch vorbelastet. Aber sie sind Naturtalente. Und: "Wir haben halt ein Interesse an den Menschen. Und einen geschärften Blick."

Den brauchen sie auch, denn nach dem Fasching ist vor dem Fasching. Will heißen: Wer im Fasching das Dorfgeschehen auf die Schippe nehmen will, muss das ganze Jahr über Augen und Ohren offen halten. Und der muss, betont Michael Freisinger, "die Mindelheimer Zeitung genau lesen!"

2010 gibt Kirchheim da einiges her. Michael plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen: "Was sicher dran kommen wird, sind die Steinzeitwerkzeuge, die unser Heimatpfleger auf dem Acker gefunden hat. Der Verdienstorden für den Grafen Fugger ist ein Thema, dann der riesige Steinzahn, den sich unser Zahnarzt vor seine Praxis hat setzen lassen, und auch der neue Fuhrpark der Gemeinde." Mehr lässt er sich nicht entlocken. Aber: "Es müssen Themen sein, die in der Bevölkerung bekannt sind, sonst verstehen die Leute die Anspielungen nicht." Und klar ist, dass, wer andere auf die Schippe nimmt, Feingefühl braucht. In einem Dorf, wo jeder jeden kennt, kann der Büttenredner nicht so scharf reinhauen wie ein Bruder Barnabas auf dem Nockherberg.

Michael Freisinger und Karl Scheifele loten die Schmerzgrenze gemeinsam aus, und sie liegt ziemlich hoch. Ihre Texte sollen zwar witzig sein, aber nicht beleidigen - ein ziemlicher Balanceakt.

Jetzt, kurz vor Schluss, wird's ganz schön stressig. Das sagen auch Peter Ruf und Michael Mayer von der Zaisonarria, die einen ähnlichen Job machen. "Zur Zeit muss alles andere zurück stehen, der Fasching hat Vorrang." Ihre Freundinnen nehmen es hin, weil sie wissen, es ist zeitlich absehbar.

Humorvoll und mit Bühnenerfahrung

Peter ist Mediengestalter, Michael Versicherungsfachmann, beide sind Mitglieder im Theaterverein und mit Humor gesegnet. Auf der Bühne zu stehen sind sie gewohnt.

Seit September sitzen sie regelmäßig zusammen, brüten über ihren Ideen und arbeiten eine witzige Moderation aus. Rund 20 Leute aus dem Verein arbeiten ihnen zu, drehen Videos, üben Sketche und umgetextete Songs für "Prunk und Stunk" ein. "Der Abend hat bei uns Ballcharakter", erklärt Peter Ruf. "Wir wollen das Publikum einbeziehen, animieren und in Bewegung bringen." Sie arbeiten bis zum letzten Moment, denn: "Je frischer die Sachen den Leuten noch im Gedächtnis sind, desto besser."

Einer der Knaller wird schon verraten: Peter wird als Politesse auftreten unter dem Motto "Skandal im Sperrbezirk" - in Erinnerung an gewisse Vorgänge in Tussenhausen. Persönlich angegriffen wird aber grundsätzlich niemand.

Dieser Grundsatz gilt auch für Christoph Spies und Florian Kastenmeier, die bei der Mindelonia federführend für die lokalen Themen verantwortlich sind und den Abend moderieren. Einen klassischen Kappenabend wird es hier nicht geben, sondern eine Art Zirkus mit Comedy, Sketchen und knalligen Überraschungen. Viele machen da mit und haben ihre Auftritte, unter anderem Mitglieder des Frundsbergfestrings, Jogi Lew und zwei Ratschweiber. Aufs Korn genommen werden die Obstwiese, die Pfarrer von St. Stephan und jede Menge andere Mindelheimer Spezialitäten.

Und hier noch für alle, die jetzt neugierig geworden sind, die Termine:

l "Prunk und Stunk" in Zaisertshofen in der Krone am 29. Januar und 4. Februar um 20 Uhr und am 6. Februar um 16 Uhr.

l "Scherz ist Trumpf" in Kirchheim am 12. Februar um 19.30 Uhr und am 13. Februar um18 Uhr.

l "Manege frei" bei der Mindelonia am 26. Februar um 20 Uhr.