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Wenn Marder, Biber und Co. die Stadt erobern

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Wenn Marder, Biber und Co. die Stadt erobern

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    Dieser Biber wurde im April mitten in Mindelheim entdeckt.
    Dieser Biber wurde im April mitten in Mindelheim entdeckt. Foto: Julia Beck

    Die Biber am Mindelheimer Frundsbergswehr oder im Bad Wörishofer Kurpark sind nicht die einzigen Wildtiere, die langsam aber sicher unsere Städte und Dörfer erobern. Marder fühlen sich in bewohntem Gebiet – und im Motorraum von Fahrzeugen – schon lange wohl. Vor Kurzem wurde im Skyline Park sogar ein Rehkitz gesichtet. Es scheint, als verlören die Wildtiere die Scheu vor dem Menschen.

    „Die Distanzen zwischen Mensch und Tier werden immer kürzer“, sagt auch Wolfgang Dreher. Er ist der Zweite Vorsitzende und Pressereferent der Mindelheimer Jäger. „In der Stadt gibt es inzwischen alles – inklusive Rehwild.“ Das sei kein Wunder: Kulturfolger wie der Steinmarder oder der Fuchs finden immer mehr Unterschlupfmöglichkeiten. In der Stadt werde gerade in Neubausiedlungen wieder vermehrt mit Holz geheizt. Die dazugehörigen Brennholzstapel sind „ein paradiesischer Zufluchtsort“, so Dreher: geschützt, windstill, trocken. Auch auf dem Dachboden finden es Marder ganz schön gemütlich. In Komposthäufen bedienen sie und Füchse sich und futtern Mäuse, Käfer, Schnecken, Garten- und teils auch Küchenabfälle. „Ein reich gedeckter Tisch, teils ohne Anstrengung“, fasst Dreher zusammen. Man kann es den Tieren nicht verdenken.

    In sogenannten „befriedeten Bezirken“ – dazu gehören Städte und Gemeinden – darf nicht gejagt werden. Das merken natürlich auch die Tiere, die sich in den Orten immer sicherer fühlen. „Sie merken, dass ihnen nichts passiert“, sagt Dreher. Bei einem Bekannten von ihm hat der Fuchs zum Fenster hereingeschaut, bei dessen Nachbar ist er einmal quer durchs Haus gelaufen – mitten im Mindelheimer Wohngebiet. Gerade Randbezirke oder Grünflächen wirken anziehend auf Tiere. Und wenn man bedenkt, dass ein Wildschwein rund 25 Kilometer in der Nacht läuft, ist es vom Bergwald zum Josefsstift oder dem Mühlenpark nur ein Katzensprung, erläutert Dreher. Seiner Meinung nach wird es künftig auch mehr

    Die Auswirkungen der „Tierwanderung“ auf den Menschen sind unterschiedlich: Marder und Fuchs können Parasiten oder Krankheiten übertragen. Problematisch sei gerade der Kontakt mit Haustieren, so Dreher. Verendet ein Wildtier im eigenen Garten, empfiehlt er, Einweghandschuhe zu tragen. Ein guter Zaun halte bereits viele Tiere ab. Stabil müsse er sein, damit er Wildschweinen standhält. „Und man sollte keine Küchenabfälle im Garten entsorgen“, erklärt Dreher. Das locke Mäuse und Ratten an – und die wiederum Beutegreifer. Verscheuchen funktioniere nur über eine bestimmte Zeit. Letztlich merken die Tiere, dass ihnen eigentlich nichts passiert. „Wenn der Garten ausschaut wie ein Truppenübungsplatz, waren’s Wildschweine“, sagt Dreher. Dann sollte man sich an den Stadtförster oder die Jäger wenden.

    Die Wildtiere in der Region werden in Zukunft mehr, davon geht Wolfgang Dreher aus. Wildgänse werden kommen, sagt er, auch Fischotter seien auf dem Vormarsch. „Wolf, Luchs und Bär machen sich allmählich breit. Sie suchen die Nähe der Menschen.“ Dort gebe es leichte Beute – Schafherden oder Hühner. Immerhin: Bis die Elche von Osteuropa nach Mindelheim kommen, wird es noch dauern.

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