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Verkehr im Unterallgäu: Der Stettener Bahnhof ist bald Geschichte

Verkehr im Unterallgäu

Der Stettener Bahnhof ist bald Geschichte

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    Im kommenden Jahr wird der Stettener Bahnhof stillgelegt und zunächst der Bahnsteig am Nordgleis in Richtung des bisherigen Fußgängerüberwegs verlegt. Dieser ist nach der geplanten Elektrifizierung der Bahnstrecke nicht mehr zulässig und soll 2018 durch eine Unterführung ersetzt werden.
    Im kommenden Jahr wird der Stettener Bahnhof stillgelegt und zunächst der Bahnsteig am Nordgleis in Richtung des bisherigen Fußgängerüberwegs verlegt. Dieser ist nach der geplanten Elektrifizierung der Bahnstrecke nicht mehr zulässig und soll 2018 durch eine Unterführung ersetzt werden. Foto: Sandra Baumberger

    Die Elektrifizierung der Bahnstrecke München-Zürich hat jüngst wieder den Stettener Gemeinderat beschäftigt. Konkret ging es um zwei sogenannte Kreuzungsvereinbarungen zwischen der Gemeinde und der Deutschen Bahn. Sie werden immer dann notwendig, wenn Einrichtungen der Bahn, also zum Beispiel Gleise, Einrichtungen der Gemeinde wie Straßen, Geh- oder Radwege kreuzen.

    In Stetten ist dies an zwei Stellen der Fall: Unter dem Viadukt, das wie berichtet 2018 durch eine Stahlbetonbrücke ersetzt werden soll, verläuft ein gemeindlicher Geh- und Radweg. Ein weiterer führt ebenfalls ab 2018 unter den Bahngleisen zwischen der Hoch- und der Bahnhofstraße hindurch, wo sich derzeit noch ein Bahnübergang befindet. Er muss ersetzt werden, weil die Züge nach der Elektrifizierung schneller unterwegs und die Übergänge deshalb nicht mehr zulässig sind.

    Stetten: Das ändert sich mit der Elektrifizierung der Bahnstrecke

    Die Kreuzungsvereinbarungen, die regeln, wer dort wofür zuständig ist – etwa für die Entwässerung oder auch das Entfernen von Graffitis–, waren in einer vorherigen Sitzung des Gemeinderates schon einmal Thema. Weil sich damals jedoch einige Fragen ergeben hatten und bei manchen Räten zudem der Eindruck entstanden war, die große Bahn wolle die kleine Gemeinde übervorteilen, so Bürgermeister Richard Linzing, kamen die Vereinbarungen nun im Beisein eines Bahnvertreters erneut zur Sprache. So störten sich beispielsweise einige daran, dass die Gemeinde der Bahn Grundstücke für die Baustelleneinrichtung kostenlos zur Verfügung stellen soll. Weil es sich jedoch um ein Gemeinschaftsprojekt von Gemeinde und Bahn handelt, sind beide Seiten laut den „Richtlinien für die Planung, Baudurchführung und Abrechnung von Maßnahmen nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz“ zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit verpflichtet.

    Ein weiterer „großer Knackpunkt“ waren laut Linzing die Kosten: Die Bahn hatte sie für ihre Bauwerke bis zum vergangenen Jahr auf rund 475.000 Euro geschätzt. Im Zuge einer genaueren Berechnung haben sie sich nun aber fast verdreifacht. Weil die Gemeinde neben Bahn und Bund ein Drittel dieser sogenannten kreuzungsbedingten Kosten übernehmen muss, ist das auch für sie von Belang.

    Umbau bei Stetten: Warum die Bauarbeiten jetzt mehr kosten sollen

    Für die Kostensteigerung nennt der Bürgermeister mehrere Gründe: So sei zunächst nicht berücksichtigt worden, dass ein Haus in der Hochstraße während der Bauarbeiten mit Spundwänden gesichert werden muss, damit es nicht in die für die Fußgängerunterführung notwendige Baugrube stürzt. Hinzu komme eine Teuerung von mindestens zwei Prozent pro Jahr seit Beginn der Planungen vor sieben Jahren.

    Ein weiterer Kostenfaktor ist die Entsorgung des ausgehobenen Bodens: Je stärker dieser belastet ist, umso teurer wird das Projekt. Ursprünglich war außerdem geplant, den Tunnel für die Fußgängerunterführung im Bereich der Hochstraße sowie die neue Stahlbetonbrücke über die Staatsstraße vor dem bisherigen Viadukt beziehungsweise dem Bahnübergang zu errichten und dann einzuschieben, was ebenfalls günstiger gewesen wäre als der nun geplante direkte Einbau.

    „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass es noch teurer wird“, fürchtet Linzing. Da die Strecke während der Bauarbeiten sieben Monate gesperrt wird, geht er davon aus, dass die Bahn dies für weitere Bauarbeiten entlang der Strecke nutzen wird. Dadurch könnten die Baupreise in die Höhe schnellen. Nach Abzug einer 55-prozentigen Förderung rechnet die Gemeinde derzeit damit, für die Fußgängerunterführung und den Pendlerparkplatz gut 357.000 Euro zahlen zu müssen.

    Bahnstrecke wird umgebaut: Wann die Arbeiten beginnen sollen

    Beginnen sollen die Arbeiten bereits im nächsten Frühjahr mit der Verlegung des Bahnsteigs am Nordgleis. Er rückt wie berichtet weiter in den Osten, also in Richtung des bisherigen Fußgängerübergangs. Wenn im Oktober dann das elektronische Stellwerk in Betrieb genommen wird, an dem derzeit gearbeitet wird, sollen die Züge ausschließlich an diesem Gleis halten. Dann werden die Drahtzugseile am Südgleis abmontiert, mit denen bislang noch die Signale und Weichen gestellt werden. Der Bahnsteig am Südgleis wird zusammen mit der Fuß- und Radwegunterführung 2018 gebaut.

    Ebenfalls 2018 wird das Viadukt durch die Stahlbetonbrücke ersetzt. Dazu wird die Straße voraussichtlich ab März für neun Monate gesperrt, bleibt aber unverändert. Der Geh- und Radweg hingegen wird auf Kosten der Bahn etwas nach Westen verschoben. Laut Bürgermeister Linzing gibt es bereits ein Umleitungskonzept: Der überörtliche Verkehr soll die Baustelle weiträumig umfahren, der örtliche Verkehr wird über Kirchstetten umgeleitet.

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