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Verkehr: Weg frei für die Schranke

Verkehr

Weg frei für die Schranke

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    Der Bahnübergang bei Heinzenhof, an dem es bereits mehrfach zu teils schweren Unfällen gekommen ist, soll in vier bis fünf Jahren mit einer Schranke und einer Ampel gesichert werden.
    Der Bahnübergang bei Heinzenhof, an dem es bereits mehrfach zu teils schweren Unfällen gekommen ist, soll in vier bis fünf Jahren mit einer Schranke und einer Ampel gesichert werden. Foto: Lippl

    Die Mittelschwabenbahn zwischen Mindelheim und Günzburg hält einen traurigen Rekord. „Es ist die Strecke mit den meisten Unfällen an Bahnübergängen bayernweit“, verkündete Dietmar Schieder von der DB Netz AG bei seinem Besuch im Pfaffenhausener Marktrat. Erst im April hatte es bei Heinzenhof wieder gekracht, als ein Auto und eine Regionalbahn zusammengestoßen waren. Dieses Mal ist es glimpflich ausgegangen – was man von anderen Bahnunfällen leider nicht immer behaupten kann.

    84 Bahnübergänge auf der Strecke der Mittelschwabenbahn hat die Bahn laut Schieder als besondere Gefahrenquelle untersucht. Die unbeschrankten Übergänge seien einerseits gefährlich, weil hier immer wieder Unfälle passieren; andererseits seien sie auch für den Betriebsablauf bei der Bahn hinderlich, da Züge davor häufig stark abbremsen müssen. Die Bahn ist also ebenfalls daran interessiert, dass es künftig weniger unbeschrankte Bahnübergänge gibt. „Jede Querung, die wir wegbekommen, ist ein Gewinn für alle“, fand Schieder.

    Der Übergang zwischen Pfaffenhausen und Heinzenhof hat seinen Worten zufolge „alle Voraussetzungen dafür, dass hier nichts passieren dürfte“. Soweit die Theorie: Denn in der Praxis kommt es hier verhältnismäßig häufig zu Unfällen – und so gut wie immer ist die Ursache eine überhöhte Geschwindigkeit derjenigen, die auf der Straße unterwegs sind, erklärt Schieder. Autos dürfen an der Stelle nur zehn beziehungsweise 20 Kilometer in der Stunde fahren: Dass sich kaum jemand daran hält, zeigt eine Messung der Bahn. Von den rund 800 Fahrzeugen, die pro Tag den Übergang überqueren, hielt sich laut Schieder genau einer an das Tempolimit.

    Forderungen nach einer Schranke an der Stelle wurden schon vor langer Zeit laut – doch eigentlich sichert die Bahn Übergänge erst ab einer Frequenz von 2500 Fahrzeugen am Tag. „Der Unfallschwerpunkt spricht dafür; was dagegen spricht, ist die Anzahl der Fahrzeuge“, fasste Schieder zusammen. Dann unterbreitete er den Räten sein Angebot, ein Maßnahmenpaket zu schnüren. Nur so würde das Projekt in den Planungen der Bahn nach vorne rutschen und „zeitnah“ in den Jahren 2021/22 realisiert werden können.

    Schieders Plan: Zwei Bahnübergänge im Gemeindegebiet sollen aufgelassen werden – also verschwinden –, dann könne man in Heinzenhof eine Halbschranke und eine Gelb-Rot-Ampel installieren. „Die Wahrscheinlichkeit ist hier sehr hoch, dass ein Autofahrer stehen bleibt.“ Schieder rechnet mit Kosten von rund 750000 Euro für die technische Sicherung, die sich Bund, Bahn und Gemeinde zu je einem Drittel teilen.

    Der Markt Pfaffenhausen könne zudem eine Förderung von durchschnittlich 40 bis 60 Prozent erhalten. Eine Brücke über die Gleise käme mit 1,6 Millionen Euro teurer, ebenso eine Unterführung, die Schieder wegen des hohen Grundwasserspiegels mit vier bis sechs Millionen Euro ansetzt. Ob die Straßen um die neue Schranke abgerückt oder die Einmündungen aufgeweitet werden, darüber könne man sich künftig Gedanken machen, so Schieder. Wenn der Marktrat sein Okay gebe, „könnten wir 2021 dieses Projekt realisieren“, erklärte der Vertreter der Bahn.

    Verschwinden sollen seinen Plänen zufolge ein Bahnübergang bei Weilbach und ein weiterer Übergang bei Heinzenhof (siehe Grafik). Der Übergang bei

    Wenn ein Teil des benachbarten Feldwegs verbessert würde, liege der Umweg bei 809 Metern, so Schieder. „Laut Eisenbahnkreuzungsgesetz sind für landwirtschaftlichen Verkehr Umwege von bis zu 3,5 Kilometer zumutbar.“ Beim Bahnübergang nahe Heinzenhof, der ebenfalls aufgelassen werden soll, liege der Umweg bei maximal 612 Meter, rechnete Schieder aus.

    Marktrat Josef Wiedemann, Ortssprecher für Weilbach, kritisierte die Einschränkungen für Landwirte. Seiner Meinung nach ist der Umweg für die Bauern bei Weilbach größer, weil viele Grundstücke von der Bahnlinie regelrecht durchschnitten würden. „Die Landwirte sind die, die es schlucken müssen“, fand auch Michael Gropper und forderte ein Mitspracherecht. Schieder antwortete, dass er gern zu Gesprächen mit den Bauern bereit sei. Sie seien wichtig, auch für die Sicherheit.

    Dritter Bürgermeister Alois Hölzle sagte, er sei „froh, dass wir diese Bahn haben“. „Allgemeinwohl geht vor Einzelwohl“, fanden er und Bürgermeister Franz Renftle. Für die Sicherung des Übergangs bei Heinzenhof, aber gegen die Auflassung an den beiden anderen Stellen im Gemeindegebiet, sprach sich Josef Wiedemanna aus. Er stimmte deshalb als einziger Marktrat gegen das Maßnahmenpaket der Bahn. Mit dieser Entscheidung des Marktrats kann das Projekt nun ins Planfeststellungsverfahren gehen: Der Weg für die Schranke ist frei.

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