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Verkehr: Achtung, „unsere Freunde stehen wieder bereit“

Verkehr

Achtung, „unsere Freunde stehen wieder bereit“

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    Ob fest installierter Blitzer oder Laserpistole – jede von den Nutzern entdeckte Verkehrskontrolle im Raum Mindelheim wird auf der Seite der Facebook-Gruppe „Partybus Frühwarnsystem“ veröffentlicht.
    Ob fest installierter Blitzer oder Laserpistole – jede von den Nutzern entdeckte Verkehrskontrolle im Raum Mindelheim wird auf der Seite der Facebook-Gruppe „Partybus Frühwarnsystem“ veröffentlicht. Foto: Archivfoto: Silvio Wyszengrad

    Mindelheim Wer fleißig Facebook nutzt und dennoch nicht vom Gaspedal lassen will, läuft seltener Gefahr, von der Polizei erwischt zu werden als Otto Normalautofahrer. Der Grund hat einen Namen, der von hintergründigem Humor zeugt: „Partybus Frühwarnsystem“ nennt sich die Gruppe in dem sozialen Netzwerk

    Binnen Sekundenbruchteilen wissen alle anderen Bescheid

    Wer auch immer an einer Verkehrskontrolle vorbeikommt, greift anschließend zum Smartphone und tippt kurz eine Warnung ins weltweite Netz. „Outdoor shooting zwischen Türkheim und Bad Wörishofen in der 70er Zone bei Irsingen“ ist dann Sekundenbruchteile später für alle anderen 1128 Mitglieder der Gruppe zu lesen. Andere ergänzen das mit einem Foto, das im Vorbeifahren mit dem Handy aufgenommen wurde. Und manchmal wird auch gleich das Kennzeichen des Blitzerwagens mitgeliefert.

    Ein anderer wieder schreibt, „gerade frisch aufgebaut von Mindelheim nach Kammlach bei Oberauerbach im Gebüsch“. Drei Stunden später ergänzt ein anderer den Eintrag mit dem Vermerk: „Stehen noch“. Da dürfte dann an dieser Stelle eigentlich kein Autofahrer mehr zu schnell fahren. Sollte man meinen.

    Das Gegenteil sei der Fall, sagt der Mindelheimer Polizeichef Karl Höss. Wirklich erklären kann er das Phänomen aber auch nicht. Er sieht solche Warnungen vor Verkehrskontrollen über soziale Netzwerke völlig gelassen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass überall dort, wo gewarnt wurde, noch schneller gefahren wird.“ Radiosender wie Antenne Bayern warnen die Autofahrer auch regelmäßig. Auch auf anderen Internetseiten wie blitzer.de, radarfalle.de oder radarwarner.de werden Verkehrskontrollen veröffentlicht.

    Vor Polizeikontrollen wird so lange schon gewarnt, seit es sie gibt. Meist geschieht das mittels Warnblinkanlage oder Lichthupe. Im Unterschied zur Warnung über Radio oder Internet ist diese Methode übrigens sehr wirkungsvoll, wie der Leiter der Mindelheimer Polizeidienststelle einräumt. „Das ist ein Geben und Nehmen“, gibt sich Höss aber auch hier gelassen.

    Seit einigen Wochen nun haben sich Unterallgäuer Autofahrer zusammengetan, um für den Raum Mindelheim/Memmingen ein effektives Warnsystem aufzubauen. Es sind vor allem Jüngere, die besonders aktiv das soziale Netzwerk Facebook für sich entdeckt haben.

    Rechtlich ist gegen das „fröhliche Partybus-Melden“ offenbar nichts einzuwenden. „Wenn auf Facebook unsortiert Blitzer aufgelistet werden, dann ist das nach derzeitiger Rechtsprechung nicht zu beanstanden“, sagte ADAC-Jurist Jost Kärge gegenüber Spiegel-online. „Definitiv verboten sind Angaben wie etwa ‘Blitzer in 500 Metern’ durch das Navigationsgerät.“

    Verboten sind also Warngeräte im Auto, die Blitzer aufspüren können. Wer damit erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von 75 Euro und vier Strafpunkten in der Verkehrssünderdatei in Flensburg rechnen. Obendrein wird das Gerät kassiert.

    Karl Höss sagt, der Polizei gehe es darum, die Unfallzahlen nach unten zu bringen. Ziel der Kontrollen sei nicht, möglichst viel Geld einzunehmen. Letztlich versteht Höss die Mindelheimer Facebook-Gruppe als Teil der Prävention.

    Dafür gibt es mehr als genug Hinweise. Gewarnt wird im „Partybus Frühwarnsystem“ beispielsweise auch vor Unwettern, sofern sie die Autofahrer in Gefahr bringen. „Zwischen Buchloe und Landsberg geht’s total ab. Wasser staut sich, Hagelkörner liegen auf der Straße und es hat um die 0,5 Grad“ schrieb einer der Aktiven am vergangenen Samstag. Andere Autofahrer konnten sich so auf die Gefahr einstellen.

    Wer sich im Ton vergreift, wird zur Ordnung gerufen

    Zum guten Ton gehört auch, Danke zu schreiben oder den „Gefällt mir“-Button zu drücken. Und wenn sich mal einer der Facebook-Nutzer im Ton vergreift und den Kontrolleuren „Hinterlist“ und Raubrittermethoden vorhält, findet sich ein anderer, der um Mäßigung im Ton bittet. Schließlich machten Polizeibeamte und Kontrolldienste im Auftrag der Kommunen nur ihren Job.

    Weitere Infos zur Gruppe www.facebook.com/groups/ partybus.mn/

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