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Unterallgäu: Wie sich Corona im Unterallgäu auch beim Abfall bemerkbar macht

Unterallgäu

Wie sich Corona im Unterallgäu auch beim Abfall bemerkbar macht

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    Die Menge des Restmülls ist im Unterallgäu im vergangenen Jahr leicht gesunken. In anderen Bereichen macht sich dafür die Corona-Pandemie umso deutlicher bemerkbar.
    Die Menge des Restmülls ist im Unterallgäu im vergangenen Jahr leicht gesunken. In anderen Bereichen macht sich dafür die Corona-Pandemie umso deutlicher bemerkbar.

    Wie viel Müll die Unterallgäuer im vergangenen Jahr verursacht haben, welche Tonnen besonders voll waren und in welche Richtung sich die Abfallgebühren entwickeln könnten, darüber hat Edgar Putz, der Leiter der Kommunalen Abfallwirtschaft am Landratsamt, die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz in dessen jüngster Sitzung informiert. Dabei wurde deutlich, dass sich Corona auch beim Abfallaufkommen bemerkbar macht.

    Laut Edgar Putz haben die Unterallgäuer im vergangenen Jahr erneut mehr Müll weggeworfen als im Jahr zuvor – und zwar auch dann, wenn man berücksichtigt, dass der Landkreis in dieser Zeit gewachsen ist. Besonders eklatant hat der Verpackungsmüll zugenommen: In der Gelben Tonne landete 21 Prozent mehr Müll als im Vorjahr, nämlich knapp 4400 Tonnen. Pro Einwohner sind das etwas mehr als 30 Kilogramm, im Vorjahr waren es noch gut fünf Kilogramm weniger. „Das ist ein gewaltiger Sprung“, so Putz. Er führt diesen nicht zuletzt darauf zurück, dass sich das Konsumverhalten während des Lockdowns verändert hat. Der Zuwachs sei zwar insofern positiv, als er zeige, dass der Müll nicht illegal in der Natur entsorgt werde, er sei aber auch sehr bedenklich: „Das ist die Verpackungsflut, die nach wie vor ungebremst über uns hereinbricht“, sagte Putz. Da die Verpackungen im Allgemeinen sehr leicht seien, entspreche die Steigerung mehreren Lkw-Ladungen.

    Die Unterallgäuer haben offenbar mehr gekocht - denn es fiel mehr Biomüll an

    Weil während des Lockdowns im Frühjahr und später im Homeoffice möglicherweise auch mehr Unterallgäuer als sonst selbst gekocht haben, füllten sich auch die Biomülltonnen stärker als 2019: Hier mussten fast 5500 Tonnen entsorgt werden, das entspricht mehr als 37 Kilo pro Einwohner – und einer Steigerung von 9,45 Prozent.

    Einen weiteren enormen Zuwachs um 89 Prozent gab es laut Putz bei den Gewerbeabfällen: Fast 3300 Tonnen davon wurden 2020 entsorgt, im Jahr zuvor waren es noch 1700 Tonnen. Neben dem auch hier feststellbaren Corona-Effekt – vor allem im medizinischen Bereich fiel durch die Pandemie deutlich mehr Müll an – könnte sich nach Einschätzung des Experten auch die Gewerbeabfallverordnung bemerkbar gemacht haben: Weil die Betriebe seither stärker kontrolliert würden, landete der Müll offenbar häufiger dort, wo er richtigerweise hingehört, vermutete Putz.

    Zu guter Letzt wurde im vergangenen Jahr auch mehr Sperrmüll gesammelt, nämlich rund 1750 Tonnen und damit fast 100 Tonnen mehr als 2019. „Die Leute haben Zeit gehabt und mehr aufgeräumt“, lautete die Erklärung von Putz. Er hatte bei allen Steigerungen auch eine gute Nachricht im Gepäck: „Es hausmüllt weniger.“ Die Restmüllmenge pro Einwohner ist demnach um gut ein Kilogramm auf 136,17 Kilogramm gesunken. Insgesamt waren es 19.850 Tonnen.

    Die Müllgebühren im Unterallgäu werden vermutlich bald steigen

    Bei der anschließenden Haushaltsberatung bereitete Putz die Kreisräte schon einmal darauf vor, dass die Abfallgebühren in absehbarer Zeit steigen könnten. Grund sind die nach wie vor niedrigen Preise für Altpapier, Schrott und Altholz, die zu deutlich niedrigeren Einnahmen als in den Vorjahren führen – und das bei gleichzeitig steigenden Kosten: Künftig könnten seiner Einschätzung nach bis zu zwei Millionen Euro mehr für die Entsorgung fällig werden als bisher. Das liege zum einen an höheren Personalkosten, aber auch an der CO2-Bepreisung im Bereich der Logistik.

    Da der Müll von Lastwagen abgeholt wird, wirke sich die Bepreisung direkt auf die Kosten aus. Zudem müssten die Leistungen für Rest- und Biomüll neu ausgeschrieben werden. Hier bewegten sich die Kostensteigerungen in einer Größenordnung von 50 bis zu 130 Prozent, so Putz. Als weitere Unsicherheiten bezeichnete er die Entwicklung des Bundesemissionshandelsgesetzes: Sollte die Müllverbrennung ab 2023 in den Emissionshandel einbezogen werden, würde sich das ebenfalls bei den Kosten bemerkbar machen. Genau wie die Novellierung der Bioabfallverordnung, die vorsieht, die Störstoffe im Biomüll vor dessen Verwertung zu reduzieren. Insgesamt rechnet Putz damit, dass die Sonderrücklage zum Ausgleich von Gebührenschwankungen schon in diesem Jahr und damit früher als geplant komplett aufgebraucht sein könnte. Er geht von Ausgaben in Höhe von 13 Millionen Euro aus. Fast die Hälfte davon, nämlich sechs Millionen Euro, sind für die Müllabfuhr und die Verbrennung des Restmülls eingeplant.

    Ebenfalls finanziell bemerkbar macht sich ein neuer Service, der den Bürgern ab kommendem Jahr angeboten werden soll: Sie sollen ihre Tonnen künftig online an-, um- oder abmelden können. Weil dafür die Abfallentsorgungsgebühren nicht mehr wie bisher von den Gemeinden, sondern vom Landratsamt eingezogen und die Daten dort zentral erfasst werden, ist eine neue Software nötig. Sie schlägt einmalig mit 280.000 Euro zu Buche.

    Eine Tonnenleerung alle 14 Tage hat sich im Unterallgäu bewährt

    Um Kosten zu senken, schlug Kreisrat Erich Lerf (CSU) angesichts des gesunkenen Restmüllaufkommens vor, die Mülltonnen nicht mehr wie bisher alle zwei, sondern nur noch in drei- oder vierwöchigem Turnus zu leeren. Laut Putz habe sich die vierzehntägige Leerung jedoch bewährt. Zudem gebe es im Unterallgäu anders als in vielen anderen Landkreisen keine Grundgebühr, bei der pro Kopf abgerechnet wird, sondern eine Leistungsgebühr: Wer mehr Müll verursacht, zahle auch bisher schon mehr. Auch Karl Bühler (AfD) und Hermann Glas (Freie Wähler) erteilten dem Vorschlag eine klare Absage. „Ich weiß ja nicht, ob der Herr Lerf kleine Enkel hat“, sagte Glas mit einem Augenzwinkern. „Aber so eine windelgefüllte Tonne will sicher niemand vier Wochen stehen lassen.“

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