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Unterallgäu: Wie Motorradfahrer sicher durch die Saison kommen

Unterallgäu

Wie Motorradfahrer sicher durch die Saison kommen

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    Die Kontrollgruppe Motorrad wurde im vergangenen Jahr bei der Verkehrspolizeiinspektion Kempten eingerichtet und ist von April bis Oktober im gesamten Präsidiumsbereich unterwegs. Das Bild entstand im vergangenen Sommer.
    Die Kontrollgruppe Motorrad wurde im vergangenen Jahr bei der Verkehrspolizeiinspektion Kempten eingerichtet und ist von April bis Oktober im gesamten Präsidiumsbereich unterwegs. Das Bild entstand im vergangenen Sommer. Foto: Weizenegger

    Die Motorradsaison hat noch gar nicht richtig begonnen, da sind im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West schon zwei Motorradfahrer ums Leben gekommen: Einmal hatte der Fahrer eines Traktorgespanns bei Oberthingau beim Linksabbiegen einen 35-jährigen Motorradfahrer übersehen, der das Gespann gerade überholen wollte. Im zweiten Fall auf der Bundesstraße 300 zwischen Krumbach und Kettershausen hatte ein Traktorfahrer einem 60-jährigen Motorradfahrer die Vorfahrt genommen.

    Für Michael Laugwitz ist jeder dieser Unfälle einer zuviel. Er leitet die Kontrollgruppe Motorrad des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, die auch für das Unterallgäu zuständig ist. Mit Aufklärung und Kontrollen soll sie die Verkehrssicherheit erhöhen und die Zahl folgenschwerer

    Die Kontrollgruppe macht Motorradfahrer auf Risiko-Situationen aufmerksam

    Die Beamten wollen alle Verkehrsteilnehmer sensibilisieren, Rücksicht aufeinander zu nehmen und lieber einmal zu viel zu schauen, als einmal zu wenig. Und dafür sind sie nicht nur auf den Straßen im Präsidiumsbereich unterwegs, sondern auch auf Motorradsegnungen oder Mobilitäts-Messen. Zum Stand gehört dabei in diesem Jahr auch ein Traktor, in dem die Besucher Platz nehmen und selbst erfahren können, wie gut oder eben auch schlecht man von dort oben andere Verkehrsteilnehmer sieht. „Wir wollen ein Miteinander, kein Gegeneinander“, so Laugwitz. Er fährt nicht nur dienstlich, sondern auch in seiner Freizeit Motorrad und sagt: „Wenn ich einen Traktor vor mir sehe, bin ich schon auf Habacht.“ Auch wenn ein Traktor an einer Einmündung steht, sei es ratsam, lieber abzubremsen. Schließlich hat ein Motorrad keine Knautschzone.

    Bei den Kontrollen wollen er und seine drei Kollegen mit den Motorradfahrern ins Gespräch kommen und sie auf riskantes Verhalten aufmerksam machen. „Uns geht es nicht um eine Anzeige, sondern darum, dass dieser Fehler nicht noch einmal gemacht wird. Denn vielleicht können wir so einen Unfall verhindern“, betont Michael Laugwitz.

    Motorradunfälle passieren überall - Hauptursache ist und bleibt Raserei

    Im vergangenen Jahr sind im Präsidiumsbereich 701 Motorradfahrer bei Unfällen verletzt und elf getötet worden, fünf weniger als 2017. Ein Unfallschwerpunkt war dabei laut Laugwitz nicht festzustellen. „Unfälle passieren überall. Auch da, wo es nicht die typischen Motorradstrecken gibt“, haben er und seine Kollegen festgestellt und sich deshalb für flächendeckende Kontrollen entschieden. Dabei arbeiten sie mit den Dienststellen vor Ort zusammen, die nicht nur bei den Kontrollen dabei sind, sondern auch am besten wissen, wo diese sinnvoll sind. Im Idealfall spricht sich unter den Motorradfahrern herum, wo die Beamten mit der Laserpistole stehen, und sie nehmen dort auch künftig die Hand vom Gashebel. Denn wo bekanntermaßen nicht kontrolliert wird, fallen die Geschwindigkeitsüberschreitungen laut Laugwitz erfahrungsgemäß besonders krass aus.

    Und die wiederum sind eine der Hauptursachen für die Unfälle. Hinzu kommen Selbstüberschätzung und Mängel am Motorrad. Dass die Beamten – wie im vergangenen Jahr geschehen – ein Motorrad mit gebrochenem Rahmen aus dem Verkehr ziehen, ist glücklicherweise jedoch die Ausnahme. Abgefahrene Reifen sind da schon weniger selten, was möglicherweise auch an einem Missverständnis liegt: Wie bei Autoreifen gibt es auch im Profil von Motorradreifen eine Verschleißanzeige, die hier jedoch tückisch ist: Ist das Profil bis auf die Höhe des kleinen Stegs abgefahren, hat der

    Nicht nur junge Motorradfahrer neigen zu "Dummheiten"

    Insgesamt waren der 52-Jährige und seine Kollegen überrascht, an wie vielen der exakt 2499 Motorräder, die sie im vergangenen Jahr kontrolliert haben, etwas zu beanstanden war. „Motorradfahren ist eh schon gefährlich und dann macht man’s mit seinem eigenen Verhalten noch gefährlicher“, wundert sich der Hauptkommissar, der auch für Auspuffanlagen, die mit Lautstärken von mehr als 100 Dezibel röhren, wenig Verständnis hat.

    Wer nun aber glaubt, dass vor allem jüngere Fahrer zu solchen „Dummheiten“ neigen, irrt. Das Alter spielt laut Laugwitz nur insofern eine Rolle, als es Fahrern im Alter zwischen 18 und 25 Jahren meist noch an Erfahrung fehlt. Nicht weniger gefährdet seien allerdings die Wiedereinsteiger, die sich oft nach Jahrzehnten wieder aufs Motorrad setzen und sich selbst für geübte Fahrer halten. Aus eigener Erfahrung weiß Laugwitz jedoch, dass schon die Winterpause reicht, um zu Saisonbeginn ein wenig unsicher zu sein. „Man muss erst wieder ein Gefühl für die Maschine bekommen“, sagt er. Wiedereinsteigern rät er zu einem Fahrsicherheitstraining – und allen anderen dazu, es erst einmal langsam angehen zu lassen. Zumal die Straßen auch jetzt noch kalt sind und die Reifen anders haften als zuletzt im Sommer. Damit neben dem Fahrer auch seine Maschine fit ist, empfiehlt der Experte außerdem, die jährliche Inspektion gleich auf den Saisonstart zu legen. „Dann weiß man, dass alles passt.“

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