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Unterallgäu: Was sich in den nächsten Jahren im Bahnverkehr im Unterallgäu tut

Unterallgäu

Was sich in den nächsten Jahren im Bahnverkehr im Unterallgäu tut

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    Florian Liese (links) von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft hatte mit Landrat Hans-Joachim Weirather (rechts) um eine Kiste Wein gewettet, dass die Regio-S-Bahn 2019 kommt.
    Florian Liese (links) von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft hatte mit Landrat Hans-Joachim Weirather (rechts) um eine Kiste Wein gewettet, dass die Regio-S-Bahn 2019 kommt. Foto: baus

    Ob Mittelschwabenbahn, Elektrifizierung, Illertalbahn oder Regio-S-Bahn: Einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen des Bahnverkehrs im Unterallgäu in den kommenden Jahren hat der Unterallgäuer Kreistag – wie von der SPD-Fraktion beantragt – in seiner jüngsten Sitzung erhalten. Florian Liese und Thomas Kunze standen den Kreisräten als Vertreter der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) Rede und Antwort.

    Wie Liese erläuterte, ist die BEG kein Bahn-Unternehmen „mit Schienen, Weichen und Stationen“, sondern im Auftrag des Freistaats dafür verantwortlich, den Bahnverkehr in Bayern zu bestellen. Zu den Aufgaben der BEG gehört es unter anderem auch, Zugfahrpläne zu erstellen.

    Die Verbindung zwischen Krumbach und Mindelheim wird oft kritisiert

    Michael Helfert (SPD) hatte insbesondere die Verbindung der Mittelschwabenbahn zwischen Krumbach und Mindelheim kritisiert. Die Anschluss- und Umsteigemöglichkeiten seien vor dem jüngsten Fahrplanwechsel besser gewesen, die Wartezeiten nicht so lang und die Bahnverbindung dadurch insgesamt attraktiver als jetzt. Thomas Kunze machte jedoch wenig Hoffnung auf wesentliche Verbesserungen und begründete dies mit „einigen Eigenheiten“ der Strecke. Verbesserungen an der einen Stelle führten an anderer Stelle zu Verschlechterungen. Außerdem fehle es beispielsweise an Knotenpunkten. Diese sind, wie Kreisrat Alfons Biber (Freie Wähler) in Erinnerung rief, in der Ära des damaligen Bahnchefs Hartmut Mehdorn vor rund 20 Jahren abgebaut worden. Josef Kerler (CSU) nannte die Sicherheit der Bahnübergänge den „Hauptknackpunkt der Strecke“. Alljährlich passierten dort teils schwere Unfälle, so auch Ende September bei Pfaffenhausen. Wohlwissend, dass die BEG dafür der falsche Ansprechpartner ist, rief er dazu auf, die Bahnübergänge dringend sicherer zu machen.

    Wie Kunze weiter ausführte, ist das Unterallgäuer Teilstück der Mittelschwabenbahn eine der fünf am wenigsten genutzten Strecken in Bayern. Er kündigte an, dass der Fahrplan noch bis 2021 beibehalten werde. Danach könnte er möglicherweise auf die Express-Züge ausgerichtet werden, die nach der in Kürze abgeschlossenen Elektrifizierung der Bahnstrecke München–Lindau eingesetzt werden und die Fahrzeit von Memmingen nach München um eine halbe Stunde verkürzen sollen.

    Die Elektrifizierung ist auch für das Unterallgäu immer noch ein wichtiges Thema

    Die Elektrifizierung der Strecke Türkheim-Bad Wörishofen sei hingegen erst sinnvoll, wenn auch die Strecke Augsburg-Buchloe elektrifiziert werde, so Liese. Der BEG-Abteilungsleiter bestätigte dabei, dass sich in nächster Zeit die Barrierefreiheit am Bahnhof Bad Wörishofen verschlechtert. Stefan Welzel (CSU) und zugleich Zweiter Bürgermeister von Bad Wörishofen sowie Michael Helfert hatten kritisiert, dass dort künftig keine Züge mehr eingesetzt werden, die über einen Niederflureinstieg verfügen. Dieser erleichtert insbesondere Fahrgästen mit Rollatoren, Rollstühlen oder auch Kinderwagen das Einsteigen. Künftig müssen sie dafür drei Stufen bewältigen. Laut Liese sollen die Züge aber zumindest mit Einstiegshilfen nachgerüstet werden. „Angebot schafft Nachfrage und ein schlechtes Angebot schreckt ab“, so Welzel. Er brachte zudem sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, dass das Gleisbett in Wörishofen im August zwar auf einer Länge von rund 200 Metern erneuert, bei dieser Gelegenheit aber nicht auch gleich abgesenkt wurde.

    Die Barrierefreiheit am Bad Wörishofer Bahnhof verschlechtert sich - bei der Illertalbahn ist die Lage besser

    Verbessern wird sich laut Liese die Barrierefreiheit hingegen bei der Illertalbahn zwischen Ulm und Oberstdorf: Dort sollen im Laufe des kommenden Jahres neue Züge eingesetzt werden, die sowohl über niederflurige Einstiege, als auch barrierefreie Toiletten verfügen.

    Die Verbindung Illertissen-Memmingen wird verbessert

    Grundlegende Verbesserungen für die Region wird es auf der Strecke zwischen Illertissen und Memmingen voraussichtlich ab Ende 2024 geben: Dann soll die neue Regio-S-Bahn Donau-Iller um Haltestellen in Pleß, Fellheim, Heimertingen und Amendingen ergänzt sein. Weitere neue Halte sind am Berufsbildungszentrum (BBZ) Memmingen und in Buxheim geplant. Haltepunkte in Ungerhausen und Westerheim, für die sich die Westerheimer Bürgermeisterin Christa Bail (FW) in der Sitzung einsetzte, habe die BEG zwar weiterhin im Blick, aktuell würden sie aber nicht forciert. Das liege nicht zuletzt daran, dass die Strecke nach wie vor eingleisig sei, nach der Elektrifizierung aber mehr Verkehr aufnehmen müsse als bisher. Es sei deshalb nicht möglich, die beiden Halte in den Fahrplan einzubinden. Karl Fleschhut (FW) bat als Bürgermeister von Wolfertschwenden darum, das Regio-S-Bahn-Konzept bis Oberstdorf weiterzuführen und unterstrich seine Forderung mit einem großzügigen Angebot: Seine Gemeinde würde die Haltestelle in Wolfertschwenden auch selbst bauen. Liese machte ihm jedoch wenig Hoffnung: Abgesehen davon, dass diese Strecke erst noch elektrifiziert werden müsse, habe sich die Stadt Kempten auch gegen eine Regionalbahn Allgäu ausgesprochen.

    In der Sitzung löste Florian Liese außerdem eine Wettschuld ein und überreichte Landrat Hans-Joachim Weirather eine Kiste Wein: Er hatte mit dem Landrat gewettet, dass die Regio-S-Bahn schon 2019 kommt. Dass es nun erst fünf Jahre später so weit sein wird, quittierte dieser mit den Worten: „Diese Wette hätte ich gerne verloren.“ Abschließend ging Hubert Teichmann, Geschäftsführer der Staudenbahn, auf die Reaktivierung der Strecke zwischen Türkheim und Ettringen ein (eigener Bericht folgt).

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