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Unterallgäu: Viel Marihuana und eine Maschinenpistole

Unterallgäu

Viel Marihuana und eine Maschinenpistole

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    Ein Unterallgäuer hat professionell Cannabis angebaut.
    Ein Unterallgäuer hat professionell Cannabis angebaut. Foto: Oliver Berg/dpa

    Jeans, schwarze Anzugschuhe, graues Hemd: Wer den Unterallgäuer im Amtsgericht sitzen sah, konnte sich kaum vorstellen, dass die Anklage auf den seriös wirkenden Mann zutraf. Der 40-Jährige soll eine Maschinenpistole besessen und im großen Stil Cannabis angepflanzt haben – in einem Waldstück bei Irsingen und auf einer deutlich größeren Plantage im eigenen Haus.

    Deal mit dem Schöffengericht

    Nachdem sein Verteidiger Wilhelm Seitz mit Staatsanwalt Thorsten Liese und dem Schöffengericht um Nicolai Braun einen „Deal“ ausgehandelt hatte, gab der Unterallgäuer die Taten sofort zu. 25 Cannabispflanzen hat er demnach in einem Waldstück bei Irsingen gezüchtet. Die Polizei kam ihm im September 2013 mit einer Wild-Kamera auf die Schliche. Auf dem Video war der Angeklagte zu sehen, wie er gerade die Cannabispflanzen hochband, sagte ein Polizist vor Gericht aus. Die

    Angeklagter baute große Mengen Cannabis an

    Fest steht jedoch: Der Mann hat zwischen 2010 und 2014 auch zu Hause Cannabis angebaut – selbst noch, als er und sein Feld im Wald bei Irsingen schon aufgeflogen waren. Im April dieses Jahres entdeckte die Polizei die heimische Anlage mit insgesamt 264 Hanfpflanzen. „Die Plantage war so groß und professionell ausgelegt, dass klar war, dass er was verkaufen muss“, sagte der ermittelnde Kriminalpolizist vor Gericht. „Sie war professionell eingerichtet und getarnt.“ Zudem fanden die Beamten dort Marihuana in Tütchen verpackt und teils mit den Fingerabdrücken des 40-Jährigen. Des weiteren Bücher und Zeitschriften über den Anbau, Zuchtschemata der Pflanzen sowie Zubehör für den Eigenkonsum.

    Der Angeklagte habe zudem rund 60000 Euro in bar auf sein Konto einbezahlt, aber nur wenig Geld abgehoben, so der Polizist. Wie sich im Lauf der Ermittlungen herausstellte, war auch der Stromverbrauch „außergewöhnlich hoch“ und passte nicht zur Anzahl der Bewohner auf dem Anwesen. Anhand dieser Hinweise ging die Staatsanwaltschaft von mindestens vier Erntezyklen – also mehr als 1050 Pflanzen und einem Mindestertrag von 26 Kilogramm Cannabis aus. Im Urteil ist von einem Ertrag im „zweistelligen Kilobereich“ die Rede.

    Polizist ließ Waffe unter falschem Vorwand verschrotten

    Glaubt man dem Angeklagten, wollte er die Maschinenpistole zunächst gar nicht haben. Ein Bekannter, der sein Auto auf seinem Anwesen untergestellt hatte, habe sie ihm als Ersatz für die Miete gegeben, die er nicht zahlen konnte. „Ich habe nicht nachgedacht“, sagte der Angeklagte. Er ließ Bekannte mit der Waffe für Fotos posieren und erst, als ihn jemand darauf angesprochen habe, sei ihm bewusst geworden, dass er ein Problem habe.

    Ob die Maschinenpistole scharf war, ließ sich vor Gericht nicht abschließend klären. Zahlreiche Hinweise sprachen aber dafür. Der 40-Jährige hatte die Waffe nach eigener Aussage nie ausprobiert, sondern die Pistole sowie sechs Schuss Munition an einen befreundeten Polizisten abgegeben. Der ließ sie unter falschem Vorwand verschrotten. Gegen den Beamten wird noch ermittelt. „Wenn ich gewusst hätte, dass er Probleme kriegt, hätte ich selbst mit dem Hammer draufgehauen“, sagte der Angeklagte über die Entsorgung der Waffe.

    Sucht begann mit Marihuana als Schmerzmittel

    Seit 2012 ist der Angeklagte arbeitslos; seine Schulden haben sich inzwischen auf 380 000 Euro angehäuft. „Ich hab’ eigentlich ein glückliches Leben geführt, bis ich das Anwesen erworben habe“, schilderte der Mann vor Gericht. Seine Ehe sei auseinander gegangen, er sei in ein Loch gefallen. Nach zwei Bandscheibenvorfällen habe er – der bereits einschlägig vorbestraft und auch schon in Haft gesessen ist – Marihuana als Schmerzmittel wiederentdeckt, „was ich dann ziemlich gesteigert habe“. Irgendwann habe er die Sucht nicht mehr finanzieren können und sei dann auf die Idee gekommen, selbst Cannabis anzubauen.

    Auf Drogenpartys in seinem Haus haben er und Bekannte untereinander

    Mann darf nach Haft in Therapie

    Seit April sitzt der 40-Jährige in Untersuchungshaft. „Ich hatte die letzten sieben Monate Zeit, über die Sache nachzudenken“, sagt er in seinen abschließenden Worten. Er würde sich über die Chance auf eine Therapie freuen und „sie am Schopf packen“. Das Schöffengericht gab ihm diese Chance und verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von vier Jahren, an deren Ende er in eine Entziehungsanstalt kommt.

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