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Unterallgäu: Verschuldung: Weniger Unterallgäuer sind 2020 in eine finanzielle Notlage geraten

Unterallgäu

Verschuldung: Weniger Unterallgäuer sind 2020 in eine finanzielle Notlage geraten

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    Im Unterallgäu sind trotz der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr weniger Menschen in eine finanzielle Notlage geraten.
    Im Unterallgäu sind trotz der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr weniger Menschen in eine finanzielle Notlage geraten. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolfoto)

    Die Corona-Pandemie hat die deutsche Wirtschaft in schwere Turbulenzen gestürzt. Fachleute befürchten als Folge, dass sich die Zahl überschuldeter Verbraucher erhöhen werde. Das ist bisher „erstaunlicherweise“ aber nicht der Fall, wie der Caritasverband Memmingen-Unterallgäu mitteilt. Aktuell gelten 6,85 Millionen Menschen in Deutschland als überschuldet. Das entspricht einer Schuldnerquote von 9,87 Prozent. In Bayern sieht es mit 7,1 Prozent etwas besser aus. Allerdings können Vorhersagen zur Überschuldung der nächsten Jahre nur unscharf getroffen werden, teilt die Caritas in ihrem Jahresbericht 2020 mit.

    Der Lockdown seit 2. November könnte die deutsche Wirtschaft rund 19 Milliarden Euro und rund 600.000 Arbeitsplätze kosten. Im Mai 2020 waren 7,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit. Rund zwei Millionen Kleinstunternehmer kämpfen nach Schätzungen der Auskunftsdatei Creditreform derzeit ums Überleben.

    Unterallgäu: 394 Menschen suchten Hilfe bei Schuldnerberatungsstellen

    Im Unterallgäu haben 394 Menschen im vergangenen Jahr Unterstützung durch die Schuldnerberatungsstellen Mindelheim und Memmingen erfahren. Die Beratungen fanden meist persönlich statt, aber auch verstärkt telefonisch und schriftlich.

    Das Team der Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbandes Memmingen-Unterallgäu besteht seit September aus vier haupt- und drei ehrenamtlichen Mitarbeitern. Vier Sozialpädagoginnen gehören dazu, zwei Bankkaufmänner, eine Verwaltungskraft und ein Steuerberater. Ergänzt wird das Team durch einen Fachanwalt für das Insolvenzrecht. Seit 2013 übrigens ist die Beratungsstelle Mindelheim als Insolvenzberatungsstelle durch die Regierung von Schwaben anerkannt.

    Die durchschnittliche Schuldensumme betrug 21.000 Euro

    Die Corona-Pandemie hatte zur Folge, dass weniger Menschen bei der Beratungsstelle um Hilfe nachgesucht haben. Waren es 2019 noch 457, sank die Zahl im Vorjahr auf 394. Die durchschnittliche Schuldensumme betrug gut 21.000 Euro. Das ist etwas weniger als die Jahre davor. Dieser Trend ist auch bundesweit zu beobachten. Die Klienten der Schuldnerberatung haben meist wenig Geld zur Verfügung. Da werden selbst kleinere Beträge unbezahlbar, wenn der normale Lebensunterhalt im Vordergrund steht.

    Die Verschuldung hat meist mehrere Ursachen. Das Gros allerdings sind Trennungen und familiäre Schwierigkeiten. 122 Fälle hat die Caritas hier registriert. Die weiteren Hauptursachen sind: Niedrigeinkommen (66 Fälle), Arbeitslosigkeit (55), Erkrankung, Sucht, Unfall (43), gescheiterte Selbstständigkeit (36) und unwirtschaftliche Haushaltsführung (29). Die zunehmenden Kosten für Wohnung sind für Menschen im Niedriglohnsektor kaum mehr zu bewältigen, heißt es vonseiten der Caritas. Dazu kommt, dass Erwerbstätige im Landkreis auf den Erwerb und Unterhalt eines Autos angewiesen sind. Bei Arbeitslosen ist meist mit dem Eintritt von Arbeitslosengeld 1 eine Bezahlung der Schulden nicht mehr möglich.

    Beratungsstelle der Caritas hilft in dringenden Fällen oft am gleichen Tag

    Bei 89 Ratsuchenden war die Existenz nicht gesichert. Sie hatten nicht genug Geld für die Miete, für Strom, Heizung und Lebensunterhalt einfacher Art. 25 Frauen und Männer gaben an, ihnen sei die Wohnung fristlos gekündigt worden. 23 sagten, sie hätten keine Lebensmittel mehr zuhause. 18 Personen war der Strom abgedreht worden, bei zwei gab es Schwierigkeiten mit der Krankenversicherung. Geholfen haben auch die Stiftungen Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, sowie von Antenne Bayern.

    Die Beratungsstelle wird gut nachgefragt. Deshalb kommt es im Normalfall zu Wartezeiten von zwei bis vier Wochen. In dringenden Fällen – etwa bei einer Sperre des Kontos, des Stromanschlusses oder wenn keine Lebensmittel mehr vorhanden sind – hilft die Beratungsstelle auch oft am gleichen Tag. Die Beratung ist kostenlos. (mz)

    Kontakt: Für Bürger aus dem östlichen Unterallgäu befindet sich die Schuldnerberatungsstelle in der Bürgermeister-Krach-Straße 4 in Mindelheim. Die Telefonnummer lautet 08261/ 737884. Die Kollegen in Memmingen sind für Bürger aus dem westlichen Landkreis zuständig. Ihre Telefonnummer lautet 08331/99573968.

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