Die Sorge vor einer Corona-Infizierung treibt auch viele Landwirte um. Was würde geschehen, wenn ein Familienmitglied positiv auf das Virus hin getestet würde und das Bett hüten müsste? „Dann hätten wir ein echtes Problem“, sagt der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes Unterallgäu, Helmut Mader.
Schon seit vielen Jahren gibt es im Unterallgäu zu wenige Betriebshelfer. Wenn ein Landwirt zwar infiziert ist, aber keine Symptome zeigt, darf er weiter alle Arbeiten auf seinem Hof verrichten, sagt Mader. Schlepper fahren, Gülle ausbringen, Kühe melken – alles ist ohne Einschränkungen möglich. Auf die Milch und auf das Vieh könne das Virus nicht übertragen werden. „Jeder Landwirt darf weiter produzieren.“ Das gilt auch, wenn eine Familie sich wegen Corona-Verdacht in Quarantäne befindet.
Praktikanten aus Osteuropa dürfen wegen der Corona-Krise nicht einreisen
Für einzelne, vor allem größere Betriebe, hat Corona aber schon jetzt Folgen. Sie setzen Praktikanten aus Osteuropa für die Dauer von einem halben Jahr ein. Sie kommen aus Russland, der Ukraine, Kirgistan. Sie alle dürfen derzeit nicht mehr einreisen. „Diese Helfer gehen uns ab“, sagt der Geschäftsführer. Im Vergleich zu anderen Regionen, in denen Sonderkulturen wie Spargel, Äpfel, Salate, Gurken oder Hopfen angebaut werden, ist die Landwirtschaft im Unterallgäu wenig auf Helfer angewiesen. Die Bauern in der Region treibt eine andere Sorge um. Der Milchabsatz in Deutschland sie derzeit zwar hoch. Die Leute greifen nach Milchprodukten wie Joghurt und Käse. Allerdings gerät der Absatz in anderen Ländern zunehmend ins Stocken.
Die Stimmung der Unterallgäuer Landwirte ist im Keller
Auch für Kälber und Schlachtvieh dürften die Preise fallen, fürchtet Mader. Die weltweiten Warenströme sind teilweise unterbrochen. Wichtige Abnehmerländer von Milchprodukten wie Italien und Spanien importieren derzeit kaum noch Milch aus Bayern. Diese Länder sind von der Corona-Pandemie in besonderem Maße betroffen. Derzeit liegt der Milchpreis bei rund 35 Cent. Die Bauern fürchten in den nächsten Wochen einen Preisverfall, sagt Mader. Die Stimmung ist derzeit ohnehin im Keller, trotz der guten Wetterbedingungen, die das Arbeiten auf Feldern und Äckern derzeit leicht macht. Der Grund ist die Verschärfung der Düngeverordnung, die in Berlin beschlossen wurde. Die Bauern seien frustriert, sagt Mader. Monatelang hatte die Bewegung „Land schafft Verbindung“ gegen die Verschärfung mit Schlepperdemos protestiert und wusste den Bauernverband und den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter an ihrer Seite. (Lesen Sie dazu auch: Landwirte demonstrieren für mehr Mitsprache bei Nitrat-Messstellen)„Es ist frustrierend, wenn die Politik das nun fast eins zu eins durchgewunken hat“, so Mader. Hintergrund der Entscheidung ist, dass die Europäische Union seit Jahren von Deutschland Maßnahmen fordert, den hohen Nitrateintrag ins Grundwasser zu senken.
Einzelne Stimmen aus der Landwirtschaft drohen inzwischen damit, weniger Lebensmittel zu produzieren. Das sei aber nur eine kleine Minderheit, versichert Mader. Die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln sei gesichert.