Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Unterallgäu: So prägte Corona den Allgäuer Arbeitsmarkt

Unterallgäu

So prägte Corona den Allgäuer Arbeitsmarkt

    • |
    Die Arbeitsagentur hat die aktuellen Zahlen für Dezember bekanntgegeben.
    Die Arbeitsagentur hat die aktuellen Zahlen für Dezember bekanntgegeben. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

    Die Corona-Pandemie hat 2020 nicht nur unseren Alltag, sondern auch den Arbeitsmarkt massiv beeinflusst. Noch nie waren so viele Menschen in Kurzarbeit wie im vergangenen Jahr. „Wir haben Betroffene in dieser besonderen Situation unterstützt und durch die Zahlung von Geldleistungen die finanzielle Lage für Unternehmen, Beschäftigte und arbeitslose Menschen stabilisiert“, sagt Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. Sie hat auch gute Nachrichten: Erfreulich hoch blieb bis zur Jahresmitte die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Menschen im Allgäu und in den vergangenen Wochen meldeten Betriebe wieder verstärkt zusätzliche Stellen. „Nach einem Dreivierteljahr Leben und Arbeiten im Corona-Modus bin ich zuversichtlich, dass mit flächendeckenden Impfungen auch der Arbeitsmarkt perspektivisch Stabilität zurückgewinnt“, sagt Amtmann.

    In den vergangenen Jahren hatte der Arbeitsmarkt im bayerischen Teil des Allgäus kontinuierlich Bestmarken erreicht. Die Zahl der im Schnitt arbeitslos gemeldeten Menschen ging seit 2014 zurück und erreichte mit etwas mehr als 9100 Arbeitslosen im Jahr 2019 den niedrigsten Wert. Diese Entwicklung konnte sich 2020 nicht weiter fortsetzen. Zwar waren von Januar bis März weniger Menschen ohne Job als zuvor, doch nach dem ersten Lockdown Mitte März erhöhte sich im April die Zahl der Arbeitslosen auf etwas mehr als 12.650 – gut 2.700 mehr als im März. Die drastischen Einschränkungen führten im Mai zum Jahreshöchstwert von 13.475 Arbeitslosen.

    Im Dezember lag die Arbeitslosenquote im Allgäu bei 3,2 Prozent

    Schrittweise Öffnungen ließen die Zahl arbeitsloser Menschen in den Folgemonaten nahezu kontinuierlich zurückgehen – bis zu 11.821 betroffenen Menschen im Oktober. Wie in den Vorjahren erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen im November und Dezember, insbesondere aus dem Tourismusgewerbe meldeten sich Kräfte neu arbeitslos. In früheren Jahren waren sie meist nur für kurze Zeit zwischen dem Ende der Herbst- und dem Start der Wintersaison ohne Beschäftigung. Dieses Mal verhinderte das der erneute Lockdown. Im Dezember erreichte die Arbeitslosenquote den Wert von 3,2 Prozent (Vorjahr: 2,5 Prozent).

    Im Jahr 2020 waren durchschnittlich 12.100 Menschen arbeitslos, knapp 3000 mehr als 2019. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 3,1 Prozent. Zuletzt waren im Jahr 2010 mehr Menschen arbeitslos gemeldet, nämlich 13.427. Parallel zum Agenturbezirk erhöhte sich die Arbeitslosenquote auch in der Region Mindelheim um 0,7 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent.

    Der Vergleich zum Vorjahr zeigt, dass Männer stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind als Frauen. Knapp 55 Prozent aller Arbeitslosen sind männlich, 45 Prozent sind Frauen. Das hat auch damit zu tun, dass Männer stärker im verarbeitenden Gewerbe tätig sind. Frauen sind vermehrt in Branchen tätig, die in der Pandemie stark gefordert waren, etwa Pflege, Verkauf und Dienstleistung.

    Im Verlauf des Jahres meldeten sich gut 39.000 Menschen arbeitslos, 36.200 konnten ihre Arbeitslosigkeit wieder beenden. Während junge Menschen mit einem Berufsabschluss weiter als Fachkräfte gefragt sind, ist die Gruppe der über 50-Jährigen am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffen.

    So viel Kurzarbeit wie in diesem Jahr gab es im Allgäu noch nie

    Noch nie gab es so viel Kurzarbeit wie in diesem Jahr. Sie hilft Betrieben, wertvolle Arbeitskräfte zu erhalten, auch wenn die Beschäftigten vorübergehend weniger Arbeit haben. Im Jahresverlauf hat die Agentur für Arbeit insgesamt 180 Millionen Euro dafür aufgewendet.

    Zu Beginn des Jahres 2020 hatten allgäuweit nur rund 30 Betriebe Kurzarbeit angemeldet. Durch Corona stieg die Zahl auf 698 Betriebe im März, 6642 Unternehmen im April und 699 Firmen im Mai. Ab Juni gaben Betriebe zunächst deutlich weniger neue Anzeigen auf Kurzarbeit herein, im November und Dezember nahmen die Zahl wieder zu. Firmen haben mehrere Monate Zeit, um ihre Abrechnungen einzureichen. Deshalb liegen für den Agenturbezirk statistische Ergebnisse über die tatsächliche Kurzarbeit als Hochrechnung bis einschließlich August vor. Zum Höhepunkt arbeiteten in den Monaten April und Mai jeweils fast 60.000 Beschäftigte verkürzt. Erfreulich ist, dass in den Betrieben deutlich weniger verkürzt gearbeitet werden musste, als ursprünglich in der jeweiligen Anzeige angegeben war.

    In den letzten Jahren erhöhte sich im Allgäu die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Allgäu kontinuierlich. Waren 2011 knapp 230.000 Frauen und Männer so beschäftigt, nahm ihre Zahl bis 2019 auf annähernd 278.000 zu. Eine pandemiebedingte Delle war im Juni 2020 zu verzeichnen. Erstmals seit Jahren ging die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Vergleich der beiden Junimonate leicht zurück, wenn auch marginal um 0,2 Prozentpunkte.

    Die Teilzeitstellen wurden mehr, die Vollzeitstellen weniger

    Während die Vollzeitstellen um knapp 1500 zurückgingen, verzeichnete der Teilzeitbereich einen Zuwachs um 1050 Arbeitsverhältnisse. 72 Prozent aller sozialversicherungspflichtig tätigen Menschen arbeiteten in Vollzeit, 28 Prozent gingen einer Teilzeittätigkeit nach.

    Der starke Bedarf an Arbeitskräften, den Unternehmen in den letzten Jahren gemeldet hatten, fiel 2020 deutlich niedriger aus. Waren 2018 und 2019 im Schnitt noch 6700 beziehungsweise 6900 Jobs verfügbar, ging die Nachfrage 2020 auf knapp 4900 zurück.

    Im Baugewebe war die Auftragslage auch 2020 sehr gut. Das zeigt sich auch an einem merklichen Plus bei den Beschäftigten mit einem Anstieg um mehr als 600 Arbeitskräfte. In absoluten Zahlen bedeutete das den höchsten Zuwachs im Jahresvergleich. Der Bereich „Heime und Sozialwesen“ konnte ebenfalls einen deutlichen Zuwachs vorweisen. Hier waren gut 560 Kräfte mehr beschäftigt als 2019. Daneben trugen Handel, Gesundheitswesen und die öffentliche Verwaltung zum Beschäftigungszuwachs bei. Im verarbeitenden Gewerbe, dem Tourismus und der Zeitarbeit waren weniger Menschen beschäftigt als im Vorjahr. (mz, home)

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden