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Unterallgäu: Sie will der Corona-Welle immer ein Stück voraus sein

Unterallgäu

Sie will der Corona-Welle immer ein Stück voraus sein

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    Eigentlich empfängt Rita Helms an ihrem Schreibtisch hinter der Corona-Schutzscheibe meist Autofahrer, die ihren Führerschein verloren haben. Doch seit Beginn der Pandemie bestimmt das Virus ihren Arbeitsalltag.
    Eigentlich empfängt Rita Helms an ihrem Schreibtisch hinter der Corona-Schutzscheibe meist Autofahrer, die ihren Führerschein verloren haben. Doch seit Beginn der Pandemie bestimmt das Virus ihren Arbeitsalltag. Foto: Sandra Baumberger

    Rita Helms ist es gewöhnt, nach Lösungen zu suchen. Vor der Leiterin der Führerscheinstelle im Mindelheimer Landratsamt sitzen Tag für Tag Autofahrer, die ihren Führerschein abgeben mussten und nun vor der Frage stehen, wie das gehen soll, ohne Auto – und auch, was sie tun müssen, um wieder damit fahren zu dürfen. Die 39-Jährige gibt ihnen Antworten, kümmert sich um Bescheide, Schriftverkehr und die innere Struktur ihrer Abteilung – normalerweise. Aber weil seit dem Jahr 2020 eben vieles alles andere als normal ist, sagt Rita Helms: „Ich sitze zwar hier, aber bei den Führerscheinen mache ich faktisch eigentlich nichts.“

    Weil sie von März bis in den Mai und nun wieder seit Oktober eine Zusatzaufgabe hat, die sich nicht so nebenbei erledigen lässt: Sie ist am Gesundheitsamt Referatsleiterin für alles, was im Verwaltungsbereich mit Corona zu tun hat: für Bußgeldverfahren, Hygienekonzepte, Bescheide wie die Allgemeinverfügungen, die der Landkreis erlassen hat, den rechtlichen Vollzug und im Grunde auch dafür, dass diejenigen, die die Kontaktpersonen von Corona-Infizierten ermitteln, ihre Arbeit möglichst schnell und gut erledigen können. „Ich bin quasi die Schnittstelle zwischen den Mitarbeitern im Gesundheitsamt und dem Landratsamt“, erklärt sie.

    Rita Helms war vorher schon Teil der Führungsgruppe Katastrophenschutz im Unterallgäu

    Schon zuvor gehörte sie zur Führungsgruppe Katastrophenschutz, sodass ihr das Thema prinzipiell nicht ganz fremd war. „Und ich mache das ja beileibe auch nicht alleine“, sagt Rita Helms. Aber eine Herausforderung ist es gleichwohl. Weil sich die staatlichen Vorgaben oft rasend schnell ändern. Und weil man vorher nie weiß, wie sich die Infektionszahlen entwickeln. Die aber sind wichtig, weil sie eine Reihe von Konsequenzen nach sich ziehen: Ein höherer Inzidenzwert kann strengere Einschränkungen bedeuten und auf jeden Fall bedeutet er, dass die Kollegen von der Kontaktverfolgung „sehr, sehr viel Arbeit haben“. Rita Helms muss sich dann überlegen, wie sie das auffangen und wer vielleicht einspringen kann, wenn einer der Ermittler bis Spätabends gearbeitet hat und deshalb am nächsten Morgen später kommt. Werden Corona-Infektionen in Pflegeheimen, Schulen, Kindergärten oder ähnlichen Einrichtungen gemeldet, gilt es außerdem, die Reihentests zu organisieren.

    Und Rita Helms muss zusammen mit den anderen Teamleitern überlegen, wie sich das Geschehen voraussichtlich weiterentwickelt und entsprechend reagieren. „Mein Ziel ist es, zumindest gedanklich ein Stück weit vor der Welle zu sein“, sagt sie. Das sei im Frühjahr, als kaum etwas über das Virus bekannt war, noch gar nicht möglich gewesen. Damals musste sie vieles neu lernen, etwa, was es mit der Sieben-Tage-Inzidenz auf sich hat. Mittlerweile ist sie eine Selbstverständlichkeit.

    Mitte März galt es zunächst einmal, Strukturen aufzubauen wie beispielsweise die Bürgerhotline, an die sich die Unterallgäuer bis Juli mit allen Fragen rund um Corona wenden konnten. Inzwischen sind viele Abläufe eingespielt, aber weil sich das Infektionsgeschehen und damit die Vorgaben ständig ändern, muss auch hier permanent nachjustiert werden. „Es gibt halt keine Blaupause dafür. Es ist jeden Tag wieder spannend.“

    In der Führerscheinstelle ist die Arbeit besser planbar als in der "Corona-Abteilung"

    Langeweile kommt zwar auch in der Führerscheinstelle keineswegs auf, aber die Arbeit dort ist besser planbar, weil die Besucher in der Regel vorab einen Termin vereinbart haben und die Abteilungsleiterin so zumindest ungefähr weiß, was sie erwartet. Bei der Arbeit für das Gesundheitsamt ist das Gegenteil der Fall.

    Auch wenn Rita Helms die Aufgabe gerne übernommen hat, ist sie doch froh, dass sie im Sommer wieder „nur“ für die Führerscheinstelle zuständig war. Zwar gab es dort wie in vielen anderen Abteilungen des Landratsamtes ebenfalls coronabedingte Sonderregelungen, aber eben auch ein bisschen Abstand zu Corona an sich. Weil manchmal, das gibt sie gerne zu, reicht es ihr einfach mit dem Virus. Das hält sie jedoch nicht davon ab, abends statt der Krimis und Historienromane, zu denen sie sonst gerne greift, gerade den „Corona-Kompass“ von Professor Andreas Kekulé zu lesen. „Es geht also noch“, sagt sie und lacht.

    Wie vermutlich alle hofft sie gleichwohl, dass die Pandemie lieber heute als morgen vorbei ist, dass sie endlich wieder mit dem Ottobeurer Sponti-Chor, den sie leitet, proben und sich nach Herzenslust mit anderen treffen kann. „So eine Pandemie ist einfach Mist. Das braucht man einfach nicht“, sagt sie, aber auch, dass sie es wahrscheinlich leichter hat als viele andere: „Ich habe keine Kinder, wo ich mich um die Betreuung kümmern muss. Mein Arbeitsplatz ist sicher – die Pandemie betrifft mich einfach nicht so. Das geht vielen sicher ganz anders.“ Mit ihrer Arbeit will sie dazu beitragen, das zu ändern, indem die Infektionszahlen sinken. „Es greift alles ineinander. Da als kleines Rädchen mitzuarbeiten, das ist mein Motivator.“

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