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Unterallgäu: Neuer Leiter der Memminger Jugendkammer am Landgericht

Unterallgäu

Neuer Leiter der Memminger Jugendkammer am Landgericht

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    Am Landgericht Memmingen gibt es einen Personalwechsel.
    Am Landgericht Memmingen gibt es einen Personalwechsel. Foto: Alexander Kaya

    Die eine ging, der andere kam – Wechsel beim Landgericht Memmingen: Thomas Hörmann, 43, ist jetzt Vorsitzender Richter der Jugendkammer des Gerichts. Sabine Schuhmaier, 47, wechselte auf eigenen Wunsch zur Generalstaatsanwaltschaft nach München. Dort übt sie künftig die Dienstaufsicht über die bearbeiteten Kapitaldelikte aus, also schwere Verbrechen wie Mord, Brandstiftung oder Vergewaltigung.

    Zuerst Staatsanwalt, dann Richter oder umgekehrt: wie kann das sein?, fragt sich jetzt der juristische Laie. Während sich manche Bundesländer für eine einheitliche Laufbahn entschieden haben, ist in Bayern und Baden-Württemberg der stete Wechsel von der Verfolgungsbehörde zum Gericht Teil des Systems. Wie ihr Kollege Hörmann sieht auch Schuhmaier einen Vorteil darin, beide Seiten kennen zu lernen. Die Hauptarbeit des Staatsanwalts liegt in Ermittlungen. Zusammen mit Polizisten, Zöllnern oder Steuerfahndern sucht er nach belastendem, aber auch entlastendem Material für den Beschuldigten.

    Lange vor Verhandlungsbeginn ist der Richter – und der Vorsitzende einer Straf- oder Jugendkammer erst recht – mit der Vorbereitung der Sitzung befasst.

    Thomas Hörmann leitet jetzt die Jugendkammer am Memminger Landgericht.
    Thomas Hörmann leitet jetzt die Jugendkammer am Memminger Landgericht.

    Darum kümmert sich die Jugendkammer am Memminger Landgericht

    Zurück zur Jugendkammer: Sie ist zuständig für Straftaten von Jugendlichen und Heranwachsenden. Auch Erwachsene mussten sich schon vor der Jugendkammer verantworten. Es kommt auf das Alter des Täters zur Tatzeit an.

    Und noch eine denkbare Möglichkeit gibt es, dass ein Erwachsener vor der Jugendkammer landet: Die große Jugendkammer, die mit zwei oder drei Berufsrichtern und zwei Schöffen besetzt ist, agiert nämlich auch als sogenannte „Jugendschutzkammer“. Sie urteilt über Taten, die von Erwachsenen gegen Minderjährige begangen werden. Beispiel: der sexuelle Missbrauch eines Kindes.

    Die kleine Jugendkammer des Landgerichts entscheidet als Berufungsinstanz über Urteile des Jugendrichters oder des Jugendschöffengerichts, die beide am Amtsgericht tätig sind. Je nach den gesetzlichen Vorgaben ist sie dabei mit einem oder zwei Berufsrichtern und zwei Schöffen besetzt. Haben Schöffen wirklich ein Mitspracherecht? „Ja, natürlich“, versichern Hörmann und Schuhmaier. Sie dürfen schon während der Verhandlung Fragen stellen. Und in der Beratung vor dem Urteil „holt man sich ihr Feedback, ob das Urteil, insbesondere das Strafmaß, auch von einem juristischen Laien akzeptiert wird“, macht Hörmann deutlich.

    Sabine Schuhmaier wechselt nach München.
    Sabine Schuhmaier wechselt nach München.

    Ist man nun lieber Richter oder Staatsanwalt? Beides habe seinen Reiz, sagt Hörmann. Als Richter sei man eher Einzelkämpfer, meint Schuhmaier. Sie schätzt das Teamwork bei der Staatsanwaltschaft und mit der Kriminalpolizei. Beide nehmen den Beruf manchmal auch mit heim.

    Was das Schöne am Jugendstrafrecht ist

    Es sei nicht einfach wegzustecken, wenn man einen Angeklagten freisprechen müsse, weil die Beweislage einfach nicht ausreicht, obwohl man das Gefühl hat, „der war es eigentlich“. Andererseits habe er kein Glücksempfinden, wenn er jemanden schuldig spricht, betont Hörmann. Richter seien Menschen, die Verantwortung übernehmen für den Rechtsstaat, bringt es Hörmann auf den Punkt. Ideal sei, wenn der Angeklagte das Urteil akzeptiert. Das Schöne am Jugendstrafrecht sei, dass man einen jungen Menschen meist noch beeinflussen und „wieder in die Spur bringen kann“. Einen Erwachsenen dagegen könne man in der Regel nur „wegsperren“.

    Ausgleich vom Beruf finden beide Juristen in der Natur. Ziel sei beim Skifahren im Winter und Bergwandern im Sommer, „dass die Probleme im Tal bleiben, sagt Schuhmaier. Auch Hörmann geht gerne in die Berge, wenn es die Zeit zulässt. Er genießt die Bewegung, im Idealfall „abseits vom Schuss“. Außerdem spielt er Tennis und verstärkt die Seniorenmannschaft des TSV Kottern.

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