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Unterallgäu: Landratswahl: zu Besuch bei Grünen-Kandidat Pflügl

Unterallgäu

Landratswahl: zu Besuch bei Grünen-Kandidat Pflügl

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    E-Gitarre, Klavier und Schlagzeug spielt Landratskandidat Daniel Pflügl in seinem Musikraum; früher trat er mit der Band „Sean O Concean“ auf.
    E-Gitarre, Klavier und Schlagzeug spielt Landratskandidat Daniel Pflügl in seinem Musikraum; früher trat er mit der Band „Sean O Concean“ auf. Foto: Thomas Schwarz

    Die Unterallgäuer können am 15.März einen neuen Landrat wählen. Bis dahin werden die Kandidaten bei politischen Veranstaltungen versuchen, die Gunst der Wähler zu gewinnen. Indes haben wir die Anwärter auf den Landratsposten zuhause besucht, um mehr über ihre private Seite zu erfahren. Gesprochen wurde über alles Mögliche – nur nicht über Politik. Heute sind wir zu Gast bei Daniel Pflügl (Bündnis90/Die Grünen) in Bad Wörishofen.

    Einiges am Kandidaten der Grünen für den Posten des Unterallgäuer Landrats entspricht nicht dem Klischee, das man mit der Ökopartei verbindet: Daniel Pflügl isst Fleisch, er reist schon mal mit dem Flugzeug – und er besitzt eine Waffe.

    Daniel Pflügl hat als Polizist damals bei den Castor-Transporten in der ersten Reihe den Kopf hingehalten

    Letzteres hat jedoch nichts mit Gewaltbereitschaft zu tun, sondern mit seinem Beruf – denn Pflügl ist seit 1993 Polizist. Konkret arbeitet der Bad Wörishofener derzeit bei der Kriminalpolizei in Memmingen, ist dort beim K1 zuständig für die Bearbeitung von Gewaltstraftaten. „Ich wollte schon als kleiner Bub Polizist werden, habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und das Hinterfragen liegt mir.“ Sein Studium der Verwaltungswissenschaft an der FH Fürstenfeldbruck helfe ihm, sollte er Landrat werden, hofft er.

    Bei der Polizei erlebte er spannende Zeiten: Beim Sichern von Castor-Transporten („da haben wir den Kopf in der ersten Reihe hingehalten“) wie auch bei Kontrollen an der offenen EU-Binnengrenze zwischen Deutschland und Österreich. Weil ihm die Arbeit mit Menschen Spaß macht – ein Psychologie-Studium hätte ihn auch gereizt –, absolvierte er eine Zusatzausbildung zum Jugend- und Verkehrsausbilder. Noch heute ist er im Ehrenamt Vorsitzender der Kreis-Verkehrswacht Mindelheim. Sieben Jahre arbeitete er beim Rauschgift-Dezernat: „Da bist du mehr Sozialarbeiter als Polizist.“ Pflügl ist überzeugt, dass der Leistungsdruck unserer Gesellschaft das Konsumieren von Drogen begünstigt.

    Er mag seinen Beruf, sagt Pflügl. Der sei fordernd und anspruchsvoll: „Man ist einerseits den Beschuldigten verpflichtet, denn ihnen droht schlimmstenfalls eine Haftstrafe, aber wir sind auch den Opfern verpflichtet, die Fälle ordentlich aufzuarbeiten.“ Ja, er habe auch schon mal die Pistole gezogen, musste sie jedoch nicht abfeuern. „Gewalt sollte man immer vermeiden, wenn sie sich vermeiden lässt.“ Aber es gebe auch für ihn Grenzen: „Wenn man das Leben anderer oder sein eigenes schützen muss.“

    Mindestens einmal im Jahr verschwindet der Grünen-Kandidat Pflügl in der Wildnis

    „Typisches“ für einen Grünen gibt es aber natürlich auch. So versucht Pflügl, mindestens einmal im Jahr mit Zelt und Rucksack für ein, zwei Wochen allein in der Wildnis zu verschwinden. „Das ist unheimlich spannend und macht den Kopf wunderbar frei“, schwärmt der überzeugte Europäer. Wege zur Entspannung hat er noch andere. Da ist zum Beispiel Lego. Aus den bunten Steinchen der Reihe „Architecture“ baut er ganze Straßenzüge mit detailgetreuen Häusern.

    Da ist auch die Musik. „Ich bin als typisches Kind der 90er Jahre mit Gruppen wie Nirvana, REM oder The Cure groß geworden – also eher etwas krachend.“ Heute mag er es auch mal ruhiger – beim Interview läuft Jazz im Hintergrund. Einst spielte Pflügl sogar in einer „Indie Pop“-Band mit Namen „Sean O Concean“. Immer mal wieder zieht es Pflügl auch heute noch in seinen Musikraum im Keller, in dem Schlagzeug, Klavier und E-Gitarre stehen.

    Daniel Pflügl hängt an seinem Zuhause in Bad Wörishofen

    Obwohl seine Lieblingsfarbe „nur“ Blau ist, wirkt seine Wohnung bunt: An den Wänden hängen farbenfrohe Bilder des New Yorker Künstlers „Billy the Artist“ und im Kamin knistert gemütlich ein Feuer, während der pechschwarze Kater „Paul Schröder“ eine Runde dreht.

    „Hier im Wohnzimmer und auf meiner Terrasse sind meine Lieblingsorte“, erzählt Pflügl. An seinem Zuhause hängt er – denn hier ist er auch groß geworden als „Nesthäkchen“ mit zwei großen Schwestern, einem Adoptiv- und einem Pflegebruder. Seine Kindheit sei „sehr katholisch“ gewesen: „Christliche Werte haben mich geprägt.“

    Als Bub war er viel in der Natur unterwegs, auch mit den Pfadfindern: „Im Eichenhain haben wir 1000 Geschichten erlebt ...“ Zum Gymnasium ging Pflügl in Türkheim und Mindelheim. „Sehr bitter“ sei die Zeit gewesen, als die Gerüstbau- und Dachdeckerfirma seines 1987 verstorbenen Vaters hoch verschuldet war und schließlich verkauft werden musste.

    Der Grünen-Kandidat ist mit Eishockey und Eiskunstlauf groß geworden

    Auch heute noch ist ihm Familie wichtig. Mit Ehefrau Susanne ist er seit 19 Jahren verheiratet. „Wir kennen uns schon aus dem Kinderkirchenchor. Damals habe ich sie noch geärgert“, schmunzelt er. Mit ihr macht er auch Sport. Beide sind Triathleten. Sie qualifizierte sich sogar zweimal für die WM, er finishte viermal in der Langdistanz und benötigte für 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und den abschließenden Marathon einmal sogar nur zehn Stunden und 27 Minuten. „Da werden Glückshormone in rauen Mengen ausgeschüttet – das ist eine tolle Belohnung für den großen Trainingsaufwand!“

    Als Kind wurde Pflügl mit Eishockey und Eiskunstlauf groß – seine damalige Trainerin war die Schwester von Eislaufstar Norbert Schramm. Den holte er später sogar mal nach Bad Wörishofen – als Teilnehmer des Kneipp-Marathons, den Pflügl mitorganisierte. Momentan ist Pflügl sportlich allerdings etwas gebremst – wegen eines Bänderrisses am Fuß. Immerhin kann er schon wieder laufen und Crossfit machen, eine Mischung aus Turnen und Gewichtheben. „Weil ich zum Beispiel gerne Nudeln, Knödel, Pizza und Kässpatzen esse, brauche ich das auch ...“

    Pflügl sieht sich als Genussmensch. Beim Kochen hat er auch mit Fleisch kein Problem, wenn’s beispielsweise Gulasch gibt. „Wichtig ist mir, dass es den Tieren gut ging.“ Daher esse er lieber weniger und dafür besseres Fleisch.

    EinePodiumsdiskussion mit allen Landratskandidaten veranstalten Memminger Zeitung und Mindelheimer Zeitung am Donnerstag, 5.März, ab 19 Uhr in der Mehrzweckhalle Hawangen.

    Wie sich Daniel Pflügl bei seiner Nominierung vorgestellt hat, lesen Sie hier:

    Pflügl will als Landrat mit Leidenschaft gestalten

    Die Artikel über die Hausbesuche bei den Kandidaten der Freien Wähler und der SPD, Alex Eder und Michael Helfert, finden Sie hier:

    Kandidat Alex Eder: Mit Hammer und Säge auf Du und Du

    Landratswahl: zu Besuch bei SPD-Kandidat Helfert

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