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Unterallgäu: Landrat Alex Eder lehnt Corona-Tests an Schulen ab

Unterallgäu

Landrat Alex Eder lehnt Corona-Tests an Schulen ab

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    Wer in die Schule will, muss sich seit gestern regelmäßig auf Corona testen lassen. Die Testpflicht jedoch ist umstritten.
    Wer in die Schule will, muss sich seit gestern regelmäßig auf Corona testen lassen. Die Testpflicht jedoch ist umstritten. Foto: dpa

    Mit Plakaten an fünf Schulen im Schulamtsbezirk Unterallgäu mit Memmingen haben Eltern gegen die verpflichtenden Corona-Tests an Schulen protestiert. Auch das Staatliche Schulamt in Mindelheim wurde am Sonntag Ziel einer solchen Meinungsäußerung. Die Tests hätten alle gut geklappt, berichtete der Leiter des Schulamtes, Bertram Hörtensteiner. Drei Kinder waren positiv getestet worden. Vereinzelt hatten Eltern ihre Kinder aber auch nicht in die Schule geschickt, weil sie die Tests ablehnen. „Spitzenreiter“ sei eine Schule gewesen, in der acht Kinder von 30 mit dieser Begründung nicht am Unterricht teilnehmen durften.

    Wie berichtet, gibt es in Regionen mit einem Inzidenzwert von über 100 – wozu das Unterallgäu zählt – Präsenzunterricht nur für die Abschlussklassen. Wenn dort der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, findet der Unterricht im täglichen Wechsel mal in der Schule und mal zuhause statt.

    Durch die Corona-Tests in der Schule werde kein Kind bloßgestellt, betont Schulamtsdirektor Hörtensteiner

    Die drei positiv getesteten Kinder müssen nun einen PCR-Test zur endgültigen Klärung vorlegen, ob sie tatsächlich von Corona betroffen sind. Hörtensteiner trat zugleich Befürchtungen einzelner Eltern entgegen, betroffene Kinder müssten eine Art Spießrutenlauf erleiden. „Das sind Horrorszenarien aus dem Reich der Fantasie.“ Lehrkräfte seien sehr wohl in der Lage, damit sensibel umzugehen. „Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass hier kein Kind bloßgestellt wird.“

    Zu den Kritikern zählt der Unterallgäuer Landrat Alex Eder (Freie Wähler). Wie er auf Facebook schreibt, befürchtet er psychische Folgen für jene Kinder, die positiv getestet werden. Auf Nachfrage ließ Eder über die Pressestelle des Landratsamtes erklären, es handle sich bei seinem Facebook-Post nicht um einen Kettenbrief. „Ich habe das selbst nach vielen Gesprächen mit besorgten Eltern geschrieben.“

    Wörtlich heißt es darin: „Stell dir vor, du bist ein Schulkind. Du fährst morgens mit dem Bus in die Schule und musst dich in der ersten Stunde mit allen anderen gemeinsam vor allen anderen Augen testen lassen. Die Unsicherheit während der 15 Minuten Wartezeit, obwohl du dich gesund fühlst. Stell dir vor, dein Test ist trotzdem positiv. Deine benachbarten Schulkameraden rutschen sofort einen Meter weiter auf Abstand, einer kreischt und sagt, du hast das todbringende Virus, andere lachen dich aus.“

    Landrat Eder will die Kinder nicht in der Schule, sondern zuhause auf Corona testen

    Die Lehrerin wisse nicht mehr, wie sie mit dem Kind umgehen solle. Es werde isoliert, in einen eigenen Raum gebracht. „Niemand nähert sich dir mehr und du weinst bitterlich, weil du nicht weißt, was das jetzt bedeutet“, schreibt der Landrat weiter. Niemand könne das Kind trösten, weil sich niemand traue, ihm näherzukommen. „Du kommst alleine in einen Raum, bist in völliger Panik und Verunsicherung und musst warten, bis einer deiner Eltern in die Schule kommt, Hals über Kopf aus der Arbeit zurück, um dich abzuholen. In der Zeit geht dir durch den Kopf, dass du gestern vielleicht deinen Opa angesteckt hast. Dass du vielleicht im Schulbus Freunde angesteckt hast. Niemand ist in dieser Zeit bei dir. Die ganze Klasse redet noch wochenlang davon, dass du derjenige bist, der am Wochenende wahrscheinlich nicht genug aufgepasst hat und nun andere gefährdet.“

    Alex Eder findet, dieser Druck solle nicht auf die Kinder abgeladen werden. „Die Tests sollten unbedingt zu Hause stattfinden!“ Seiner Meinung nach seien Schulen keine Teststationen. „Müssen die Kinder das aushalten? Müssen die Lehrerinnen und Lehrer das leisten? Warum tragen wir denn alle Maßnahmen bis zum (nie erreichbaren) 100sten Prozent an Sicherheit auf dem Rücken der Kinder aus und auf keiner Baustelle, in keinem Versicherungsbüro, in keinem Industriebetrieb wird über Zwangstests gesprochen?“

    Der Unterallgäuer Landrat argumentiert auch mit dem Datenschutz

    Der Landrat sieht auch ein Problem mit dem Datenschutz, wenn auf einmal jeder das Ergebnis eines anderen Kindes mitbekommt. Sein Schreiben an das Kultusministerium diesbezüglich sei leider ergebnislos geblieben.

    Rund 170 Nutzer haben den Post von Eder bis gestern Nachmittag kommentiert, 584 Mal wurde er geteilt und weiterverbreitet. Die meisten applaudierten dem Landrat. Andere sehen Tests zuhause kritisch, weil viele Eltern im Vorfeld erklärt hatten, ihre Kinder nicht testen lassen zu wollen. Andere kritisieren die Tests an Schulen als unlogisch, weil die Kinder zuerst im Schulbus sitzen und erst dann in der Schule getestet werden.

    Der Unterallgäuer Landrat hatte im Januar bereits aufhorchen lassen, als er ein Video von „Unternehmer aktiv“ aus dem Raum Illertissen/Neu-Ulm auf Facebook hochgeladen hatte. (Mehr dazu lesen Sie hier: Unterallgäuer Landrat Eder teilt umstrittenes Corona-Video)Die Firmenchefs hatten darin von ihren großen wirtschaftlichen Sorgen berichtet. Einzelne waren zuvor auf Querdenker-Demos beziehungsweise bei „Klardenken Schwaben“ aktiv gewesen. Darin sieht Eder kein Problem. Ihm sei es um die berechtigten Sorgen der Menschen gegangen.

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