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Unterallgäu: Im Unterallgäu verbreitet sich das Corona-Virus in den Firmen

Unterallgäu

Im Unterallgäu verbreitet sich das Corona-Virus in den Firmen

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    Die steigenden Corona-Zahlen bereiten einigen Betriebe im Unterallgäu Sorgen.
    Die steigenden Corona-Zahlen bereiten einigen Betriebe im Unterallgäu Sorgen. Foto: Christian Beutler/KEYSTONE/dpa (Symbol)

    Die zuletzt im Unterallgäu wieder steigenden Infektionszahlen bei Covid 19 sorgen beim Gesundheitsamt nicht nur für Sorgenfalten, sondern vor allem für jede Menge Arbeit. Der Leiter Dr. Ludwig Walters sagte vor den Bürgermeistern aus dem Landkreis auf einer Dienstbesprechung in Unteregg, dass nicht nur ein Seniorenheim in Ottobeuren, eine Klasse der Mittelschule in Bad Wörishofen und eine Kita in Babenhausen betroffen waren. In den vergangenen Tagen habe es vor allem auch Firmen getroffen, die Infektionen nach Meetings melden mussten.

    Allein fünf Unternehmen waren am Mittwoch im Unterallgäu betroffen, sagte Walters. Diese hatten wieder auf persönliche Treffen gesetzt und nicht mehr auf Video-Konferenzen.

    Zwei Corona-Patienten sind im Mindelheimer Krankenhaus

    Der Klinikverbund Allgäu meldet vier Patieten, die wegen Corona stationär behandelt werden müssen. Zwei davon werden in Mindelheim versorgt, zwei in Immenstadt.

    Mit Hochdruck arbeiten die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes daran, die Kontakte von Teilnehmern zu ermitteln, die an Firmenzusammenkünften teilgenommen haben. Das sind dann oft 30, 40 bis 50 Personen, denen nachgegangen werden muss. Walters persönlich arbeitet bis an die Kante des Zumutbaren. Er ist seit einem halben Jahr sieben Tage die Woche im Einsatz.

    Der Warnwert bei den Neuinfektionen wurde im Landkreis wieder unterschritten

    Corona sei „allerorten“. Der Landkreis hat den vom Robert-Koch-Institut RKI vorgegebenen Signalwert von 35 Infizierten je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen vorübergehend überschritten. Inzwischen liegt er wieder unter 30.

    Dennoch bricht jetzt nicht hektischer Aktionismus aus. Diese Kennzahl sei nicht alleinige Richtschnur, sagte Landrat Alex Eder. Der Koordinierungsgruppe im Landratsamt sei wichtiger die Frage, ob das Gesundheitsamt die Lage im Griff habe. Das könne Eder bejahen.

    Das Sars-Virus ist schon seit längerem bekannt, erläutert Walters. Vor 20 Jahren trat es erstmals in Hongkong auf. Die Lungenerkrankung hatte für die Betroffenen deutlich schwerere Folgen als Covid 19 heute. Allerdings waren auch weitaus weniger Menschen betroffen.

    Sars mutiert immer weiter und lässt neue Formen entstehen. Das neue Covid 19, das 2019 im chinesischen Wuhan erstmals festgestellt wurde, sei auf eine „empfängliche Population“ getroffen. Nach wie vor sei aber vieles unbekannt. 80 Prozent der Infizierten treffe es kaum oder gar nicht. Sie hätten keine Symptome. Andere wiederum klagten über Fieber, Störung des Geruchs- und Geschmacksinns. Dieser Ausfall des Geruchssinns sei Anzeichen dafür, dass das Virus Gesundheitsschäden nach sich ziehe, die nicht so schnell wieder abklingen. Und es gibt auch schwerwiegende Krankheitsverläufe, die zum Tod führen. 16 Menschen sind im Unterallgäu bisher an Covid 19 gestorben.

    Der Unterallgäuer Experte rechnet mit mehreren Wellen

    Walters rechnet damit, dass der Erreger in verschiedenen Wellen auftauchen werde. Die spanische Grippe vor hundert Jahren mit Millionen von Toten weltweit war in drei Wellen über die Menschheit gekommen.

    Derzeit trete der Corona-Erreger vermehrt auf. „Wir haben aber noch nicht die zweite Welle“, betonte Walters. Wie aber lässt sich die weitere Ausbreitung stoppen? Der Mediziner fürchtet: überhaupt nicht. Erst wenn eine Herdenimmunität erreicht sei, wäre es denkbar, dass das Virus besiegt ist. Wie lange das dauert, wisse niemand. Von einem Impfstoff erwartet er keine Lösung, weil die Zahl der Menschen, die sich auf diese Weise schützen lassen, wohl zu gering sein werde.

    Deshalb wird es auch weiterhin darauf ankommen, einen Mindestabstand von eineinalb Metern zu seinen Mitmenschen einzuhalten und Mund- und Nasenschutz zu tragen. Seine besondere Sorge gilt den Menschen in Seniorenheimen. Es könne auf Dauer aber keine Lösung sein, die Menschen dort über Wochen hinweg völlig zu isolieren, betonte Walters. Die Infektpraxis in der Nähe des Mindelheimer Krankenhauses soll vorerst nicht reaktiviert werden. Derzeit befindet sich das kommunale Testzentrum auf dem Gelände des Kreisbauhofes. Walters geht davon aus, dass diese Einrichtung länger benötigt wird. In der beginnenden Erkältungswelle könnten Patienten dort eine erste Anlaufstelle erhalten. Eder muss für die Wintermonate allerdings einen anderen Standort finden, weil der Platz dann für den Winterdienst benötigt wird.

    Die Gemeinden im Unterallgäu sollen individuelle Zahlen bekommen

    Babenhausens Rathauschef Otto Göppel wollte wissen, was zu tun sei, wenn ein Mitarbeiter eine Erkältung meldet. Walters rät in solchen Fällen, zunächst zu fragen, ob der Betroffene in den vergangenen 14 Tagen Kontakt zu einem Infizierten hatte. In jedem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden. Und er riet, die Mitarbeiter lieber zu Hause zu lassen. Ettringens Bürgermeister Robert Sturm regte an, den Gemeinden die Infektionszahlen auf ihre Kommune heruntergebrochen zu melden. Das sagte Walters zu.

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