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Unterallgäu: Der neue Klinik-Verbund ist besiegelt

Unterallgäu

Der neue Klinik-Verbund ist besiegelt

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    Sie sind die Architekten des neuen Allgäuer Klinik-Verbundes (von links): Aufsichtsratsvorsitzender Gebhard Kaiser, die Landräte Anton Klotz (Oberallgäu) und Hans-Joachim Weirather (Unterallgäu) sowie der Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle haben bei Notar Lorenz Bülow die Verträge unterzeichnet.
    Sie sind die Architekten des neuen Allgäuer Klinik-Verbundes (von links): Aufsichtsratsvorsitzender Gebhard Kaiser, die Landräte Anton Klotz (Oberallgäu) und Hans-Joachim Weirather (Unterallgäu) sowie der Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle haben bei Notar Lorenz Bülow die Verträge unterzeichnet. Foto: Ralf Lienert

    Die Fusion der Unterallgäuer Kreiskliniken mit dem Klinikverbund Kempten-Oberallgäu ist besiegelt: Knapp zwei Wochen vor dem Start am 1. November wurden die Verträge für den Zusammenschluss unterschrieben. Zuvor war dieser auch Thema im Unterallgäuer Kreistag. Der bisherige Vorstand der Kreiskliniken, Franz Huber, erläuterte den Kreisräten darin den Sachstand der Fusion.

    Ab dem 31. Oktober werde demnach die Schlussbilanz für das Kommunalunternehmen Kreiskliniken erstellt, das dann – nachdem der neue Klinikverbund Anfang Januar im Handelsregister eingetragen ist und sofern die Kreisräte zustimmen – aufgelöst wird. „Im Februar soll die ganze Transaktion abgeschlossen sein“, sagte Huber, der zu den vier Geschäftsführern des neuen Klinikverbundes gehören wird.

    Für die 800 Beschäftigten im Unterallgäu soll sich nichts ändern - zumindest vorerst

    Er umfasst die Kliniken Mindelheim, Ottobeuren, Kempten, Immenstadt, Sonthofen und Oberstdorf und bildet den größten Klinikverbund in kommunaler Trägerschaft in Schwaben. Mit fast 60.000 stationären Patienten pro Jahr und rund 4000 Arbeitsplätzen zählt er zu den größten Arbeitgebern im Allgäu.

    In diese Zahl bereits mit eingerechnet sind die rund 800 Beschäftigten der Kreiskliniken in Mindelheim und Ottobeuren, deren Arbeitsverträge in den neuen Verbund übertragen werden. Die bisherigen Regelungen unter anderem zum Gehalt, den Arbeitszeiten, Urlaub und Kündigungsschutz bleiben so erhalten. Allerdings seien Versetzungen nicht ausgeschlossen, sagte Huber auf Nachfrage von Kreisrat Stefan Welzel (CSU). Im Bereich der Pflegekräfte und Ärzte sei dies momentan zwar nicht absehbar. „Es kann aber Verwaltungsbereiche geben, in denen es à la longue zu Zentralisierungen und damit zu Veränderungen kommen kann“, so Huber.

    Welzels Parteikollege Robert Plersch wollte wissen, ob der neue Verbund Auswirkungen auf die geplanten Aus- und Umbauten der bisherigen Kliniken habe, was Weirather verneinte. „Alles wird genauso umgesetzt, wie wenn wir alleine geblieben wären“, sagte er. Auch zu den Kurzzeitpflegeplätzen, nach deren Erhalt sich Roswitha Siegert (CSU) erkundigt hatte, gebe es „jetzt und in Zukunft ein klares Bekenntnis“. Ingrid Fickler (CSU) fragte schließlich erneut nach dem medizinischen Konzept. Hier gebe es bereits Eckpunkte, so Weirather. Das Mindelheimer Krankenhaus solle als Grund- und Regelversorger erhalten bleiben und zudem eine Neuausrichtung erfahren. Während er offenließ, um welchen Fachbereich es sich handeln könnte, wurde der Aufsichtsratsvorsitzende Gebhard Kaiser bei der anschließenden Vertragsunterzeichnung etwas konkreter. Denkbar sei demnach, in Mindelheim die Gastroenterologie und die Kardiologie zu stärken, in Kempten könnten die Onkologie sowie die Unfall- und Bauch-Chirurgie ausgebaut werden. „Wir werden nicht mehr überall alles anbieten“, sagte Kaiser. Zunächst werde der Patient von dem Zusammenschluss aber nicht viel bemerken. Erst innerhalb der nächsten drei Jahre werde sich die Kliniken-Landschaft durch die geplanten medizinischen Schwerpunkte verändern.

    15.000 Patienten werden jährlich an den Kliniken in Mindelheim und Ottobeuren behandelt

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    Foto: Ralf Lienert

    Das Krankenhaus in Ottobeuren solle laut Weirather ebenfalls weiterhin über alle Einrichtungen verfügen, die für die Behandlung von Notfällen notwendig sind und sich darüber hinaus auf Orthopädie spezialisieren. Die Sorge Ficklers, dass der geplante dritte Operationssaal, der ab April 2020 gebaut werden soll, damit überflüssig sein könnte, teilte Weirather nicht. Der OP werde unbedingt gebraucht. Abschließend kritisierte Claus Thiessen (FDP), dass der Landkreis die ganzheitliche zugunsten der Geräte-Medizin völlig vernachlässige und sich zu Unrecht mit dem Namen Kneipps schmücke.

    Bislang werden an den beiden Kliniken im Unterallgäu jährlich rund 15.000 stationäre und 31.000 ambulante Patienten betreut, davon etwa 11.800 Notfall-Patienten. Die Oberallgäuer Kliniken versorgen an den Standorten in Immenstadt, Sonthofen und Oberstdorf insgesamt knapp 19.000 stationäre und rund 25.000 Notfall-Patienten pro Jahr und am Klinikum Kempten werden jährlich etwa 28.000 stationäre und 34.000 Notfall-Patienten behandelt.

    Der Zusammenschluss der Kliniken sei in Rekordzeit realisiert worden, sagte Kaiser und verwies auf die ersten Gespräche im vergangenen Dezember. Auch die Stadt Memmingen habe bereits Interesse bekundet, dem Verbund beizutreten. Dieser will die medizinische Versorgung verbessern und die Krankenhauslandschaft in der Region stärken. Allein durch den künftigen gemeinsamen Einkauf rechnet Kaiser mit Einsparungen von 300.000 Euro.

    Den Weg zur Klinik-Fusion und die Hintergründe können Sie hier verfolgen:

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