Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Unterallgäu: Das können Sie selbst für die Artenvielfalt tun

Unterallgäu

Das können Sie selbst für die Artenvielfalt tun

    • |
    Mit Bienen fing es an, mit einem umfangreichen Gesetzespaket soll es enden: das bayerische Volksbegehren zum Artenschutz.
    Mit Bienen fing es an, mit einem umfangreichen Gesetzespaket soll es enden: das bayerische Volksbegehren zum Artenschutz. Foto: Nicolas Armer, dpa

    Bei strahlendem Sonnenschein hat Dr. Clemens Mehnert vor Kurzem rund 40 Besucher durch den Naturlehrgarten Mindelheim geführt und ihnen gezeigt, wie sie mit kleinen Maßnahmen im Garten etwas für die Artenvielfalt tun können. Organisiert wurde die Veranstaltung von mehreren Organisationen aus Kirche und Naturschutz.

    Gärten sind deshalb so wichtig, weil es in der Stadt inzwischen mehr Arten gibt als in der Agrarlandschaft. Viele Wildbienen haben nur einen Flugradius von wenigen hundert Metern und in diesem Radius müssen sie die nächste Nahrungsquelle finden. 504 verschiedene Wildbienen-Arten gibt es in Bayern.

    Insektenhotels bauen

    An den Insektenhotels im Naturlehrgarten herrscht Hochbetrieb. Unzählige Wildbienchen nutzen die Schilfrohrstängel, Bohrungen im Hartholz oder im Sand-Lehm-Gemisch als Kinderstube. Die meisten Besucher bleiben respektvoll zurück, dabei sind Wildbienen fast ausnahmslos für Menschen harmlos. Dr. Clemens Mehnert erläuterte, auf was es beim Bau von Insektenhotels ankommt: sehr sauber gearbeitete Schnittstellen oder Bohrungen, Loch-Durchmesser von zwei bis neun Millimeter, Länge mindestens zwölf bis 15 Zentimeter, Bohrungen an der Rindenseite (nicht ins Stirnholz), möglichst regengeschützter Standort (mit Abstand zum Boden), Ausrichtung von Südost bis Südwest (nicht zur Wetterseite). Die meisten im Handel erhältlichen Insektenhotels sind leider unbrauchbar, zum Beispiel sind Tannenzapfen, Laub oder Stroh nutzlos. Ein kleines selbstgebautes Insektenhotel bietet schöne Beobachtungsmöglichkeiten im eigenen Garten.

    Artenreiche Wiesen anlegen

    Auf der artenreichen Wiese in der Mitte des Naturlehrgartens können Besucher die Wildbienen dabei beobachten, wie sie Pollen und Nektar sammeln. Einige Bienen sind wenig wählerisch, andere sind auf ganz spezielle heimische Arten spezialisiert, zum Beispiel die Glockenblumen-Sägehornbiene oder die Skabiosen-Hosenbiene. Jeder kann im eigenen Garten etwas zum Wildbienen-Buffet beitragen. Dabei sind heimische Arten meist nützlicher als exotische, ungefüllte Blüten nützlicher als halbgefüllte oder gar komplett gefüllte (Nektar- und Pollenstände wurden dort züchterisch in weitere Blütenblätter umgewandelt), ursprüngliche Arten nützlicher als Zuchtformen. So gibt es viel Auswahl für jeden Geschmack.

    Unversiegelte Bodenflächen lassen

    Spärlich bewachsene Flächen bieten rund 75 Prozent der Wildbienen Nistmöglichkeiten. Sie graben ihre bis zu 60 Zentimeter tiefen Gänge in die Erde. Sie lieben den von der Sonne erwärmten Boden und man kann sie unterstützen, indem man den Boden möglichst wenig bearbeitet und kahle Stellen erhält.

    Pflanzen auch mal stehen lassen

    Wildbienen leben meist nur wenige Wochen, die Larven jedoch bleiben oft ein Jahr oder länger in ihren Kokons. Deshalb lässt Walter Feil im Naturlehrgarten markhaltige Stängel wie bei der Königskerze stehen. Eine andere Möglichkeit ist es, die Pflanzenstängel im Herbst abzuschneiden, lose zusammenzubinden und dekorativ als (stehendes) Bündel im Garten zu belassen.

    Totholz und Trockenmauern als Lebensräume

    Gleich neben dem Pfad liegen Holz-Stücke „im letzten Stadium“. Morsches Holz ist Nistmaterial und Brutstätte zugleich. Viele Wildbienen nutzen dort die Gänge von Käfern oder graben selbst. Insbesondere Laubholz erfüllt so über die Jahre eine sehr wichtige Aufgabe. Auch Spalten in Trockenmauern, zwischen Steinen oder Felsen, werden gerne für die Eiablage genutzt. Manche Wildbienenarten verwenden sogar liegen gebliebene leere Schneckenhäuser als Nistplatz und tarnen sie aufwendig.

    Heimische Gehölze und Stauden anpflanzen

    Früh im Jahr dienen verschiedene Weidenarten, Pappeln und Hasel-Sträucher als Nahrungsquelle. Der heimische Weißdorn bietet Nahrung für 163 Insekten- und 32 Vogelarten. Weitere wichtige Pollenspender sind zum Beispiel Schlehe, Apfelbäume, Roter Hartriegel, Echter Faulbaum. Auch Wildrosen sind mit ihren ungefüllten Blüten willkommen. Später im Jahr (nach der Obstbaumblüte) sind Stauden besonders wichtig, da sie oft die einzige Nahrungsquelle darstellen. Auf nährstoffarmem Boden gedeihen besonders viele heimische Arten. Gerade Hummeln fliegen noch bis die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken und freuen sich über jede Blüte. Sie überwintern oft im Laub und werden leider häufig mit diesem entsorgt.

    Wasser bereitstellen

    Im Naturlehrgarten sorgen der Teich sowie der Bach für frisches Wasser. Im Garten können Wildbienen ihren Durst an kleinen Tränken stillen – mit Steinen oder Holz als Ausstiegshilfe. Nasse Erde oder Sand werden gerne genutzt, um die Nistgänge zu verschließen. Im Naturlehrgarten gibt es davon reichlich. (mz)

    Am Wettbewerb teilnehmen

    Viele weitere Infos sowie Bezugsquellen für Pflanzen, die nicht mit Pestiziden oder künstlichen Düngern behandelt wurden, finden sich auf der Website der Aktion "Jeder Quadratmeter zählt ... für heimische Natur". Wer selbst ein Plätzchen für die Artenvielfalt geschaffen hat, kann noch bis zum 8. Juli an der Aktion teilnehmen. Das ist eine Möglichkeit zu zeigen, was Bürger im Unterallgäu für die Artenvielfalt tun.

    Sie wollen noch mehr über die Aktion erfahren und darüber, was Sie selbst tun können. Dann empfehlen wir Ihnen folgende Artikel:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden