Während in den Nachbarlandkreisen und auch deutschlandweit die Inzidenzen teils rasant sinken, ist die Zahl im Unterallgäu erneut auf über 200 gestiegen. Sie lag am Donnerstag bei 214,7. „Irgendwie scheint’s im Unterallgäu gar nicht mehr aufzuhören“, sagte Landrat Alex Eder denn auch am Donnerstag in der Bürgermeisterdienstbesprechung. Gleichzeitig warnte er aber auch davor, die Zahlen überzubewerten.
So habe das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag für das Unterallgäu beispielsweise 91 Neuinfektionen gemeldet. Dabei handele es sich jedoch teils um Fälle, die das Unterallgäuer Gesundheitsamt bereits in den Tagen zuvor ans RKI gemeldet hatte, das diese jedoch nicht sofort berücksichtigte. Das sei nun nachgeholt worden. Ebenfalls bemerkbar mache sich ein Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim. Ein Reihentest habe gezeigt, dass sich etwa zehn Mitarbeiter und 20 Bewohner infiziert haben. Einige von ihnen sind bereits geimpft und zeigten deshalb gar keine oder kaum Symptome. Auch durch die Tests in den Schulen und Kindergärten würden mehr Infektionen entdeckt – was der Landrat durchaus positiv sieht: Die Dunkelziffer werde so aufgedeckt und Infektionsketten könnten unterbrochen werden.
Trotz des Impferfolgs ist die Lage auf der Mindelheimer Intensivstation weiter angespannt
Wie er weiter darlegte, sind die Krankheitsverläufe in der dritten Welle insgesamt milder als noch bei der zweiten Anfang des Jahres. So seien im Februar allein in einer Woche 17 Tote zu beklagen gewesen, nun waren es ebenso viele in neun Wochen. „Das zeigt auch den Impferfolg“, so Eder. Insgesamt sind bislang 134 Unterallgäuer an oder mit Corona gestorben.
Im Mindelheimer Krankenhaus werden derzeit 16 Covid-19-Patienten behandelt, vier von ihnen auf der Intensivstation. Die Situation dort ist nach wir vor angespannt und Patienten müssten teils in andere Kliniken verlegt werden, sagte der Landrat. Grund ist das Alter der Erkrankten: Anfang des Jahres wurden vor allem ältere Patienten behandelt, die von der Infektion oft schnell dahingerafft wurden. Dadurch wurden, so makaber das klingt, die Intensivbetten schnell wieder frei. Jetzt liegen dort vermehrt jüngere Patienten, um deren Leben die Ärzte und Pflegekräfte meist länger kämpfen können. „Die Fahrten des Rettungsdienstes werden aber weniger“, so Eder. Insofern könne man hoffen, dass sich auch die Lage an den Kliniken demnächst wieder etwas entspanne.
Die Gemeinden im Unterallgäu sind aufgerufen, eigene Testzentren einzurichten
Mit Blick auf die geplanten weiteren Öffnungsschritte, die sehr wahrscheinlich eine abgeschlossene Impfung, eine überstandene Erkrankung oder einen zertifizierten Corona-Test zur Zugangsvoraussetzung haben werden, will der Landkreis seine Testkapazitäten weiter ausbauen. Er hat deshalb die Gemeinden aufgerufen, eigene Testzentren einzurichten. „Ich glaube, wir sollten das flächendeckend anbieten können“, sagte Eder. Zudem werden die Apotheken gebeten, neben den Schnelltests künftig möglichst auch PCR-Tests anzubieten. Diese sind bislang nur im Testzentrum in Erkheim und am Flughafen in Memmingerberg möglich. Zeigt der Schnelltest jedoch ein positives Ergebnis, wäre es aus Sicht des Landrats praktisch, wenn man gleich vor Ort den PCR-Test machen könnte.
Luft nach oben gibt es ihm zufolge noch in den Impfzentren: Dort könnten noch mehr Menschen als bisher geimpft werden, es fehle jedoch am Impfstoff. „Wir verimpfen alles, was wir kriegen“, so Eder. In den Impfzentren in Bad Wörishofen und Memmingen seien bislang 53.000 Bürger geimpft worden, bei den Hausärzten im Landkreis 10.000. Ab Samstag dürfen zudem die Angestellten der Firma Magnet-Schultz in Memmingen vom Betriebsarzt geimpft werden, anderen Unternehmen ist das bislang nicht erlaubt. Zudem überlege der Landkreis, ob der Impfbus vorrangig besonders stark betroffene Gemeinden anfahren soll oder die, die weit vom nächsten Impfzentrum entfernt sind. In der Planung sollen beide Aspekte berücksichtig werden, so Eder. Bad Grönenbachs Bürgermeister Bernhard Kerler regte zudem an, den Impfbus auch in Gewerbegebiete zu schicken. Dies sei theoretisch denkbar, sagte Eder. Dazu bräuchte es jedoch entsprechendes Personal und vor allem genügend Impfstoff. „Der ist der limitierende Faktor“, sagte er.
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