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Foto: Friedrich Stark, epd
Foto: Friedrich Stark, epd

Der Landkreis setzt auf weitere Testzentren, um Infektionsketten zu unterbrechen.

Unterallgäu
11.05.2021

Corona: Im Unterallgäu ist keine Entspannung in Sicht

Von Andreas Berger, Sandra Baumberger und Johann Stoll

Das Unterallgäu gehört zu den Regionen mit den höchsten Inzidenzen in Deutschland. Landrat Alex Eder und Mindelheims Bürgermeister Stephan Winter rufen dazu auf, die Corona-Regeln einzuhalten.

Der Blick auf die Seite des Robert-Koch-Instituts war auch am Dienstag ernüchternd: Deutschlandweit steht das Unterallgäu mit einer erneut gestiegenen Sieben-Tage-Inzidenz von 242,9 auf Platz elf der Landkreise mit der höchsten Inzidenz, Memmingen ist mit 281,2 sogar trauriger Spitzenreiter unter den kreisfreien Städten. Eine Öffnung des Einzelhandels und der Gastronomie für Kunden mit einem negativen Test sowie eine Rückkehr aller Schüler zum Präsenzunterricht liegen dadurch nach wie vor in weiter Ferne. Landrat Alex Eder und sein Stellvertreter, Mindelheims Bürgermeister Stephan Winter, wenden sich deshalb an die Bevölkerung.

„Denken Sie an diejenigen, die besonders unter den Einschränkungen leiden – an die Kinder, die Gastronomen, die Einzelhändler, die Tourismusbranche oder die Kulturschaffenden – und achten Sie darauf, sich keiner Gefahr einer Ansteckung auszusetzen“, bittet der Landrat. „Denn wenn die Zahlen nicht runtergehen, können wir nicht öffnen.“ Bereits zuvor hatte Bürgermeister Stephan Winter in einer Sitzung des Finanzausschusses eindringlich dazu aufgerufen, sich an alle Corona-Regeln zu halten und „vernünftig“ zu sein. Alle zusammen müssten dafür sorgen, dass sich die Zahlen in eine andere Richtung entwickelten. „Nur in einem Akt der Solidarität und Rücksichtnahme werden die Zahlen zurückgehen“, sagte der Bürgermeister. Wer sich jetzt zurücknehme, erlange früher seine Freiheiten. Das sei kein leeres Versprechen.

Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus dürfen erst bei niedrigeren Inzidenzen öffnen

Den Appellen schließt sich auch Michael Stoiber, der Wirtschaftsförderer des Landkreises an. „Der Einzelhandel, die Gastronomie oder die Tourismusbranche brauchen dringend ein Licht am Ende des Tunnels“, sagt er. So lange die Zahlen nicht sinken, gebe es hier keine Perspektive. „Viele bangen um ihre Existenz und bitten die Bevölkerung eindringlich darum, durch Beachtung der Regeln aktiv bei der Senkung der Infektionszahlen mitzuhelfen.“

Auf die Frage, warum die Zahlen im Unterallgäu weiter steigen, während sie andernorts bereits deutlich gesunken sind, gibt es nach wie vor keine Antwort. Laut dem Landratsamt gebe es keine lokalen Hotspots. Viele Infektionen gingen auf Familien zurück, in denen mehrere Personen infiziert seien. Zwar gebe es derzeit auch in vier Unterallgäuer Betrieben Corona-Fälle, so das Landratsamt, in dreien davon liege die Zahl der Erkrankten jedoch im unteren einstelligen Bereich. In der Firma Grob in Mindelheim sind 41 Fälle aufgetreten. Insgesamt steckten sich die Unterallgäuer aber vor allem im privaten Umfeld an.

Weitere Testzentren sollen helfen, die Infektionsketten zu unterbrechen

Um die Infektionsketten zu unterbrechen und so die Zahlen zu senken, setzt der Landkreis auf weitere Testzentren: Zu den 31 bereits bestehenden sollen in Kürze mindestens neun weitere hinzukommen. Das Gesundheitsamt hatte vor Kurzem auch die Unterallgäuer Gemeinden zur Mithilfe beim Testen aufgerufen. In zehn Kommunen gibt es inzwischen Teststationen beziehungsweise diese werden gerade eingerichtet. „Ich freue mich, dass die Gemeinden mit im Boot sind und sich so tatkräftig mit einbringen“, sagt Landrat Eder. Darüber hinaus betreiben auch Apotheken, Hilfsorganisationen, Unternehmen oder der Landkreis selbst Teststationen. „Machen Sie von dem Angebot Gebrauch“, sagt Eder. „Testen ist ein wichtiger Baustein, um mögliche Weiterverbreitungen zu verhindern.“

Ein weiterer Baustein im Kampf gegen die Pandemie ist das Impfen. Neben den Impfungen in den Impfzentren und in den Arztpraxen steuert der Impfbus laut Eder nun auch Gemeinden an, die erhöhte Corona-Zahlen haben. „Ziel ist es, mit den Impfungen weiter in die Fläche zu kommen, um ein möglichst gutes Angebot zu schaffen.“ Darüber hinaus werden nach seinen Worten Kontakte von positiv Getesteten konsequent nachverfolgt. „Unsere Ermittler arbeiten an sieben Tagen die Woche von früh bis spät - auch am Wochenende und an Feiertagen.“ Ohne die Mithilfe der Bevölkerung gehe es allerdings nicht. „Wir sind auf die Mithilfe jedes Einzelnen angewiesen.“

Landrat Eder und Memmingens OB Schilder wollen Gesundheitsminiester Klaus Holetschek kontaktieren

Zusammen mit Memmingens Oberbürgermeister Manfred Schilder will Eder Kontakt zu Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek aufnehmen. Sie wollen mit ihm darüber sprechen, wie die Lage in der Region verbessert werden kann. Bei einer Inzidenz von unter 165 könnten Schüler wieder in den Präsenzunterricht, bei unter 100 werden die Auflagen für Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel gelockert. Die Stadt Mindelheim hofft auch mit Blick auf das Freibad, das gerade für rund neun Millionen Euro saniert wurde, dass die Zahlen bis zum Sommer deutlich sinken. Andernfalls ist der geplante Eröffnungstermin am 15. Juli nicht zu halten.

Einen Kommentar zum Thema finden Sie hier: Corona-Appell an die Bevölkerung ist richtiges Signal der Landräte

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