Pendler können aufatmen. Ab Montag, 15. Oktober, rollen wieder Züge auf der Strecke München-Buchloe-Memmingen nach dem üblichen Fahrplan. Seit März war die Strecke gesperrt, um sie für die Elektrifizierung zu ertüchtigen. Ob es mit den Schienenersatzverkehr in den ersten Wochen funktioniert hat, lesen Sie in dieser Reportage.
Rund 160 Millionen Euro wurden in dieser Zeit zwischen Geltendorf und Leutkirch verbaut. Sichtbare Zeichen für die Bauarbeiten sind die Masten für die Stromleitungen, doch daneben wurden noch Dämme gebaut und verfestigt, Weichen, Signaltechnik und Brücken erneuert und ganze Bahnhöfe umgestaltet. Sein Gesicht hat dabei besonders der Bahnhof Stetten verändert, wo die Bahn zum Ende der Arbeiten zu einer Pressekonferenz eingeladen hatte.
Neue Gleise zwischen Stetten und Sontheim
DB-Projektleiter Matthias Neumaier und Tobias Gunsch, der für den Bereich Stetten zuständig war, zeigten sich bei der Pressekonferenz entspannt, während um sie herum am Bahnhof noch Bagger auf den Gleisen rollten und Monteure Drähte spannten. Einiges hat sich am Bahnhof getan. Das größte Projekt war die Beseitigung des historischen Backstein-Viaduktes, das noch aus der Bauzeit der Strecke um das Jahre 1870 stammte. Es wurde durch einen modernen Betondurchlass erneuert.
Weiter hat der Bahnhof Stetten nun zwei barrierefreie Gleise, die über eine Unterführung, die auch als Rad- und Fußweg genutzt werden kann, zugänglich sind. Der südliche Zugang ist direkt von Stetten her erreichbar. Ganz früher war an dieser Stelle einmal ein beschrankter Bahnübergang.
Im Bereich des Bahnhofes wurde auf einer Länge von 1100 Meter der Gleisoberbau erneuert. Zwischen Stetten und Sontheim wurden die Gleise auf einer Strecke von sieben Kilometer neu gebaut. Im Bereich Kirchstetten musste das Gleisbett auf einer Strecke von 570 Meter gesenkt werden, damit die Stromführung unter die Straßenbrücke bei Kirchstetten gelegt werden konnte.
Östlich von Stetten musste der Bahndamm gefestigt werden, weil es im Boden dort Weichschichten aus der Eiszeit gab, so die Experten. Dabei wurden rund 115000 Tonnen Baumaterial entsorgt und angefahren.
Um dem neuen Damm zusätzlichen Halt zu geben, wurden Geogitter eingebaut worden. Alleine all diese Baumaßnahmen im Bereich Stetten verschlangen rund 14,5 Millionen Euro, hieß es bei der Pressekonferenz.
Auch in Mindelheim hat die Deutsche Bahn gebaut
Die gleiche Dammsischerung war übrigens auch in Mindelheim bei den Vogelhäusern notwendig. Um Platz für die Stromleitungen zu finden, musste die Brücke der Ortsverbindungsstraße Gernstall nach Unggenried um 81 Zentimeter angehoben werden. Die Straße ist noch immer gesperrt.
Projektleiter Neumaier fasste nochmals die gigantischen Zahlen dieser Investition zusammen: Bisher wurden 72 Kilometer Gleis elektrifiziert, alle 60 Meter wurde ein Strommast gesetzt, fast 3900 im gesamten Abschnitt. Ziel der Maßnahmen sei es, ab 2020, wenn die gesamte Strecke Lindau-Geltendorf ausgebaut sei, die Fahrtzeit von Zürich nach München um rund eine Stunde auf 3,5 Stunden zu senken.
Mit dem Ausbau werde man moderne Neigetechnik bei den Zügen einsetzen, die bis zu 160 Stundenkilometer schnell fahren sollen.
Kein Schienenersatzverkehr mehr zwischen Leutkirch und Buchloe
Davon merken die Reisenden aber derzeit noch nichts. Ab Montag rollen erst einmal wieder die alten Züge und die fahren auch nach dem alten Fahrplan. Es könnte sein, dass im Dezember mit dem Fahrplanwechsel es zu einigen punktuellen Verbesserungen komme, so Neumaier. Während die Pendler im Raum Unterallgäu nun aufatmen können und der Schienenersatzverkehr nun der Vergangenheit angehört, zieht die (Bau-)Karawane weiter. Wie die Pendler im Unterallgäu den Schienenersatzverkehr erlebt haben, lesen Sie hier.
Es stehen noch zwei weitere Bauabschnitte an: Nämlich der von Leutkirch bis Hergatz und dann bis Lindau. Zwischen Hergatz und Leutkirch wird es wieder zu einer Vollsperrung kommen, da auch dieser Bereich eingleisig ist. Durchgehende Züge nach Lindau wird es wohl erst wieder ab 2020 mit der Elektrifizierung geben.
Übrigens, die Reisenden müssen sich dann auf eine neue Betreibergesellschaft einstellen. Es kommen dann nicht mehr die roten Wagons der DB zum Einsatz, sondern die gelb-grünen der Firma „Go ahead“, dem deutschen Ableger einer englischen Gesellschaft. Für den Fernverkehr zwischen Zürich und München wird aber weiterhin die DB verantwortlich sein.
Noch nicht beendet sind die Bauarbeiten im Bereich des Türkheimer Bahnhofes, das soll es aber auch in den nächsten Wochen so weit sein.