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Unterallgäu: Auf dem Jakobsweg im Unterallgäu der Sonne entgegen

Unterallgäu

Auf dem Jakobsweg im Unterallgäu der Sonne entgegen

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    Die aufgehende Sonne rückte das Sonnenblumenfeld in ein besonderes Licht.
    Die aufgehende Sonne rückte das Sonnenblumenfeld in ein besonderes Licht. Foto: Bader

    Das Thermometer zeigt zwei Grad an. Herbstliche Nebelschwaden liegen über dem Günztal. Am frühen Sonntagmorgen wirkt der Waldweg entlang des Fuggerweihers wie ausgestorben. Aus Richtung Babenhausen nähert sich eine Menschenschlange. Im Gänsemarsch zieht die Gruppe auf dem nassen, von Laub bedeckten Pfad die Steigung hinauf zum „Kreuzlesberg“. Er ist das erste Ziel dieser Pilgerwanderung. Die im Rahmen des Unterallgäuer Wanderherbstes organisierte Veranstaltung führt heuer auf dem Jakobsweg von Babenhausen nach Boos.

    Rund 50 Teilnehmer haben sich um 7 Uhr in der Babenhauser Pfarrkirche St. Andreas versammelt. Unter Leitung von Pilgerführer Michael Keppeler und Michael Stoiber vom Landkreis Unterallgäu geht es zunächst Richtung Fuggerweiher. Am „Kreuzlesberg“ halten die Frauen und Männer, die das geschmückte Pilgerkreuz an der Spitze des Zugs abwechselnd tragen, einige Minuten inne. Für eine „Wahrnehmungsübung“ erhält jeder eine Kastanie. Sie soll in eine Hosentasche gesteckt werden und in besonders beeindruckenden Momenten in die andere wechseln. Erste Gelegenheit dafür haben die Wallfahrer schon kurze Zeit später: Als sie auf einem Sonnenblumenfeld in ein besonderes Licht tauchen, ist das ein fesselnder Anblick.

    Das Pilgerkreuz wurde mit Blumen geschmückt.
    Das Pilgerkreuz wurde mit Blumen geschmückt. Foto: Bader

    Ein geteerter Weg führt weiter nach Winterrieden zur Pfarrkirche St. Martin. Während die Wallfahrer im Gotteshaus gemeinsam einen Kanon erklingen lassen, scheint die Sonne hell durch die Fenster. Wieder ein Moment, in dem viele zu ihren Kastanien greifen. Nach einer kleinen Kirchenführung zieht die Gruppe Richtung Süden nach Boos weiter. Pünktlich zum Elf-Uhr-Läuten erreichen die Jakobspilger das Ziel ihrer Wanderung, die Pfarrkirche St. Martin.

    Bei Temperaturen nahe des Gefrierpunkts sind die Jakobspilger an der Babenhauser Pfarrkirche St. Andreas gestartet.
    Bei Temperaturen nahe des Gefrierpunkts sind die Jakobspilger an der Babenhauser Pfarrkirche St. Andreas gestartet. Foto: Bader

    „Das war ein wunderschönes Erlebnis“, schwärmen zwei junge Frauen aus Osterberg. Schon lange hätten sie geplant, einmal ein Stück des Jakobswegs zu gehen. Diese erste Etappe werde sicher nicht die letzte sein, haben sie sich jetzt vorgenommen. Wenn ein Pilgerweg schon im Ort beginnt, muss man einfach dabei sein“, sagt ein 66-jähriger aus Babenhausen. Die Ankündigung der Wanderung in der Tageszeitung habe sie ganz spontan auf die Idee gebracht, mitzulaufen, verraten zwei Freunde aus Westernach: „Diese ganz besondere Erfahrung hat uns angeregt, wieder einmal zu pilgern.“ Im Jahr 1999 habe sie sich vom „Virus Pilgern“ infizieren lassen und auch ihre Freundin damit angesteckt, verrät eine Frau aus Ottobeuren. „Jetzt sind wir oft mit dabei – selbst, wenn es in Strömen regnet“, sagt sie. Eine 67-jährige Rentnerin aus Balzhausen sieht das meditative Wandern in „Gottes wunderbarer Natur“ als „Balsam für die Seele.“

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