Man nennt ihn Meister Adebar, Frühlings- und auch Glücksbringer. Im nördlichen Unterallgäu ist ihm jetzt ein eigener Radweg gewidmet – dem Storchen. Die ersten vier Stationen des 40 Kilometer langen Rundkurses, der durch die Gemeinden Pfaffenhausen, Eppishausen und Kirchheim führt, wurden nun offiziell in Betrieb genommen.
„Die Kenntnis über heimische Vogelarten geht bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen immer mehr zurück“, erklärt Brigitte Kraft, Leiterin der Bezirksgeschäftsstelle Schwaben beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Es schwinde nicht nur die Artenvielfalt im Freistaat, sondern auch die Kenntnis über diese. „Mit dem Storchenradweg wollen wir die Freude am Beobachten und Erforschen unserer heimischen Vogelwelt am Beispiel des imposanten Weißstorches vermitteln und damit das Wissen über die Vogelarten und deren Lebensräume erweitern.“ Landrat Alex Eder stellte heraus, dass das ursprünglich für Schulen und Kindergärten geplante Bildungsprojekt eine Ergänzung zum bestehenden Naherholungsangebot für Gäste und Einheimische sei. Der Storchenradweg ist einer der insgesamt 14 Unterallgäuer Glückswege, die im kommenden Jahr eröffnet werden.
In Pfaffenhausen werden demnächst Hinweisschilder für den Storchen-Rundweg montiert
In den nächsten Wochen werden Hinweisschilder und Stelen sowie eine Starttafel am Bahnhof Pfaffenhausen montiert, damit möglichst viele die Erlebnisstationen am Flugplatz von Grob Aircraft, auf einer Streuobstwiese zwischen Mörgen und Spöck, am Storchenturm auf dem Gelände der Firma Holzheu in Kirchheim sowie am nördlichen Ortseingang von Pfaffenhausen finden. Die solarbetrieben Haltepunkte informieren darüber didaktisch anspruchsvoll, welche Routen die weiß-schwarzen Schreitvögel im September und Mitte/Ende Februar wählen, um ihr Winterquartier beziehungsweise ihre Brutgebiete hierzulande zu erreichen.
Oder, dass erwachsene Störche zwischen 500 und 700 Gramm, Jungvögel sogar das doppelte an Regenwürmern täglich zu sich nehmen, um zu überleben; ergänzt durch Mäuse und Frösche. Während in unseren Gefilden Weißstörche meist als Einzelbrüter auf Gebäuden und Mästen bekannt sind, gelten sie in Mitteleuropa sehr wohl als Koloniebrüter, die bei entsprechendem Nist- und Nahrungsangebot auch gesellige Quartiere wählen. Das Lied „Auf unserer Wiese gehet was“, ein Geräusche-Ratespiel sowie ein Bandolino sorgen auf dem Weg für Abwechslung.
Der Storchenradweg soll sanften Tourismus nachhaltig beflügeln
Der Geschäftsführer der Unterallgäu Aktiv GmbH, Michael Stoiber, bedankte sich bei den Orten, der LBV-Stiftung bayerisches Naturerbe und den Sponsoren, die die Realisierung erst möglich gemacht hätten. Stellvertretend für ihre beiden Kollegen Franz Renftle und Johannes Ruf, lobte Kirchheims Bürgermeisterin Susanne Fischer die gute Zusammenarbeit aller am Projekt beteiligten. Sie wünsche sich, dass der sanfte Tourismus mit dem Storchenradweg nachhaltig beflügelt werde.
Der stellvertretende LBV-Vorsitzende, Ethelbert Babl, nannte die wachsende Zahl der Störche „beeindruckende Erfolgsgeschichte für den Naturschutz“. Jüngst wurden 54 Brutpaare und mindestens 106 Jungstörche in unserer Region gezählt – so viele wie noch nie. Zum Vergleich: Vor einigen Jahren gab es bayernweit nur noch 56 Brutpaare, aktuell sind es an die 130. Experten gehen davon aus, dass deutschlandweit an die 650 Storchenpaare ihre Kreise über Biotope, abgemähte Wiesen und offene Landschaften ziehen und den Menschen vielleicht auch Nachwuchs bescheren ...
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