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Umwelt: Das Wertachtal und der Klimawandel

Umwelt

Das Wertachtal und der Klimawandel

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    Michael Schneider
    Michael Schneider

    Michael Schneider wohnt in Wertach im Oberallgäu und hat das, worüber er spricht, jeden Tag vor Augen: die klimabedingten Veränderungen in seiner Heimat. Die hätten in den Bergen sogar heftigere Auswirkungen als anderswo. Im Allgäu werden sie für alle spürbar: mit dem fehlenden Schnee im Winter, den Stürmen und den Überschwemmungen. Mit Starkregen, Hagel und den Hitzeperioden im Sommer.

    Michael Schneider (58) ist Diplombiologe. Seine Themen sind Naturschutz und Umweltbildung. Dafür ist er mit etwa 15 Vorträgen im Jahr quer durch das Allgäu „von Landsberg bis Scheidegg“ unterwegs. In Türkheim fand er rund 70 interessierte Zuhörer zum Thema „Wie der Klimawandel das Allgäu verändert“, zu dem der Bund Naturschutz Ortsgruppe

    Seine Arbeitsweise ist streng wissenschaftlich: Michael Schneider wertet Daten verschiedenster seriöser Institutionen statistisch aus und schafft so den wichtigen Überblick über längere Zeiträume. Er kann einen Blick auf die mögliche, folgerichtige Entwicklung in der Zukunft werfen. Sein Ergebnis: man könne nicht mehr von Klimawandel, sondern müsse von einer Klimakrise sprechen. Er illustriert das in seinem Vortrag mit Grafiken und Fotos.

    Dann bringt er Beispiele aus dem Allgäu. In Oberstdorf wird bei gleichbleibender Entwicklung die mittlere Wintertemperatur um bis zu sechs Grad in den nächsten Jahrzehnten zunehmen. In Kempten sei mit einem Anstieg von 2,4 Grad innerhalb von 70 Jahren zu rechnen. Beunruhigend dabei seien erst einmal nicht die Zahlen allein, sondern die Tatsache, dass der Grundstein für die jetzigen Probleme schon vor 20 Jahren gelegt worden sei, und dass das bedeute, dass die Umweltsünden von heute erst in 20 Jahren zum Tragen kämen.

    Michael Schneider erklärte den Zusammenhang zwischen CO²-Ausstoß und Erdtemperatur, der sich durch die gesamte Erdgeschichte zöge. Ein weiteres Thema waren die klimabedingten Veränderungen in Flora und Fauna im Allgäu. Haselblüte bei uns und die Löwenzahnwiesen: Das beginne immer früher im Jahr. Gleichzeitig habe sich die Vegetationsperiode seit 70 Jahren um bis zu 35 Tage verlängert, sie beginne also nicht nur früher, sondern dauere auch länger an. Pflanzen der Gebirgsregionen müssten weiter nach oben in kühlere Regionen ausweichen. Nicht immer willkommene Pflanzen aus südlichen Gebieten fänden bei uns dann eine Lücke und neuen Lebensraum.

    Ähnlich verhielte es sich mit Gebirgsbewohnern wie den Gämsen und Murmeltieren. Wer nicht in kühlere Bereiche ausweichen könne, wenn es ihnen im Wasser zu warm werde, wie zum Beispiel Fische wegen der Verbauungen in Flüssen, verliere seinen Lebensraum. Die mittlere Wassertemperatur der Wertach habe sich innerhalb von 40 Jahren um drei Grad erhöht.

    Niederschläge hätten durchschnittlich um etwa zehn Prozent abgenommen. Das bedeute nicht nur, im Sommer den Rasen im Garten öfters sprengen zu müssen, sondern auch ein Absinken des Grundwasserpegels.

    Das sei sehr gut zu beobachten bei den Kiesgruben in Türkheim Bahnhof, die seit der Hitze von 2018 zum größten Teil trocken liegen. Vorhergesagt wird in der Statistik ein bleibender, abgesunkener Grundwasserspiegel um einen Meter oder mehr.

    Das könne in Zukunft einen zusätzlichen Konflikt zwischen der Trinkwasserversorgung der Bürger und dem Bedarf der Landwirtschaft bedeuten, befürchtet Schneider.

    Trotz aller düsteren Aussichten und der Klimakrise, ist Michael Schneider optimistisch geblieben. „Es gibt viele Dinge, die jeder für sich selbst tun kann“, sagte er zum Schluss seines Vortrags.

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