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Türkheim: Wie sich die Coronakrise auf die Türkheimer Gemeindekasse auswirkt

Türkheim

Wie sich die Coronakrise auf die Türkheimer Gemeindekasse auswirkt

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    Gut besucht war das Türkheimer Freibad trotz der deutlichen Einschränkungen durch die coronabedingten Hygienebestimmungen. Mit einem steigenden Defizit hatte die Gemeinde daher schon kalkuliert.
    Gut besucht war das Türkheimer Freibad trotz der deutlichen Einschränkungen durch die coronabedingten Hygienebestimmungen. Mit einem steigenden Defizit hatte die Gemeinde daher schon kalkuliert. Foto: Sabine Schaa-Schilbach

    Seit die Corona-Krise nicht nur den Alltag, sondern auch die Steuereinnahmen der Kommunen bestimmt, gibt es zu Beginn der Gemeinderatssitzungen in Türkheim immer den Punkt „Aktuelle Entwicklungen“ – und in den vergangenen Monaten hatte Kämmerer Claus-Dieter Hiemer mit Blick auf die Steuerprognosen meist keine allzu guten Nachrichten.

    Der Türkheimer Kämmerer rechnete mit einem dicken Minus in der Gemeindekasse durch wegbrechende Gewerbesteuereinnahmen

    Alles deutete darauf hin, dass die im Haushalt angesetzten Gewerbesteuereinnahmen von geschätzten 3,8 Millionen Euro in diesem Jahr nicht zu halten sein werden, Hiemer kalkulierte vorsichtshalber schon mit einem dicken Minus von mindestens 600.000 Euro, unterm Strich vielleicht sogar 700.000 Euro.

    Und jetzt strahlte der Kämmerer über’s ganze Gesicht, als er den nicht minder überraschten Türkheimer Gemeinderätinnen und Gemeinderäten die Frohbotschaft überbringen konnte. Ein „paar schöne Überraschungen“ habe er zu vermelden, einige Türkheimer Unternehmen hatten Nachzahlungen für vergangene Veranlagungszeiträume (2019 oder früher) zu leisten, die das befürchtete Loch in der Gemeindekasse ganz locker stopfen halfen, sodass Hiemer jetzt wieder sehr optimistisch in die finanzielle Zukunft der Marktgemeinde blickt: „Das ist sehr erfreulich. Wir liegen damit sogar etwas über dem Plan“, strahlte er in die Runde.

    Um auch zum Jahresende nicht doch noch böse Überraschungen erleben zu müssen, sind schon jetzt die großen Türkheimer Gewerbesteuerzahler angeschrieben und um eine realistische Einschätzung ihrer finanziellen Situation gebeten worden. Und auch hier hat Hiemer allen Grund zum Optimismus: „Es sind keine großen Ausfälle zu erwarten“, atmete er auf.

    Und da zu alledem auch noch die aktuelle Steuerschätzung weitaus optimistischer als noch im Mai ausgefallen sei, wagte Hiemer den Blick nach vorn und kann sich – Stand heute – vorstellen, ganz ohne staatliche Hilfen zum Ausgleich des Gemeindehaushalts auskommen zu können.

    Das Defizit im Freibad stieg coronabedingt deutlich an - doch das war es dem Gemeinderat wert

    „Wenn jetzt keine zweite Welle oder noch mal ein Lockdown kommt, dann sieht es gar nicht so schlecht aus“, meinte Hiemer und es könnte sogar sein, dass sich die Einnahmen der Türkheimer Gemeindekasse schon im kommenden Jahr wieder auf „Vor-Krisen-Niveau“ einpendeln. Und sollte sich wider Erwarten doch noch ein Minus bei der Gewerbesteuer ergeben, meinte Hiemer mit einem Augenzwinkern, dann könne man sich ja auf die Zusage des bayerischen Finanzministers Faltlhauser verlassen, der für diesen Fall ja versprochen habe: „Bayern lässt die Kommunen nicht im Stich“.

    Lesen Sie dazu auch: Der Türkheimer Finanzhimmel verdüstert sich

    Ein Wermutstropfen mischte sich dann aber doch noch in die gute Laune: Das Defizit des Freibades sei angesichts der coronabedingt deutlich geringeren Besucherzahlen um bis zu 40 Prozent gestiegen, so Hiemer. Schon das „normale“ Defizit beim Freibad betrage rund 200.000 Euro im Jahr, erläuterte der Kämmerer auf Anfrage der MZ. „Stand heute kann ich für 2020 nur sagen, dass wir im Vergleich zu normalen Jahren gut 25.000 Euro weniger Eintrittsgelder eingenommen haben, also etwa minus 35 bis 40 Prozent“. Doch damit habe die Gemeinde ja von Anfang an gerechnet, so Hiemer.

    Bis alle Kosten zusammengestellt sind, werde es zwar noch etwas dauern, aber Hiemer rechnet damit, dass „wir coronabedingt etwas höhere Kosten haben, dann wird das Defizit für 2020 so in Richtung 25.000 Euro gehen“.

    Bürgermeister Christian Kähler hatte aber schon in der Sitzung keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass die Öffnung des beliebten Türkheimer Freibades „eine gute Entscheidung des Gemeinderates“ gewesen sei. Immerhin sei es trotz aller Einschränkungen möglich gewesen, bis zu 1800 Badegästen ihr Freibad-Vergnügen zu gönnen. Dafür gab es dann auch noch Extra-Applaus von allen Gemeinderäten für Bademeister und Gemeinderat Herbert Wexel und sein engagiertes Team.

    Wie berichtet, wurden 1878 Saison- und Mehrfachkarten ausgegeben. Vom 15. Juni bis 6. September 2020 besuchten insgesamt 25.000 Gäste das Türkheimer Freibad (bei den Familienkarten wurden auch Kleinkinder mitgezählt). Das Bad war 2020 an insgesamt 87 Tagen geöffnet (Stichtag 6. September). An 21 Tagen waren es wegen schlechten Wetters verkürzte Öffnungszeiten.

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