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Türkheim: Wie der gefährliche Bahnübergang beim Skyline Park verschwindet

Türkheim

Wie der gefährliche Bahnübergang beim Skyline Park verschwindet

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    Unübersehbar: Die Bauarbeiten zur Bahnüberquerung des als Unfallschwerpunkt eingestuften Bahnübergangs auf der Staatsstraße 2518 (B 18 alt) sind angelaufen.
    Unübersehbar: Die Bauarbeiten zur Bahnüberquerung des als Unfallschwerpunkt eingestuften Bahnübergangs auf der Staatsstraße 2518 (B 18 alt) sind angelaufen.

    Als Unfallschwerpunkt gilt der Bahnübergang auf der Staatsstraße 2518 – vielen vielleicht besser bekannt als B 18 alt – zwischen Bad Wörishofen und Türkheim auf Höhe des Skyline Parks. Mit diesem Argument hat sich unter anderem auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Stefan Stracke für den Bau der Bahnüberquerung starkgemacht. Nach jahrelangen Verhandlungen haben jetzt die Bauarbeiten begonnen. Auch das zuständige Staatliche Bauamt in Kempten nennt den Bahnübergang einen „Unfallschwerpunkt“.

    Aus polizeilicher Sicht handelt es sich bei dem Bahnübergang beim Skyline Park nicht um einen Unfallschwerpunkt

    Wie die Polizei Bad Wörishofen auf MZ-Anfrage mitteilte, ereigneten sich im Zeitraum vom Januar 2016 bis zum Januar 2021 vier Unfälle im Zusammenhang mit dem Bahnübergang. Es gab dabei glücklicherweise keine Verletzten und keine Toten. Die Bahnschranke wurde immer beschädigt. Der Sachschaden beläuft sich demnach auf rund 11.000 Euro. Laut den Richtwerten der Polizei handelt es sich damit nicht um einen Unfallschwerpunkt, teilte der zuständige Polizeioberkommissar Jürgen Stechele mit.

    Stephan Stracke bleibt aber dabei und verweist auf Anfrage der MZ auf Schreiben von Innenminister Joachim Herrmann und der Regierung von Schwaben. Die Regierung habe in ihrem Schreiben deutlich gemacht, dass in dem Kreuzungsbereich regelmäßig Unfälle auftreten würden. So ereigneten sich demnach beispielsweise im Zeitraum Januar 2010 bis Ende 2015 neun Unfälle, davon vier mit Leichtverletzten.

    3,3 Millionen Euro kostet die Baumaßnahme, aktuell wird laut Staatlichem Bauamt das Brückenbauwerk seitlich an der Staatsstraße hergestellt. Ab Mitte Juli soll die Staatsstraße vermutlich bis Jahresende gesperrt werden.
    3,3 Millionen Euro kostet die Baumaßnahme, aktuell wird laut Staatlichem Bauamt das Brückenbauwerk seitlich an der Staatsstraße hergestellt. Ab Mitte Juli soll die Staatsstraße vermutlich bis Jahresende gesperrt werden.

    Staatsminister Herrmann begründete die Notwendigkeit der Maßnahme unter anderem mit dem Unfallgeschehen, so Stracke: „Ich finde, dass man daher mit gutem Grund plakativ von einem Unfallschwerpunkt sprechen kann“, sagt der CSU-Bundestagsabgeordnete. Zudem sei zu bedenken, dass die Höhenfreimachung des Bahnübergangs im Jahr 2016 angestoßen worden sei.

    Laut Sarah Schuhmacher, Abteilungsleiterin am zuständigen Staatlichen Bauamt Kempten, umfasst die geplante Maßnahme die Beseitigung des Bahnübergangs durch den Bau einer Eisenbahnüberführung sowie die notwendigen Anpassungsmaßnahmen und die Tieferlegung der Staatsstraße 2518. „Durch die Maßnahme soll der bisherige Unfallschwerpunkt maßgeblich entschärft und zudem der Verkehrsfluss verbessert werden“, so Schuhmacher.

    Die neue Bahnbrücke über die B 18 alt beim Skyline Park kostet 3,3 Millionen Euro

    Die Baumaßnahmen haben in diesen Tagen begonnen und werden wohl bis Ende des Jahres andauern. Aktuell wird demnach das Brückenbauwerk seitlich an der Staatsstraße hergestellt. Dieses wird im August in seine Endposition eingeschoben. Dazu wird die Bahnlinie vom 21. bis 28. August gesperrt.

    Auch die Autofahrer sind betroffen: Ab Mitte Juli ist auf der Staatsstraße 2518 eine Vollsperrung zur Umsetzung des Bauwerkeinschubs sowie der Straßenbautätigkeiten notwendig, so die Abteilungsleiterin.

    Die Vollsperrung werde bis zur Fertigstellung der gesamten Baumaßnahme andauern, also wohl mindestens bis zum Jahresende. Während dieser Zeit werde eine Umleitungsstrecke zur Umfahrung der Baustelle ausgeschildert sein.

    Insgesamt werden sich die Kosten für die Maßnahme auf rund 3,3 Mio. Euro belaufen. Diese werden entsprechend des Eisenbahnkreuzungsgesetzes zwischen dem Bund, dem Freistaat Bayern und der Deutschen Bahn aufgeteilt, sagt Sarah Schuhmacher vom Staatlichen Bauamt Kempten.

    Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete Stefan Stracke hatte sich seit Jahren für die Baumaßnahme eingesetzt und das „Nichtstun“ der Bahn kritisiert: „Mit der Höhenfreimachung des Bahnüberganges an der Staatsstraße 2518, an der Gemarkungsgrenze Bad Wörishofen und Türkheim wird nun endlich ein bisheriger Unfallschwerpunkt maßgeblich entschärft. Zudem wird ein moderner kreuzungsfreier Bereich geschaffen, der das zu erwartende steigende Verkehrsaufkommen auch langfristig erfolgreich bewältigen kann“, freut sich Stracke.

    „Unfassbar“Der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke am Bahnübergang bei Türkheim, an dem nun endlich die Bauarbeiten beginnen können.
    „Unfassbar“Der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke am Bahnübergang bei Türkheim, an dem nun endlich die Bauarbeiten beginnen können. Foto: Abgeordnetenbüro

    Schon 2016 habe er sich an den Bayerischen Konzernbevollmächtigten der DB AG Dieter Josel sowie den damaligen Leiter des Staatlichen Bauamtes Kempten Thomas Hölzl gewandt und dafür geworben, dass der Bahnübergang an dieser Stelle beseitigt wird. Als Grund dafür hatte er die zahlreichen Unfälle an dieser Stelle angeführt und die Notwendigkeit eines modernen Konzepts für diese Kreuzung von Bahn und Staatsstraße verdeutlicht. Die Umsetzung sollte idealerweise im Zuge der Elektrifizierung der Bahnstrecke erfolgen. Von der Bahn wie auch vom Bauamt kam die grundsätzliche Zustimmung.

    Auch die beiden betroffenen Gemeinden Türkheim und Bad Wörishofen, an deren Gemarkungsgrenze der Bahnübergang liegt, begrüßten die geplante Maßnahme ausdrücklich. Geprüft wurden eine Straßenüberführung und eine Eisenbahnüberführung als zwei mögliche Varianten der Höhenfreimachung. Im Ergebnis sprach sich das Bauamt für eine Eisenbahnüberführung aus.

    Im April 2017 erteilte das Staatliche Bauamt Kempten das Genehmigungs- und die Ausführungsplanung für die Beseitigung des Bahnübergangs und wollte noch in diesem Jahr das Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Schwaben beantragen. Das Eisenbahnbundesamt konnte dann im Mai 2019 zwar zu einer raschen Plangenehmigung bewegt werden, allerdings kam es in der Folge zu immer weiteren Verzögerungen auf der Seite der Deutschen Bahn.

    Dann die schlechte Nachricht des weiteren Aufschubs. Die Beseitigung des Bahnübergangs musste in Abstimmung mit der DB Netz Regional um ein weiteres Jahr verschoben werden. „Unfassbar!“, urteilte Stracke über das damalige Nichtstun der Bahn.

    Lesen Sie dazu auch: Der Bahnübergang bei Türkheim kommt weg

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