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Türkheim: Wie der TV Türkheim für die Zukunft fit gemacht wird

Türkheim

Wie der TV Türkheim für die Zukunft fit gemacht wird

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    Auch wenn in der vereinseigenen TV-Turnhalle derzeit kein Sport angeboten werden kann, Alexander Hempel ist während des zweiten Lockdowns alles andere als zur Untätigkeit verdammt.
    Auch wenn in der vereinseigenen TV-Turnhalle derzeit kein Sport angeboten werden kann, Alexander Hempel ist während des zweiten Lockdowns alles andere als zur Untätigkeit verdammt. Foto: Axel Schmidt

    Das Jahr 2020 wird in vielen Vereinschroniken als „Seuchenjahr“ genannt werden. Ein Jahr, in dem Amateursportler im Zuge der Eindämmungspolitik an der Ausübung ihrer Freizeitbeschäftigung eingeschränkt oder gar ganz gehindert wurden. Für die Vereine stellte sich landauf, landab die Frage, wie sie ihre Mitglieder bei Laune halten können, um sie nicht zu verlieren. Die Funktionäre waren gefordert, wie vielleicht noch nie.

    Die Fußstapfen für den neuen Vorstand beim TV Türkheim waren groß

    Einer von ihnen ist Alexander Hempel. Der 41-jährige Militärpolizist ist seit 2018 Vorsitzender des TV Türkheim. Er beerbte vor zwei Jahren den „Mister Turnverein“, Siegfried Hasler, der 52 Jahre das Amt des Vorsitzenden inne hatte. „Das waren schon sehr große Fußstapfen. Die Erwartungshaltung vor allem der älteren Mitglieder war hoch“, gibt Hempel zu. Doch der Familienvater – seine beiden Töchter sind ebenfalls im Turnverein – traute sich diese Aufgabe zu und konnte auf die Unterstützung junger Mitstreiter zählen. „Wir haben bei der letzten Wahl den Vorstand um 30 Jahre jünger gemacht“, sagt er und lacht.

    Das erleichterte das Ziel: den Verein für die Zukunft fit zu machen. „Wir haben in den vergangenen beiden Jahren schon viel angestoßen und geschafft“, sagt Hempel nicht ohne Stolz. Die vereinseigene TV-Turnhalle im Herzen Türkheims wurde saniert und digital vernetzt. Kein Übungsleiter muss nunmehr mit seinen privaten Laptops oder Tablets für den Verein arbeiten, die Hardware bietet der Verein an. Man agierte verstärkt mit Sozialen Medien und arbeitete relativ papierlos.

    Dinge, die sich nun auszahlen. Denn: „Mit der Corona-Krise und den starken Einschränkungen konnte niemand rechnen. Keiner wusste beim ersten Lockdown im Frühjahr so recht, wie man damit umgehen sollte“, sagt Hempel. Mit „keiner“ meint er nicht nur die Vereinsverantwortlichen, sondern auch die Sportverbände. Es habe recht lange gedauert, bis es beispielsweise Vorlagen für Hygienekonzepte gegeben habe. Auch jetzt, beim zweiten Lockdown, vermisste Hempel eine stärkere Gegenwehr von den großen Sportverbänden. „Erst, als die Entscheidung von der Politik gefallen war, wurde reagiert. Vielleicht hätte man vorher etwas mehr für den Sport trommeln und die Verbände ihre Macht dafür nutzen müssen.“

    Die Tennishalle des TV Türkheim blieb bis November offen

    So liege die Endverantwortung wieder bei den Vereinen: Was zählt als Individualsport? Ist das Hygienekonzept für die Sportstätten ausreichend? Was tun, wenn ein Coronafall auftritt? Wie können die Mitglieder bei Laune gehalten werden? „Wir hatten gerade wieder Übungsleiter für das Mutter-Kind-Turnen gefunden und ein Konzept erarbeitet – und dann kam der zweite Lockdown“, nennt Hempel nur ein Beispiel. „Letztlich war es stets eine Risikoabwägung, die wir im Vorstand gemeinsam getroffen haben. Wir sind auch immer zu einer Einigung gekommen.“ So blieb etwa die Tennishalle bis zum endgültigen Lockdown im November offen.

    Auch die Zusammenarbeit auf Vorstandsebene hat sich schlagartig geändert. Im Frühjahr sei man an der Neufassung der Satzung gesessen, um diese zu verschlanken und den Verein flexibler auszurichten. Doch plötzlich konnten sämtliche Sitzungen nur noch im virtuellen Raum stattfinden. Und selbst dann standen erst einmal Fragen nach Hygienekonzepten, Trainingsmöglichkeiten sowie der finanziellen Zukunft des Vereins an.

    Und schließlich: Wie hält man in Zweiten einer Pandemie eine ordentliche Generalversammlung ab? Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten (siehe Infokasten). Für den TV Türkheim besteht zunächst keine Eile, da 2020 keine Wahlen anstanden. „Erst 2021 wird wieder gewählt“, sagt Hempel. Anders sieht es für Abstimmungen beispielsweise zum Haushalt oder eben der neuen Satzung aus, die ja auch vorgestellt werden sollten. Hierfür sei ein Online-Meeting angedacht. „Bis zum 10. Januar können die Mitglieder ihre Fragen an den Vorstand stellen, entweder per Post oder per E-Mail. Diese werden dann in einem Online-Meeting beantwortet, zu dem jedes interessierte Mitglied einen Einladungscode erhält. Wie es mit einer Abstimmung aussehen könnte, da ist Hempel noch nicht sicher, was rechtlich möglich ist.

    Lesen Sie dazu auch: Generationswechsel beim Turnverein

    Sicher ist er jedoch, was die Finanzen angeht. „Dank der guten Arbeit des vorigen Vorstands und der Aufstockung der Vereinspauschale durch den Freistatt sowie der Zuwendung der Gemeinde in Höhe der Vereinspauschale sind wir finanziell sehr solide aufgestellt“, sagt Hempel. „Die Mitgliederzahl ist stabil, die Fluktuation hält sich im üblichen Rahmen. Die Treue der Mitglieder zum Verein ist top!“ Trotzdem erwartet er für 2021 wohl weniger Neu-Anmeldungen und dafür mehr Austritte. „Wir sind zwar vom Beitrag her recht preiswert, aber es gibt sicher auch Mitglieder, die eine Gegenleistung erwarten.“ Die kann gegenwärtig wegen der Corona-Pandemie vom Verein nicht erbracht werden.

    Zumindest nicht in der Form, wie ursprünglich angedacht. Stattdessen gibt es Online-Angebote auf der Vereinshomepage, wie etwa der Online-Sporttreff. Die Resonanz ist noch überschaubar: Von den rund 1200 Mitgliedern des TV Türkheim sind gerade einmal sechs Teilnehmer registriert. Die Hoffnung liegt nun auf mögliche Lockerungen im neuen Jahr. Dann will Hempel mit seinen Vorstandskollegen ein Reaktivierungsprogramm starten, „um wieder in die Puschen zu kommen“. Wie das aussehen soll, darüber wird sich der Vorstand demnächst austauschen. Voraussichtlich in einem weiteren Online-Meeting.

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