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Türkheim: Türkheim und die „Notbremse“ beim Flexibus

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Türkheim und die „Notbremse“ beim Flexibus

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    Der Türkheimer Gemeinderat hat über die Zukunft des Flexibus-Konzepts im Wertachtal entschieden.
    Der Türkheimer Gemeinderat hat über die Zukunft des Flexibus-Konzepts im Wertachtal entschieden.

    Im Januar hatte der Türkheimer Gemeinderat nach einer längeren Diskussion einen „Grundsatzbeschluss“ gefasst und sich damit bereit erklärt, mit gut 100.00 Euro – verteilt auf die kommenden fünf Jahre – für einen Großteil des Defizits der „Wertachtal-Wabe“ beim Flexibus gerade zu stehen.

    Inzwischen hat die Nachbargemeinde Rammingen ihren Ausstieg aus dem Flexibus-Konzept erklärt, was es für die übrigen Wertachtal-Gemeinden Türkheim, Ettringen, Amberg und Wiedergeltingen teurer macht. Türkheim muss damit als größte Gemeinde mit mehr als 7200 Einwohnern auch den größten Batzen Geld in die Hand nehmen.

    Durch den Ramminger "Flexit" wird der Zuschuss für Türkheim größer

    Durch den Ramminger „Flexit“ wird aus den kalkulierten 100.000 Euro rein rechnerisch rund 112.500 Euro, also 12.500 Euro mehr. Rein rechnerisch deshalb, weil dieses Defizit ja nur dann anfalle, wenn der Flexibus auch tatsächlich zu 100 Prozent genutzt werden sollte. Das ergibt sich aus der Förderung, die vom Landkreis Unterallgäu mit dem Flexibus-Betreiber Josef Brandner ausgehandelt wurde.

    Im Klartext: Je weniger der Flexibus genutzt werden sollte, desto geringer wird auch das Defizit ausfallen, das von den beteiligten Gemeinden aufgebracht werden muss. „Nachfrageorientiert“ werde so eine Kalkulation bezeichnet, erklärte Flexibus-Anbieter Josef Brandner auf Anfrage der MZ. Weil der Flexibus – anders als ein „normaler“ ÖPNV-Bus – ja keine feste Route fahre, sondern eben nur auf Anforderung ausrücke, müssen die jeweiligen Vorhaltekosten berechnet werden. Steigen diese durch steigende Fallzahlen, dann steigt eben auch der Zuschussbedarf.

    Das sei zwar etwas schwierig zu verstehen und weniger Nutzer ja „eigentlich auch nicht in unserem Sinn“, wie Bürgermeister Christian Kähler – als engagierter Befürworter des Flexibus-Konzepts – anmerkte. Dennoch empfahl er seinem Gemeinderat, am Beschluss festzuhalten und auch für die mögliche Erhöhung des Defizits zu stimmen.

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    2. Bürgermeister Franz Haugg (Freie Wähler) meldete sich da aber gleich zu Wort und erinnerte daran, dass der Gemeinderat im Januar – also noch vor der Kommunalwahl im März – dem „Grundsatzbeschluss nur mit „sehr, sehr großen Bauchschmerzen“ zugestimmt habe. Für Haugg hat sich seit damals an den Mängeln des Flexibus-Konzepts aus Türkheimer Sicht nichts geändert: Nach wie vor sei keine Anbindung nach Bad Wörishofen und Mindelheim möglich, was für Haugg bedeutet: „Die Idee ist vielleicht gut, aber das Konzept ist schlecht gemacht“.

    Nur für Türkheimer Urlauber auf dem Weg zum Bahnhof interessant?

    Er forderte den Marktrat daher eindringlich dazu auf, sich am Beispiel von Rammingen zu orientieren und ebenfalls aus dem Konzept auszusteigen: „Ich empfehle, wie Rammingen jetzt die Notbremse zu ziehen. Ich halte den Flexibus in Türkheim für nicht machbar und ökologisch nicht für sinnvoll“, so Haugg. Angesichts des eingeschränkten Angebots ohne Bad Wörishofen und Mindelheim sehe er sowieso nur eine einzige Zielgruppe: „Wer in den Urlaub fahren will, der kann sich dann vom Flexibus zum Türkheimer Bahnhof fahren lassen...“, so Haugg ironisch.

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    Sein FW-Fraktionsvorsitzender sieht das ganz anders: Josef Vogel riet dazu, für die Mehrkosten einzustehen und dem Flexibus eine Chance zu geben. Auch die Türkheimer CSU und die Grünen bleiben trotz der zuvor geäußerten Bedenken dabei, dem Flexibus einen Vertrauensvorschuss zu gewähren (MZ berichtete). Voraussetzung sei dafür jedoch eine jährliche Bilanz, so Tobias Specht im Namen der Grünen-Gemeinderatsfraktion.

    Michaela Vaitl-Scherer von der Wählervereinigung Türkheim (WVT) blieb hartnäckig bei ihrer Kritik, dass der Flexibus für die Türkheimer Bevölkerung „nicht attraktiv“ sei, solange der Wunsch nach einer Verbindung nach Bad Wörishofen und Mindelheim nicht erfüllt werde. Dass Türkheim in den nächsten fünf Jahren dennoch den „Löwenanteil der Kosten“ übernehmen soll, ist für Vaitl-Scherer daher nicht akzeptabel.

    Am Ende hatten aber die Befürworter klar die Nase vorn: Der Türkheimer Gemeinderat gab mit einer klaren Mehrheit von 15:6 „grünes Licht“ für den Flexibus im Wertachtal.

    Wann es jetzt wirklich mit dem Flexibus im Wertachtal losgehen kann, konnte Josef Brandner auch nicht sagen. Denn im Wertachtal stelle sein Unternehmen lediglich die Technik und das Know-how zur Verfügung. Ausführendes Unternehmen sei dann in dieser Region aber die Regionalbus Augsburg (RBA). Dort war am Freitag aber niemand mehr für eine entsprechende Stellungnahme zu erreichen.

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