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Türkheim: Planungsstau beim Walterwehr-Kraftwerk

Türkheim

Planungsstau beim Walterwehr-Kraftwerk

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    Am Walterwehr an der Wertach bei Türkheim will die Bayerische Landeskraftwerke GmbH ein neues Wasserkraftwerk bauen. Dagegen laufen Naturschützer und die Wertachfreunde Sturm.
    Am Walterwehr an der Wertach bei Türkheim will die Bayerische Landeskraftwerke GmbH ein neues Wasserkraftwerk bauen. Dagegen laufen Naturschützer und die Wertachfreunde Sturm.

    Das umstrittene Wasserkraftwerk am Walterwehr an der Wertach bei Türkheim kommt erneut ins Stocken: Grund ist ein Planungsstau, weil die Bayerische Landeskraftwerke GmbH als Investor und Betreiber des geplanten Fünf-Millionen Projekts einen Wechsel bei den Planungsbüros überbrücken musste.

    Betreiber musste sich nach einem neuen Planungsbüro für des Wasserkraftwerk am Walterwehr an der Wertach umsehen

    Nachdem das bisherige Planungsbüro für das Projekt Kraftwerk Türkheim ausgefallen ist, musste die Landeskraftwerke-GmbH über eine Ausschreibung erstmal ein neues Ingenieurbüro für die Fortführung der Planungen finden, so Geschäftsführer Thomas Liepold. Aufgrund der vorgeschriebenen Formalitäten und Fristen habe dies mehrere Monate gedauert. Inzwischen sei jedoch ein neues Planungsbüro gefunden und jetzt beauftragt, die Genehmigungsplanung zu erstellen. Grundlage bleibe die Vorplanung des bisherigen Büros.

    Nachdem jedoch das neue Ingenieurbüro erst vor kurzem mit der Planung begonnen habe, gebe es dezeit noch keine „vorzeigbaren“ neuen Erkenntnisse, sagt Liepold und fügt bedauernd hinzu: „Leider!“ Aktuell beschäftige ihn und das Büro die Frage nach dem am besten geeigneten Turbinentyp. Diese Entscheidung sei Voraussetzung dafür, den Tiefbauteil im Detail zu planen.

    Aus Sicht der Wertachfreunde hat sich an der Ablehnung des Projekts nichts geändert, wie Sprecher Leo Rasch auf Anfrage der Mindelheimern Zeitung erneut betonte: „Nach Meinung der Wertachfreunde Unterallgäu sind die zu erwartenden Schäden durch die geplante Wasserkraftanlage am Walterwehr mit der zeitweisen Stromerzeugung nicht zu rechtfertigen“, so Rasch.

    Mit einiger Skepsis sieht Rasch daher die Bemühungen des Kraftwerks-Betreibers bei der Suche nach einer geeigneten Turbine. Denn für Rasch steht fest: „Eine fischfreundliche Turbine gibt es nicht, sie tötet nur weniger“. Der beste Fischschutz sei daher eine konstante Wasserführung, kritisiert Rasch: „Und genau das haben wir am Walterwehr nicht“.

    Die Wertachfreunde lehnen das geplante Wasserkraftwerk am Walterwehr ab

    Für Fische sei der Turbinentyp sehr entscheidend für die Überlebens- bzw. Sterberate beim Durchschwimmen. Es werde laut Rasch aktuell viel geforscht um die Turbinen „fisch-freundlicher“ zu gestalten.

    Wie mehrfach berichtete, soll neben dem bestehenden Wehr ein neues Kraftwerk mit einer Leistung von etwa 3,2 Millionen kWh entstehen, ausreichend für etwa 1000 Haushalte. Die volle Leistung werde an 60 Tagen pro Jahr erreicht, an 180 Tagen werde lediglich eine Teillast bereitgestellt und an 120 Tagen käme es zum Stillstand infolge Wassermangels, wie Liepold bei einer Präsentation des Projekts im Sommer der Türkheimer Öffentlichkeit erklärte. Und genau diese Tatsache war einer der großen Kritikpunkte, die von mehreren Rednern vorgebracht wurden. Die Frage sei, welchen Sinn ein Kraftwerk mache, das an 120 Tagen keinen Strom produziere, hieß es damals. Dem hielt Liepold schon damals entgegen, dass es ja nicht so sei, dass die 1000 Haushalte an 60 Tagen ohne Strom seien, da dies nur ein theoretischer Wert sei, die tatsächliche Verteilung sehe anders aus. Er machte aber auch deutlich, dass es der Wunsch des Freistaates sei, an dieser Stelle ein Kraftwerk zu bauen.

    „Langfristig wollen wir doch alle weg von Atomenergie und fossilen Brennstoffen. Da bleiben doch nur Wind, Wasser und Sonne.“ Natürlich sei jede Form der Energiegewinnung mit Nachteilen verbunden. „Doch hier können wir diese so gering wie möglich halten.“

    Der Kreisobmann des Fischereiverbandes Schwaben, Manfred Putz, und Alexander Siebierski vom Bund Naturschutz gingen sogar soweit, einen Rückbau des bestehenden Wehres zu fordern. Massive Kritik gab es auch von den anwesenden Vertretern der Fischereiverbände.

    Anton Heiler vom Fischereiverein Türkheim, bezeichnete das neue Kraftwerk als „Katastrophe“ für die Fische, die damit ihren letzten Unterstand verlieren würden.

    Lesen Sie dazu auch: Walterwehr: Planer treffen auf Kritiker

    Nächster Schritt ist es nun, die Pläne zum Bau des geplanten Wasserkraftwerks vom neuen Planungsbüro für die Eingabe beim Landratsamt vorbereiten. Die Landkreisbehörde prüft dann den Antrag und legt die Pläne öffentlich aus. Dann besteht die Möglichkeit, Einwendungen gegen das Projekt geltend zu machen, die dann bei einem Erörterungstermin behandelt werden.

    Die Türkheimer Grünen haben bereits angekündigt, gegen den Bau des Wasserkraftwerks am Walterwehr auch juristisch vorzugehen.

    Der Widerstand gegen das Kraftwerk steht: Wasserkraftwerk: Harte Fronten am Walterwehr

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