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Türkheim: DullenMike zockt (fast) wie ein Weltmeister

Türkheim

DullenMike zockt (fast) wie ein Weltmeister

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    Der 17-jährige Türkheimer Dylan Neuhausen in Siegerpose: Der Gymnasiast hat eine rasante Karriere als E-Sportler hinter sich und eine glänzende Zukunft als Profi beim VfL Wolfsburg vor sich. Auch als Nationalspieler war der unter seinem Spitznamen „DullenMike“ in der Szene gefeierte Star schon im Einsatz beim ersten E-Sports-Länderspiel gegen Holland.
    Der 17-jährige Türkheimer Dylan Neuhausen in Siegerpose: Der Gymnasiast hat eine rasante Karriere als E-Sportler hinter sich und eine glänzende Zukunft als Profi beim VfL Wolfsburg vor sich. Auch als Nationalspieler war der unter seinem Spitznamen „DullenMike“ in der Szene gefeierte Star schon im Einsatz beim ersten E-Sports-Länderspiel gegen Holland. Foto: VfL Wolfsburg

    Dylan Neuhausen aus Türkheim ist 17 Jahre alt und lebt seinen Traum: Er ist E-Sports-Profi und spielt für den VfL Wolfsburg und die Nationalmannschaft. In der Szene ist er ein Star.

    Hallo Herr Neuhausen? Oder Dylan? Oder lieber gleich DullenMike?

    Dylan: Dylan ist schon okay. Oder DullenMike.

    Ist das so was wie ein „Kampfname“? Braucht man den als E-Sportler?

    Dylan: Na ja, irgendwie schon. Jeder hat seinen Spitznamen in der Gamerszene. Meine Freunde in Türkheim haben aus meinem Vornamen irgendwann „Dullen“ gemacht. Weil dieser Name aber schon vergeben war, habe ich einfach den Namen meiner Katze angehängt. So wurde DullenMike daraus.

    DullenMike ist inzwischen eine Marke, der Name eines Stars ...

    Dylan: Ja, stimmt, ich kann das aber irgendwie selber noch immer nicht so richtig glauben. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich noch Fifa 2019 gegen meine Schulfreunde gespielt.

    Und heute spielst Du ..., Pardon: Ist Du schon okay?

    Dylan: Ja klar!

    ... heute spielst Du in der E-Sports Bundesliga für den VfL Wolfsburg, warst der jüngste Teilnehmer der E-Sports-WM 2019 in der O2-Arena in London, wirst von einer Agentur vertreten, trittst bei internationalen Wettbewerben an, gewinnst bei einem Turnier mal eben 50.000 Euro und bist sogar im Kader der deutschen Nationalmannschaft und hast beim ersten E-Sports-Länderspiel gegen Holland mitgespielt.

    Dylan: Ja, krass, nicht wahr?

    Allerdings, krass. Wie kam das alles zustande?

    Dylan: Es ging alles Schlag auf Schlag. Ich spiele schon lange Fifa, das ist ein Online-Spiel, in dem virtuelle Fußballmannschaften gegeneinander antreten.

    Erklär’ doch mal jemandem, der noch nie so ein Spieleding in der Hand hatte, wie das geht.

    Dylan: Das Spieleding heißt Controller. Und damit bewegt man die Spieler auf dem virtuellen Spielfeld. Spielt Pässe, bestimmt die Taktik, schießt Tore ...

    Hört sich fast an wie richtiger Fußball.

    Dylan: Ja, das ist schon sehr nahe dran.

    Woher willst Du das denn wissen?

    Dylan: Weil ich selber aktiv Fußball spiele, derzeit in der A-Jugend beim FC Buchloe. Manche sagen, dass ich da gar nicht so schlecht bin.

    Und warum dann E-Sports?

    Dylan: Weil es richtig Spaß macht. Und weil ich dabei noch um einiges besser und eben auch viel erfolgreicher bin als auf dem grünen Rasen mit dem FC Buchloe.

    Wie wird man denn so gut? Und was zeichnet einen E-Sportler denn aus?

    Dylan: Das ist schwer zu sagen. Blitzschnell handeln, reagieren, Entscheidungen treffen, die Mitspieler richtig einsetzen. Du brauchst einen Matchplan, Spielverständnis, man muss ein Spiel auch lesen und verstehen können.

    Das hört sich ja schon wieder an wie richtiger Fußball.

    Dylan: Ja, wie gesagt: Das ist schon sehr nahe dran. Nur dass man nicht so viel rennen muss (lacht).

    Und trotzdem wird das als „Sport“ bezeichnet.

    Dylan: Das ist Sport, das kannst Du glauben! Wenn ich ein Qualifikationsturnier spiele wie dieser Tage in Köln oder in Bukarest, dann dauert das sieben, acht Stunden. Wenn es Verlängerung gibt oder Elfmeterschießen, dann noch länger.

    Das hört sich ja ...

    Dylan: Jaja, ich weiß: wie richtiger Fußball an.

    Und wie wurdest Du so gut? Immerhin bist Du jetzt ja Profi und verdienst richtiges Geld mit diesem Hobby.

    Dylan: Stimmt, ich könnte von dem Geld schon ganz gut leben, das ich als Profi beim VfL Wolfsburg verdiene. Und dann kommen ja auch noch die Preisgelder von den Turnieren dazu.

    Das klingt nach Druck?

    Dylan: Als Weltranglistenzehnter gehöre ich zu den 16 besten FIFA-Spieler auf der XBOX.

    Neulich hast Du ja gleich mal 50.000 Euro gewonnen. Eine Menge Geld für einen 17-Jährigen.

    Dylan: Auf jeden Fall. Aber meine Eltern passen da schon auf, dass ich keinen Unfug mache. Sie haben mich von Anfang an unterstützt und meine Mutter ist bei jedem Turnier dabei.

    Mit Deinem Vater hat Deine Karriere ja irgendwie auch zu tun?

    Dylan: Ja, mein Papa hat sich vor ein paar Jahren eine X-Box gekauft, damals noch mit Fifa 2010 (schmunzelt).

    Und dann hast Du mit ihm gezockt?

    Dylan: Ja, das war super. Aber ich hab dann schon recht schnell gemerkt, dass ich etwas besser spiele als er. Dann hab ich eben mit meinen Schulfreunden gezockt.

    Bis auch die keine Gegner mehr waren?

    Dylan: Ja, schon. So hab ich dann eben angefangen, bei Online-Wettbewerben mitzumachen. Auch da war ich gleich bei den Besten, hab von 30 Spielen 28 gewonnen oder so.

    Und dann Dein erstes internationales Turnier?

    Dylan: Ja, bei meinen ersten beiden Auftritten musste ich noch Lehrgeld bezahlen. Dann im Herbst 2019, also gerade mal vor etwa einem Jahr, kam dann der FUT Champions Cup in Bukarest. Da habe ich gegen den Weltranglistenersten Donovan „Tekkz” Hunt gespielt und habe ihm den Titel als jüngster Champions Cup-Sieger abgeknöpft. Das ist ein „Titan“ in der E-Sports-Szene.

    Das Preisgeld waren 50.000 Euro?

    Dylan: Ja, krass, nicht wahr?

    Und da wurdest Du dann von einem Bundesligaverein entdeckt?

    Dylan: Genau, ein Scout des 1. FC Köln kam auf mich zu und hat mich verpflichtet.

    Und warum der Wechsel zum VfL Wolfsburg?

    Dylan: Weil die Möglichkeiten hier besser sind. Und die Sponsoren.

    Moment mal, Du bist doch Schüler.

    Dylan: Ja klar, und auch kein schlechter. Im März werde ich mein Abitur machen. Meine Schule, das Joseph-Bernhart-Gymnasium, hat mich sehr unterstützt. Wenn ich mal eine Befreiung für ein Turnier brauche, klappt das meistens, wenn keine Klausuren anstehen. Dafür bin ich sehr dankbar, das ist längst nicht selbstverständlich. Derzeit konzentriere ich mich hauptsächlich auf mein Abi.

    Und dann? E-Sports-Profi?

    Dylan: Klar. Aber ich will schon auch ein Studium machen, so nebenher halt. Vielleicht Informatik, auf jeden Fall etwas in diese Richtung.

    Bleibt dazu die Zeit? Wie sieht denn der Alltag eines E-Sportlers aus? Training und so etwas, also wie ...

    Dylan: ... wie beim richtigen Fußball, genau. Ohne Training geht gar nichts, da bist Du ganz schnell wieder weg vom Fenster. Um als E-Sportler wirklich erfolgreich sein zu können, muss man körperlich UND mental topfit sein. Und bevor Du es sagst: Ja, ganz genau so wie beim „richtigen“ Fußball.

    Bleibt da dann noch Zeit für ein normales Leben, das ein 17-Jähriger so führt?

    Dylan: Nun, ich glaube, dass sich einige in meinem Alter so ein Leben durchaus wünschen würden, wie ich es jetzt lebe. Ich verzichte ja auch auf Nichts, was ich gerne machen will. Aber klar, ich muss schon fokussiert sein. Aber ich weiß ja, was ich will.

    Das ist?

    Dylan: Ich will Weltmeister werden. Bei der letzten WM bin ich in der Vorrunde ausgeschieden. Das wurmt mich noch heute. Und wenn ich mit der Schule fertig bin, werde ich mich noch mehr auf die E-Sports-Bundesliga konzentrieren. Dazu brauche ich einen Mitspieler.

    Gibt es davon nicht zigtausende oder sogar Millionen?

    Dylan: Nicht hier in Bayern, zumindest keine Profis. Aber das wird sich bestimmt noch ändern.

    Wenn alle Vereine aus der „richtigen“ Bundesliga auch in der E-Sports-Liga mitspielen?

    Dylan: Ja, zum Beispiel der FC Bayern hat noch gar kein Team im E-Sports. Dabei ist das ein weltweiter Trend, Millionen Spieler verfolgen die Matches schon heute live.

    Du spielst heute gegen die E-Sportler, die Du selbst noch vor einem Jahr angehimmelt hast?

    Dylan: Ja, krass, nicht wahr? Gorilla zum Beispiel, der war auch schon Weltmeister. Damals habe ich seine Spiele online verfolgt. Und heute spiele ich gegen ihn.

    Wie oft musst Du Dich denn zwicken, damit Du auch wirklich glauben kannst, was Du da gerade so alles erlebst?

    Dylan: Ja, das ist schon unglaublich. Es ging alles so schnell. Ist schon krass.

    Mehr Infos zu Dylan gibt es unter www.instagram.com/dullenmike und www.twitter.com/dullendike

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