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Türkheim: "Blind vor Liebe": Achtung Krötenwanderung

Türkheim

"Blind vor Liebe": Achtung Krötenwanderung

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    Für die Zeit während der Krötenwanderungen im März und Anfang April wurde entlang der Verbindungsstraße durch den Wald temporär eine Tempo-30-Zone ausgewiesen.
    Für die Zeit während der Krötenwanderungen im März und Anfang April wurde entlang der Verbindungsstraße durch den Wald temporär eine Tempo-30-Zone ausgewiesen. Foto: Sabine Schaa-Schilbach

    Kröten, Molche und Frösche bleiben für uns Menschen meist verborgen. Für Amalie Trautmann-Albrecht (57) aus Irsingen macht gerade das die Faszination aus. „Wir Menschen wissen viel zu wenig über sie. Sie werden vernachlässigt“, sagt sie, „aber man kann so viel über sie lernen.“

    Scharen von Kröten machen sich auf, um zu laichen

    Sie und ihre Mitstreiter lernen bei ihren nächtlichen und frühmorgendlichen Aktionen am Krötenzaun zwischen Irsingen und der Wörishofer Straße viel Neues über diese Tiere. Wenn es „warm und feucht“ sei über Nacht, würden sie sich in Scharen von ihrem Lebensraum Wald auf zum Wasser machen, um dort zu laichen. Später käme der Rückweg in den Wald. So sind sie zweimal höchst gefährdet beim Überqueren der Straße.

    Als verantwortlich für den gemeindlichen Tierschutz müsse sich die Marktgemeinde Türkheim um die baulichen Veränderungen während der Laichzeit von Amphibien dort kümmern, wo durch Kiesgruben und Weiher mit vielen tierischen Wanderern über eine Straße zu rechnen ist. So wie bei Irsingen. Hinweisschilder und Warnbarken zur optischen Straßenverengung wurden aufgestellt.

    Heuer zum ersten Mal Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h

    Auch die zeitlich begrenzte Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Stundenkilometer für den Krötenzaun- Straßenabschnitt gäbe es heuer zum ersten Mal. Die Helfer von Bund Naturschutz Ortsgruppe Türkheim/Ettringen sorgten dann für das Aufstellen der Zäune und das Eingraben der Eimer. Die haben unten Löcher, damit mögliches Regenwasser abfließen kann. Sie sind außerdem mit einer dicken Schicht Laub gepolstert, damit sich die Amphibien eingraben und so vor Feinden schützen können. Für vorwitzige Mäuse, die hineinfallen könnten, gibt es eine Kletterstange.

    Das Entscheidende ist aber, dass während der vier bis sechs Wochen der Krötenwanderungen diese Strecke betreut wird. Seit sechs Jahren sind an dieser Stelle zweimal an jedem Tag, am späten Abend und am frühen Morgen, die Helfer der Einsammelaktion im Einsatz. So eine Aktion kann für den Einzelnen ein bis drei Stunden dauern. Sechzehn Freiwillige aus Irsingen, Türkheim und Amberg würden heuer mitmachen.

    Ausgerüstet mit Stirnlampen, Warnwesten und Handschuhen

    Ausgerüstet mit Stirnlampen, Warnwesten und Handschuhen würden die Hinweg-Eimer über einen Pfad zum Rand der Kiesgrube hinuntergetragen und die Tiere dort ausgesetzt. „Sie laufen alle in die richtige Richtung, sie wissen genau, wo das Wasser ist“, sagt Amalie Trautmann-Albrecht. Am vergangenen Freitag, als die Nacht noch lau war, hätten sie und ihr Mann 244 Kröten eingesammelt. Die Molche würden noch fehlen. Erstmals in diesem Jahr gäbe es auch den südlichen Zaun für die Rückwanderer in den nördlich der Straße gelegenen Wald.

    Amphibien könnten Strecken von drei bis fünf Kilometern zurücklegen. Sie sind durch den Verkehr beim Überqueren von Straßen sehr gefährdet. Aber auch ihr Lebensraum wird immer stärker eingeschränkt. Das Irsingener Gewerbegebiet „Am Unterfeld“ frisst sich immer weiter in ihren Lebensraum Wald hinein. Wegen des Käferbefalls wurden viele Bäume gefällt. „Ob die Amphibien hier dann überhaupt überleben können, ist fraglich“, befürchtet Trautmann-Albrecht.

    „Heuer sind weniger Fahrer unterwegs“

    Sie hat das Bedürfnis, den Tieren zu helfen: der Verkehr sei so stark, außer derzeit in diesem Jahr: „Heuer sind weniger Fahrer unterwegs.“ Ausschlaggebend für das Engagement des Bund Naturschutz (BN) Ortsgruppe Türkheim/Ettringen seien private Aktionen zur Amphibienrettung von Susanne Brinkmann gewesen. Diese Idee wurde dann vor sechs Jahren „mit Begeisterung“ (Trautmann-Albrecht) vom BN aufgenommen. Seitdem sei das Projekt gewachsen.

    Vier bis sechs Wochen wären heuer für die Aktion bei Irsingen eingeplant. Für jeden Tag würde genau Buch geführt über die Anzahl der geretteten Tiere und über äußere Einflüsse wie das Wetter. Hinterher würde gemeinsam Bilanz gezogen. In diesem Jahr gäbe es schon 1236 insgesamt gerettete Tiere auf dem Weg zum Wasser. 61 habe man am Rückkehrer-Zaun aufgesammelt und über die Straße in den Wald getragen. Das war der Stand vom vergangenen Wochenende.

    Insgesamt ginge jetzt die Aktion noch zwei Wochen weiter. Vor allem wenn es bald abends wieder wärmer würde, sollten die Autofahrer von der Wörishofer Straße nach Irsingen sehr langsam durch das kleine Waldstück mit den zwei Zäunen und den rot-weißen Barken unterwegs sein.

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